VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1909–1912, Seite 16

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Schnitzler an die
Sechzig Jahre österreichischer Litexatur Philipp Langmann, der in seinen Novellen die rollende
ohne Zagen zur wie
Musik unserer Tuchstadt, das drohende Surren feuchter Fa¬
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ihm andere folgten,
brikriemen festhielt, Richard Schaukal ein kluger Kopf,
eng. Sechs Fahrzehnkepsterreichischer Literatur. Dasschreibt
in der deutschen Litch
ein in allem und jedem selbständiger Künstlermensch, Karl
sich leicht und das suricht sich leicht. Doch man muß wohl ein
überlang nicht gelten
Hans Strobl, der mitten unter uns mühelos und stetig
wenig gesthichtlich, muß literäthistorisch denken, man müßte
das eine sehr schätze
auch ein paar Jahreszahlen hervorholen, wollte man so recht Wachsende, Hans Müller, der Dichter apfelblütenzarter
man uns draußen
die Worte erkennen, die diese Worte umschließen. Da unser Reime.
Schnitzlers Dialogen
Ist im Schlesien Frau Marie Stona als Lyrikerin,
Kaiser zur Welt kam, da lebte Goethe noch; da unser Kaiser
die Wiener Stadt s#
wie Epikerin beachtenswert, so muß für Böhmen der Lei¬
die Regierung antrat, lag der Herr Geheimrat und Statt¬
Rebenhügel und wa
nenwebersohn Adalbert Stifter in tiefer Liebe als gütiger
halter der göttlichen Poesie auf Erden erst sechzehn Jahre
wald=Landschaft.In
Schirmherr anerkannt werden. Der „österreichische Mörike“,
in der Fürstengruft zu Weimar; Premieren von Grillparzer
hungrige, immer ein
wenn man diesen innigen Maler der Natur, diesen fromm¬
und Nestroy und Bauernfeld konnte sich der Kaiser besehen.
Vorstadtmädchen. In
herzigen, großen Stilisten, so nennen will, dessen taufrisch¬
So etwas wie eine Hofkunst hat es bei uns in Öster¬
seit Grillparzer und
blinkende Art sich namentlich bei Hugo Salus glücklich
reich kaum jemals gegeben. Es wäre unklug, nach dieser
und Leiden wiener
wiederfindet.
Richtung, wie es jetzt trotzdem vielfach geschieht, unmutsvolle
Oberösterreich, „das Landl“, sei durch Franz Stelz=] Man kann den Nam
Klagen anzustimmen. Was in einem Reiche mit einer ein¬
aussprechen, ohne da
hamer repräsentiert. Seine in leichtflüssige Verse ge¬
zigen Sprache möglich ist, mochte bei uns von Anbeginn
auf die Lippen drä
gossene Lebensweisheit ist gesund und herzhaft gewesen, wie
verwehrt erscheinen. Aben hat es sich nicht gezeigt, wie wenig
vornehmster Wiener
der munter sprudelnde Dialekt. Linzer und nicht etwa Wiener
günstig ein unmittelbares, persönliches Eingreifen des höch¬
mannsthal. Von
man muß das ausdrücklich sagen — ist Hermann Bahr.
sten Machtträgers im Staate die Literatur — und nicht nur
jahre Abschied nehn
Ein rastloser Anreger, so recht der Papa jener Strömungen,
diese — zu fördern vermag? Die Stellung unseres Kaisers
antiker Dichtung er
die man, stets mit einem innerlichen Vorbehalt, die Moderne
hat sichdenn, auch der Literatur gegenüber, vornehmlich und
nals den höchsten kü
geheißen hat und noch heißt.
notwendigerweise darauf beschränkt, aus der Privatschatulle
gewaltiger der Sprch
Peter Rosegger vertrete die Steiermark. Ein Le¬
zu spenden. Reichlich zu spenden. Ein Mehr zu tun, wäre
Spannweite den zie
benslauf gar kraus und merkwürdig, der da den Geißhirten
ganz ohne jeden Zweifel Sache der kaiserlichen Berater,
ohne Nutzen schauen
und Schneiderbuben zu einer an mannigfaltigen Erfolgen
wäre Angelegenheit der Ministerien gewesen. Und daß hier
doch im Gefühle sieg
und Ehren reichen Höhe führte. Der Fritz Reuter unserer
manches unterlassen wurde, braucht auch in der festlichen
Pfeilern Schnitzler
Alpen, ein mutiger Mann und Eroberer wider Willen, der
Stimmung dieser Woche nicht unausgesprochen bleiben.
wird an Ernst und
die eindringlich gestalteten Schicksale seiner „stoansteirischen“
Gleich drei der Besten und Größten, die eine öster¬
geschrieben, was Au
Bauern bis an entlegene Meeresküsten trug. Und Ottokar
reichische Literaturgeschichte mit freudigem Stolze aufweisen
zwanzig Stunden de
Kernstock, der Sänger im Priesterwams. Viel zu wenig
kann, litten recht schwer darunter, daß aufmunternde An¬
Der Zufall woll
bekannt, ein bodeutsamer Könner, stark und streithaft, kernig,
erkennung nicht rechtzeitig kommen wollte: Franz Grill¬
Werke von sehr hoh
doch zart dabei: „Hie gut teutsch allerwege.“
parzer, Ferdinand v. Saar, Ludwig Anzengruber.
Rudolf Hans Bar
Tirok kann sich des, jungen, allein bereits gefestigten
Unser Heimatland Mähren, von dem in diesen Blättern
Offizier, dessen Büch
Ruhmes von Karl Schönherr erfreuen. Ein Drama¬
zunöchst ein Wort gestattet sei, ist so glücklich, sich eine Per¬
Geschehnissen und in
tiker von kluggegliedertetz, Wucht, wahrlich ein Tragiker, der
sönlichkeit beizählen zu dürsen, die doch wiederum zu einer
jauchzen können. Uns
mit unbeirrbarer Hand die Handlungen seiner Stücke mit
Köstlichkeit der österreichischen Literatur, nein, zum festen
verbrauchte Dichter
stahlhartem Griffel einzuzeichnen weiß. Auch der frühe Tod
Besitz der großen deutichen Nationalliteratur geworden ist:
raketengleich empors
von Anton Renk darf beklagt werden, eines Lyrikers,
Marie v. Ebner=Eschenbach, die wundervolle Frau und
schon vermeint, ein
dessen Fristallreine Verse an die wie im Schuppenpanzer er¬
Poetin, vor der sich alle Parteien in einmütiger
Formen und Forme
klirrenden Strophen seines Geistesbruders, des unglück¬
Verehrung neigen. Der Ebner gleich nach folgt Jakob Ju¬
Im ewig wechse
lichen Hermannv. Glimm erinnern.
lius David. Ein großer Mensch, ein stummer Kämpfer,
mag das dem Österr
Jetzt Niederösterreich! Besser gesagt: Wien. Ist doch
der zudem den schweren Duft der mährischen Ackerscholle in
und zuversichtlichen
die alte Kaiserstadt der große Sammelbehälter, dem unsere
seinen Büchern hatte, als das Wort von der Heimatkunst noch
lange, lange nicht in den Garküchen der Literatur herum= Talente seit jeher gern zustreben. Den sehr ansehnlichen Reigen,
gereicht wurde. Vier Lebende mögen den Ring schließen: der hier auf den Plan treten könnte, sei als Anführer Arthur