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2. Cuttings box 37//4
MTcana
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VIER DEUTSCHE NEU-ROMANTIKER
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des Dieners, dem sich niemand entziehen kann, kommt zwischen dem Vikar
und seinem Bruder Robert eine Versöhnung zustande. Mary gelangt wieder
zu ihrem Vater, und der Bischof von Lancashire wird aus dem Hause gejagt.
Der Vikar streift die Hemdärmel auf, um mit seinem Bruder Robert die Ka¬
näle unter der Kirche zu reinigen. Das bedeutet, er will an einer Reorgani¬
sation der christlichen Kirche arbeiten und versuchen nach Jesu Lehren
zu leben.
Zum Schluß gibt sich dann der Diener als der Bischof aus Indien zu
erkennen.
Kennedy plant noch sechs Dramen, die sich alle mit sozial-ethischen
Probiemen befassen sollen.
Bald wird füs das amerikanische Drama auch eine neue Pflegestätte
eröffnet werden, durch das „New Theatre“, das reichlich subventioniert
wird und nicht wie die Bühnen des Theatertrust kommerziellen Zwecken
dienen soll, sondern in das abwechselndes Repertoire guter moderner und
auch klassischer Stücke eingeführt werden wird.
Die Versuche mit einer freien Bühne, dem Mangel an Instituten, die nicht
nur das kommerzielle Interesse im Auge haben, abzuhelfen, haben für Ur¬
aufführungen noch wenig erreicht. Die „Progressive Stage Society“ und
einige andere Vereinigungen, die die Ziele einer freien Bühne verfolgten,
konnten hauptsächlich wegen Geldmangel nicht weiter existieren.
Die deuitsche freie Bühne, die erst vor einem Jahre gegründet wurde,
war allerdings sehr erfolgreich und zählt bereits über 800 Mitglieder. Aber
man hat sich bisher darauf beschränkt, gute Stücke auszuwählen, die ohnehin
auf dem Repertoire unseres deutschen Theaters standen, und die eine mo¬
derne Tendenz verfolgten. Aber eine Weiterentwicklung wird auch hier
stattfinden. Es ist sicher, daß sowohl die dramatische Produktion als auch
die Darstellungskunst in den letzten 5 Jahren hier sehr gewachsen sind.
Vor allem das Interesse an beiden, denn nur wenn dieses vorhanden ist,
können ja die Talente zur Geltung kommen. Sie haben sich jedenfalls nicht
erst in dieser kurzen Zeit entwickelt, aber erst jetzt beginnt man den dra¬
matischen Autoren, die etwas Ernstes, besonders auf sozialem Gebiet, zu
sagen haben, nach und nach die Tore der Bühnen zu öffnen.
O
A
O
DR. CHRISTINE TOUAILLON, VORAU, STEIER¬
MARK: VIER DEUTSCHE NEU-ROMANTIKER.
I E geistige Entwicklung der beiden verflossenen Jahrhunderte
wird von demselben gesetzmäßigen Zug beherrscht. Der höchsten
Schätzung des Bewußten, Klaren, Abgegrenzten folgt stärkstes
0
Verlangen nach dem Unbewußten, Dämmerhaften, Zerfließenden.
Der Aufklärung folgt die Romantik, dem Naturalismus die Neuromantik
auf dem Fuße. Keine Mode, sondern wahrster Ausdruck der Sehnsucht, die
alle Herzen durchdringt und sich in den mannigfaltigsten Formen äußert.
Beständig flutet der geistige Strom zwischen den beiden Polen hin und her;
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VIER DEUTSCHE NEU-ROMANTIKER
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des Dieners, dem sich niemand entziehen kann, kommt zwischen dem Vikar
und seinem Bruder Robert eine Versöhnung zustande. Mary gelangt wieder
zu ihrem Vater, und der Bischof von Lancashire wird aus dem Hause gejagt.
Der Vikar streift die Hemdärmel auf, um mit seinem Bruder Robert die Ka¬
näle unter der Kirche zu reinigen. Das bedeutet, er will an einer Reorgani¬
sation der christlichen Kirche arbeiten und versuchen nach Jesu Lehren
zu leben.
Zum Schluß gibt sich dann der Diener als der Bischof aus Indien zu
erkennen.
Kennedy plant noch sechs Dramen, die sich alle mit sozial-ethischen
Probiemen befassen sollen.
Bald wird füs das amerikanische Drama auch eine neue Pflegestätte
eröffnet werden, durch das „New Theatre“, das reichlich subventioniert
wird und nicht wie die Bühnen des Theatertrust kommerziellen Zwecken
dienen soll, sondern in das abwechselndes Repertoire guter moderner und
auch klassischer Stücke eingeführt werden wird.
Die Versuche mit einer freien Bühne, dem Mangel an Instituten, die nicht
nur das kommerzielle Interesse im Auge haben, abzuhelfen, haben für Ur¬
aufführungen noch wenig erreicht. Die „Progressive Stage Society“ und
einige andere Vereinigungen, die die Ziele einer freien Bühne verfolgten,
konnten hauptsächlich wegen Geldmangel nicht weiter existieren.
Die deuitsche freie Bühne, die erst vor einem Jahre gegründet wurde,
war allerdings sehr erfolgreich und zählt bereits über 800 Mitglieder. Aber
man hat sich bisher darauf beschränkt, gute Stücke auszuwählen, die ohnehin
auf dem Repertoire unseres deutschen Theaters standen, und die eine mo¬
derne Tendenz verfolgten. Aber eine Weiterentwicklung wird auch hier
stattfinden. Es ist sicher, daß sowohl die dramatische Produktion als auch
die Darstellungskunst in den letzten 5 Jahren hier sehr gewachsen sind.
Vor allem das Interesse an beiden, denn nur wenn dieses vorhanden ist,
können ja die Talente zur Geltung kommen. Sie haben sich jedenfalls nicht
erst in dieser kurzen Zeit entwickelt, aber erst jetzt beginnt man den dra¬
matischen Autoren, die etwas Ernstes, besonders auf sozialem Gebiet, zu
sagen haben, nach und nach die Tore der Bühnen zu öffnen.
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DR. CHRISTINE TOUAILLON, VORAU, STEIER¬
MARK: VIER DEUTSCHE NEU-ROMANTIKER.
I E geistige Entwicklung der beiden verflossenen Jahrhunderte
wird von demselben gesetzmäßigen Zug beherrscht. Der höchsten
Schätzung des Bewußten, Klaren, Abgegrenzten folgt stärkstes
0
Verlangen nach dem Unbewußten, Dämmerhaften, Zerfließenden.
Der Aufklärung folgt die Romantik, dem Naturalismus die Neuromantik
auf dem Fuße. Keine Mode, sondern wahrster Ausdruck der Sehnsucht, die
alle Herzen durchdringt und sich in den mannigfaltigsten Formen äußert.
Beständig flutet der geistige Strom zwischen den beiden Polen hin und her;