box 37/4
2. Cuttings
ist die Aufführung dramatischer Werke in früheren Zeiten] Bamberg und Kuh, in ihrer Art bedeutende Leute, haben
Hebbel nur geschadet, und daß Hauptmann durch das ihn
weit „sicherer“ gewesen, als jetzt unter der Judenherrschaft —
feiernde Judentum halb und halb zugrunde gerichtet worden
ich habe eine große Theaterchronik geschrieben und weiß da recht
ist, ist die Ansicht vieler. Wie ihn übrigens Juden zuerst
gut Bescheid. Wenn nun neuerdings das Kaufen belletristischer
erhoben, haben ihn auch Juden (H. Landsberg, Paul Gold¬
Werke bedeutend zugenommen hat, so ist das nicht
mann) zuerst „verworfen“. Es ist kein Segen bei der
das Verdienst des Judentums, sondern die Folge
jüdischen Freundschaft. So möchte ich auch alle deutschen
des steigenden Wohlstandes in Deutschland — wir
Dichter und Schriftsteller im Gegensatz zu dem Kritiker der
können es uns eher leisten. Als vor einigen Jahren
„Kölnischen Zeitung“ aufs eisrigste davor warnen, sich mit
die alte Klage über mangelndes Bücherkaufen in
den Juden einzulassen, es ist ein törichtes Gerede, daß sie
Deutschland abermals erhoben wurde, da trat der Verleger
durch Bekämpfung des Judentums „den Ast absägen, auf
Johannes Grunow auf und erklärte, diese Klage sei unbe¬
dem sie sitzen“, im Gegenteil, sie können nur gewinnen,
rechtigt. Glaubt man nun etwa, das Jndentum habe die
wenn sie sich wieder frei vom jüdischen Vermittlertum machen
Bücher des Grunowschen Verlags gekauft? Nein, das
alle unsere alten Dichter und Schriftsteller seit Klopstock
kauft sensationelle Werke, aber nicht schlichte Familienromane
und Lessing stehen weit selbständiger da, als wir heute, haben
sittlicher Haltung. Selbstverständlich, in die literarischen
weit mehr sie selbst sein können. Selbst aber auf die
Vorträge laufen die Juden wie in die Theaterpremieren,
Gefahr hin, daß uns der Brodsack wieder höher gehängt wird,
das ist Sensation oder doch mindestens interessante Unter¬
sollen wir die jüdische Herrschaft zu brechen versuchen — wie die
haltung, sie wissen auch meist geistreich über Literatur zu
„Kölnische Zeitung“ sehr richtig sagt, es leidet die nationale
schwatzen, aber wirkliches Verständnis für deutsche Literatur
Tiefe unsere Literatur, wenn sie noch länger fortbesteht, wir
haben ja nicht einmal ihre kritischen und literaturhistorischen
erhalten eine internationale Großstadtkultur, die gar keine
Größen, die R. M. Meyer, Eduard Engel und wie sie alle
Kultur mehr ist, wenn es noch lange so fortgeht wie bis¬
heißen. Und da soll die intelligente jüdische Jugend die christliche
her. Ich bin von Hause aus judenfreundlich gewesen, wie
(mit der sie nebenbei nicht einmal viel zusammenkommt)
die meisten im Liberalismus erzogenen Deutschen meiner
mit fortgerissen haben zum Kaufen bedeutsamer deutscher
Generation, aber ich habe dann die Juden kennen gelernt,
Werke — lächerlich! Friedrich Hebbel und Otto Ludwig
habe sie und ihr Schrifttum gründlich studiert, habe jetzt
haben Adolf Stern (kein Jude!) und meine Wenigkeit mit
mehr als ein Jahrzehnt mit ihnen im Kampf gelegen —
einigen anderen Deutschen in zwanzigjähriger mühevoller
jetzt kenne ich sie und werde zweifellos nicht mehr über sie
Arbeit endlich durchgesetzt, für Eduard Mörike und Gottfried
umlernen: Sie sind in der Tat auch auf dem Gebiet der
Keller ist nach Stern Ferdinand Avenarius immer wieder
Literatur von Börne und Heine bis heute das „Ferment
eingetreten, und ähnlich verhält es sich mit den übrigen
der Dekomposition“, sie können uns Deutschen weder
bedeutenden deutschen Dichtern neuerer Zeit wie
schöpferisch noch kritisch etwas geben, nur unser Eigenes
Raabe, die Ebner=Eschenbach usw. Als Leo Tolstoi
virtuosenhaft nachmachen, überbieten und es dadurch wieder
ihn besuchende Deutsche (wahrscheinlich Juden) nach
verderben, zersetzen. Eine jüdische Ecke in unserer Literatur
Wilhelm von Polenz' „Büttnerbauern“ fragte, da
können wir uns im Notfall gefallen lassen (wie ich denn
kannten sie alle die letzten Romane Zolas, die Erzählungen
selber für echtes jüdisches Pathos und selbst für jüdischen
Kiplings, die Dramen Ibsens, d'Annunzios und Maeterlincks,
Witz etwas übrig habe), aber nimmermehr die jüdische
aber den bedeutendsten deutschen Roman der Zeit hatte
Herrschaft. Diese ist zuletzt der vollständige Untergang
niemand gelesen. Man schweige mir nur von den „Pienier¬
diensten“ des Jndentums in dieser Beziehung — selbst] unserer eigenen Dichtung und weiterhin unseres Volkstums.
Rechtspflege im Lande der Zuchtlosigkeit.
Streiflichter über Haiti.
Von E. Baron Binder=Krieglstein.
wegungen gaben der Erscheinung einen, den Negern sonst
„Gestatten Sie, daß ich Ihnen Herrn General Hearn
so fremden Anstrich von männlicher Würde. Als Distrikts¬
vorstelle, der lebhaft wünscht, Ihre Bekanntschaft zu
kommandant in einem Küstenplatze soll er sich seinerzeit
machen -
durch die Skrupellosigkeit seines summarischen Rechts¬
„Was mag das nur wieder für ein schwarzer Gauner
verfahrens, welches lediglich in raschem Füsilieren bestand,
“ meditierte ich, indem ich einem der Tausend
sein —
sehr bewährt haben.
haitianischen Generale die Flosse entgegenstreckte und nach
Der Mann schien interessant, und ich hoffte in ihm ein
einem herzlichen Händedrucke verstohlen am Rocksaume ab¬
wertvolles Studienobjekt zu finden, jedoch in den drei
wischte.
Tagen, da wir gemeinsam unser Frühstück einnahmen,
Ein sonderbarer Heiliger, dieser General! Herr Pape,
schien der Mann außerordentlich zerstreut und war nicht
der unsere Bekanntschaft vermittelt, versichert mir, er sei
in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Eine seltsame Un¬
einer der anständigsten Haitianer, welcher in der letzten
ruhe, die er nur schwer zurückdrängte, und manch ängstlicher
Revolution der Partei der Fiministen angehört habe, von
Blick, den ich erhaschte, sagten klar und deutlich, daß mit
der siegreichen Nordpartei aber begnadigt worden sei und
ihm nicht alles in Ordnung sei.
bis zu seiner Wiederanstellung der Firma Pape gute
Der vierte Morgen brachte bereits die Ueberraschung.
Dienste als Kommissionär leiste.
Er kam nicht zum Frühstück.
Der Mann sah nicht uneben aus — das dunkelbraune
B
2. Cuttings
ist die Aufführung dramatischer Werke in früheren Zeiten] Bamberg und Kuh, in ihrer Art bedeutende Leute, haben
Hebbel nur geschadet, und daß Hauptmann durch das ihn
weit „sicherer“ gewesen, als jetzt unter der Judenherrschaft —
feiernde Judentum halb und halb zugrunde gerichtet worden
ich habe eine große Theaterchronik geschrieben und weiß da recht
ist, ist die Ansicht vieler. Wie ihn übrigens Juden zuerst
gut Bescheid. Wenn nun neuerdings das Kaufen belletristischer
erhoben, haben ihn auch Juden (H. Landsberg, Paul Gold¬
Werke bedeutend zugenommen hat, so ist das nicht
mann) zuerst „verworfen“. Es ist kein Segen bei der
das Verdienst des Judentums, sondern die Folge
jüdischen Freundschaft. So möchte ich auch alle deutschen
des steigenden Wohlstandes in Deutschland — wir
Dichter und Schriftsteller im Gegensatz zu dem Kritiker der
können es uns eher leisten. Als vor einigen Jahren
„Kölnischen Zeitung“ aufs eisrigste davor warnen, sich mit
die alte Klage über mangelndes Bücherkaufen in
den Juden einzulassen, es ist ein törichtes Gerede, daß sie
Deutschland abermals erhoben wurde, da trat der Verleger
durch Bekämpfung des Judentums „den Ast absägen, auf
Johannes Grunow auf und erklärte, diese Klage sei unbe¬
dem sie sitzen“, im Gegenteil, sie können nur gewinnen,
rechtigt. Glaubt man nun etwa, das Jndentum habe die
wenn sie sich wieder frei vom jüdischen Vermittlertum machen
Bücher des Grunowschen Verlags gekauft? Nein, das
alle unsere alten Dichter und Schriftsteller seit Klopstock
kauft sensationelle Werke, aber nicht schlichte Familienromane
und Lessing stehen weit selbständiger da, als wir heute, haben
sittlicher Haltung. Selbstverständlich, in die literarischen
weit mehr sie selbst sein können. Selbst aber auf die
Vorträge laufen die Juden wie in die Theaterpremieren,
Gefahr hin, daß uns der Brodsack wieder höher gehängt wird,
das ist Sensation oder doch mindestens interessante Unter¬
sollen wir die jüdische Herrschaft zu brechen versuchen — wie die
haltung, sie wissen auch meist geistreich über Literatur zu
„Kölnische Zeitung“ sehr richtig sagt, es leidet die nationale
schwatzen, aber wirkliches Verständnis für deutsche Literatur
Tiefe unsere Literatur, wenn sie noch länger fortbesteht, wir
haben ja nicht einmal ihre kritischen und literaturhistorischen
erhalten eine internationale Großstadtkultur, die gar keine
Größen, die R. M. Meyer, Eduard Engel und wie sie alle
Kultur mehr ist, wenn es noch lange so fortgeht wie bis¬
heißen. Und da soll die intelligente jüdische Jugend die christliche
her. Ich bin von Hause aus judenfreundlich gewesen, wie
(mit der sie nebenbei nicht einmal viel zusammenkommt)
die meisten im Liberalismus erzogenen Deutschen meiner
mit fortgerissen haben zum Kaufen bedeutsamer deutscher
Generation, aber ich habe dann die Juden kennen gelernt,
Werke — lächerlich! Friedrich Hebbel und Otto Ludwig
habe sie und ihr Schrifttum gründlich studiert, habe jetzt
haben Adolf Stern (kein Jude!) und meine Wenigkeit mit
mehr als ein Jahrzehnt mit ihnen im Kampf gelegen —
einigen anderen Deutschen in zwanzigjähriger mühevoller
jetzt kenne ich sie und werde zweifellos nicht mehr über sie
Arbeit endlich durchgesetzt, für Eduard Mörike und Gottfried
umlernen: Sie sind in der Tat auch auf dem Gebiet der
Keller ist nach Stern Ferdinand Avenarius immer wieder
Literatur von Börne und Heine bis heute das „Ferment
eingetreten, und ähnlich verhält es sich mit den übrigen
der Dekomposition“, sie können uns Deutschen weder
bedeutenden deutschen Dichtern neuerer Zeit wie
schöpferisch noch kritisch etwas geben, nur unser Eigenes
Raabe, die Ebner=Eschenbach usw. Als Leo Tolstoi
virtuosenhaft nachmachen, überbieten und es dadurch wieder
ihn besuchende Deutsche (wahrscheinlich Juden) nach
verderben, zersetzen. Eine jüdische Ecke in unserer Literatur
Wilhelm von Polenz' „Büttnerbauern“ fragte, da
können wir uns im Notfall gefallen lassen (wie ich denn
kannten sie alle die letzten Romane Zolas, die Erzählungen
selber für echtes jüdisches Pathos und selbst für jüdischen
Kiplings, die Dramen Ibsens, d'Annunzios und Maeterlincks,
Witz etwas übrig habe), aber nimmermehr die jüdische
aber den bedeutendsten deutschen Roman der Zeit hatte
Herrschaft. Diese ist zuletzt der vollständige Untergang
niemand gelesen. Man schweige mir nur von den „Pienier¬
diensten“ des Jndentums in dieser Beziehung — selbst] unserer eigenen Dichtung und weiterhin unseres Volkstums.
Rechtspflege im Lande der Zuchtlosigkeit.
Streiflichter über Haiti.
Von E. Baron Binder=Krieglstein.
wegungen gaben der Erscheinung einen, den Negern sonst
„Gestatten Sie, daß ich Ihnen Herrn General Hearn
so fremden Anstrich von männlicher Würde. Als Distrikts¬
vorstelle, der lebhaft wünscht, Ihre Bekanntschaft zu
kommandant in einem Küstenplatze soll er sich seinerzeit
machen -
durch die Skrupellosigkeit seines summarischen Rechts¬
„Was mag das nur wieder für ein schwarzer Gauner
verfahrens, welches lediglich in raschem Füsilieren bestand,
“ meditierte ich, indem ich einem der Tausend
sein —
sehr bewährt haben.
haitianischen Generale die Flosse entgegenstreckte und nach
Der Mann schien interessant, und ich hoffte in ihm ein
einem herzlichen Händedrucke verstohlen am Rocksaume ab¬
wertvolles Studienobjekt zu finden, jedoch in den drei
wischte.
Tagen, da wir gemeinsam unser Frühstück einnahmen,
Ein sonderbarer Heiliger, dieser General! Herr Pape,
schien der Mann außerordentlich zerstreut und war nicht
der unsere Bekanntschaft vermittelt, versichert mir, er sei
in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Eine seltsame Un¬
einer der anständigsten Haitianer, welcher in der letzten
ruhe, die er nur schwer zurückdrängte, und manch ängstlicher
Revolution der Partei der Fiministen angehört habe, von
Blick, den ich erhaschte, sagten klar und deutlich, daß mit
der siegreichen Nordpartei aber begnadigt worden sei und
ihm nicht alles in Ordnung sei.
bis zu seiner Wiederanstellung der Firma Pape gute
Der vierte Morgen brachte bereits die Ueberraschung.
Dienste als Kommissionär leiste.
Er kam nicht zum Frühstück.
Der Mann sah nicht uneben aus — das dunkelbraune
B