2. Cuttings
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21. Dezember 1910
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stand er eigentlich einem solchen Urteil nahezu fassungs¬
los gegenüber. Aber es kam trotzdem vor, daß er seinen
Dezember.
Prozeßgegner von ehedem nach Jahren wieder engagierte.
andten in
Energie, das Inslebentreten, das Inszenesetzen, das
departement
war auch das Charakteristikum seiner Bühnenleitung. Als
Irmee von
ein Schüler und Anhänger Franz Dingelstedts legte er
sacht, den
großen Wert auf den Schmuck der Szene, auf den augen¬
fälligen Reiz der Kostüme. Gern erzählte er, wie er einst
ngstruppen
einer Probe Dingelstedts im Burgtheater beiwohnte, als
nander¬
Shakespeares Königsdramen vorbereitet wurden: Während
er Oberst
die Heroen des Burgtheaters agierten, besprach Dingel¬
stedt, ohne sich um die Probe zu kümmern, am Regie¬
n Obersten
tisch mit dem Theatertapezierer die Farbe eines Teppichs,
n Davilas
der am Abend aufgelegt werden sollte. Dingelstedt war
diese zu
es ja auch, der in ihm den zukünftigen Theaterdirektor
erkannte. Der souveräne Geist, der Ironiker, der, ehe
Neumann als Operndirektor mit Förster nach Leipzig
ging, zu ihm, seinem ehemaligen Opernmitglied, sagte:
Dezember.
„Wenn ich von Ihnen hören werde, daß Sie ein beliebter
einmütig
Direktor sind, so werde ich nichts von Ihnen halten,“
Republik
blieb Neumanns Vorbild.
ihren pro¬
Dennoch war er ein geliebter Direktor. Alte Wiener,
die sich noch erinnern, was einst die „Burg“ für das
Wiener gesellschaftliche und künstlerische Leben bedeutet
hat, werden es verstehen, wenn ich sage, in Prag ist das
Deutsche Landestheater heute noch die Burg. Daß es auch
Dezember.
eine nationale Burg ist, das erhöht ihren Wert in den
Augen der Prager Deutschen, das verstärkt die Aufmerk¬
esuch eines
samkeit, die auch die Czechen der deutschen Landesbühne
es Kauf¬
widmen. Und ist man auch einmal frappiert, wenn ein
usammen¬
Freund aus Süddeutschland als wichtigste Frage die zu
en Leben
stellen hat: „Was macht Angelo Neumann?“ so beherrscht
Teilnahme
doch tatsächlich das Theater unser gesellschaftliches Leben.
en, die er
Wir sprechen unaufhörlich davon, wir sind darum besorgt,
eumann?
wir kennen den letzten Mann im Chor und den jubi¬
sucher aus
lierenden Vorhangzieher, und wir erhalten oft genug
ich selbst,
anonyme Briefe, in denen wir aufgefordert werden, in
ung des
Leitartikeln die Frage des Repertoires und Ensembles,
eumanns
ja noch viel kleinere Angelegenheiten des Theaters zu
chauspiel¬
behandeln. Darum haben wir uns täglich mit Angelo
aftlich er¬
Neumann beschäftigt, wollten immer wissen, was dieser
er Persön¬
Mann macht, der immer etwas machen mußte, der von
ich un¬
Prag aus, das für seine Unternehmernatur zu klein war,
ann ge¬
andere Provinzen eroberte. War er doch schon mit dem
teumann,
ungeheuren Apparat des Richard Wagner=Theaters
ich denke
durch Deutschland, Italien und Oesterreich gezogen,
ist. Wo
hatte er doch schon die Verträge in der Tasche
werden,
gehabt, denen gemäß
er den „Lohengrin“
kommen,
Paris aufführen sollte, eine Absicht, die be¬
in wirkt.
kanntlich von einer Welle des Chauvinismus hinweg¬
äußere
gespült wurde. Nun plante er die Aufführung des
des Be¬
„Nibelungenringes“ in Rußland, er ging nach Peters¬
e wir in
burg, Moskau und Warschau. Das Gastspiel in Spanien
irch den
war durch den spanisch=amerikanischen Krieg zunichte
und nah
gemacht. Nach Berlin ging er mit dem Erstlingswerk des
wir ver¬
Italieners Mascagni, mit „Cavalleria rusticana“. Denn
jemand
seine Nähe zu Bayreuth hatte ihm die Liebe für die ita¬
zurecht
lienische Musik, die er noch von seiner eigenen Sängerzeit
em Tode
her hegte, nicht aus dem Herzen gerissen, und er strahlte
et, heute
förmlich vor Glück, wenn er in den Maifestspielen, deren
ann ver¬
Einrichtung, ebensowohl aus ökonomischen wie aus
künstlerischen Rücksichten erwachsen, das Deutsche Theater
ffordern
ihm zu danken hat, mit einem Ensemble erlesener italie¬
ich auf
nischer Sänger Bellini, Donizetti und Verdi zu neuem
Kirche
Leben erwecken konnte.
Reiter¬
Die Inszenierung von „Cavalleria rusticana“ war
welt¬
ein Meisterstück Neumannscher Kunst. Er hatte ursprüng¬
chier in
lich die Annahme des Werkes abgelehnt, weil zu hohe
in gro߬
Forderungen für Tantièmen und Material gestellt worden
lber sein
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stand er eigentlich einem solchen Urteil nahezu fassungs¬
los gegenüber. Aber es kam trotzdem vor, daß er seinen
Dezember.
Prozeßgegner von ehedem nach Jahren wieder engagierte.
andten in
Energie, das Inslebentreten, das Inszenesetzen, das
departement
war auch das Charakteristikum seiner Bühnenleitung. Als
Irmee von
ein Schüler und Anhänger Franz Dingelstedts legte er
sacht, den
großen Wert auf den Schmuck der Szene, auf den augen¬
fälligen Reiz der Kostüme. Gern erzählte er, wie er einst
ngstruppen
einer Probe Dingelstedts im Burgtheater beiwohnte, als
nander¬
Shakespeares Königsdramen vorbereitet wurden: Während
er Oberst
die Heroen des Burgtheaters agierten, besprach Dingel¬
stedt, ohne sich um die Probe zu kümmern, am Regie¬
n Obersten
tisch mit dem Theatertapezierer die Farbe eines Teppichs,
n Davilas
der am Abend aufgelegt werden sollte. Dingelstedt war
diese zu
es ja auch, der in ihm den zukünftigen Theaterdirektor
erkannte. Der souveräne Geist, der Ironiker, der, ehe
Neumann als Operndirektor mit Förster nach Leipzig
ging, zu ihm, seinem ehemaligen Opernmitglied, sagte:
Dezember.
„Wenn ich von Ihnen hören werde, daß Sie ein beliebter
einmütig
Direktor sind, so werde ich nichts von Ihnen halten,“
Republik
blieb Neumanns Vorbild.
ihren pro¬
Dennoch war er ein geliebter Direktor. Alte Wiener,
die sich noch erinnern, was einst die „Burg“ für das
Wiener gesellschaftliche und künstlerische Leben bedeutet
hat, werden es verstehen, wenn ich sage, in Prag ist das
Deutsche Landestheater heute noch die Burg. Daß es auch
Dezember.
eine nationale Burg ist, das erhöht ihren Wert in den
Augen der Prager Deutschen, das verstärkt die Aufmerk¬
esuch eines
samkeit, die auch die Czechen der deutschen Landesbühne
es Kauf¬
widmen. Und ist man auch einmal frappiert, wenn ein
usammen¬
Freund aus Süddeutschland als wichtigste Frage die zu
en Leben
stellen hat: „Was macht Angelo Neumann?“ so beherrscht
Teilnahme
doch tatsächlich das Theater unser gesellschaftliches Leben.
en, die er
Wir sprechen unaufhörlich davon, wir sind darum besorgt,
eumann?
wir kennen den letzten Mann im Chor und den jubi¬
sucher aus
lierenden Vorhangzieher, und wir erhalten oft genug
ich selbst,
anonyme Briefe, in denen wir aufgefordert werden, in
ung des
Leitartikeln die Frage des Repertoires und Ensembles,
eumanns
ja noch viel kleinere Angelegenheiten des Theaters zu
chauspiel¬
behandeln. Darum haben wir uns täglich mit Angelo
aftlich er¬
Neumann beschäftigt, wollten immer wissen, was dieser
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Mann macht, der immer etwas machen mußte, der von
ich un¬
Prag aus, das für seine Unternehmernatur zu klein war,
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andere Provinzen eroberte. War er doch schon mit dem
teumann,
ungeheuren Apparat des Richard Wagner=Theaters
ich denke
durch Deutschland, Italien und Oesterreich gezogen,
ist. Wo
hatte er doch schon die Verträge in der Tasche
werden,
gehabt, denen gemäß
er den „Lohengrin“
kommen,
Paris aufführen sollte, eine Absicht, die be¬
in wirkt.
kanntlich von einer Welle des Chauvinismus hinweg¬
äußere
gespült wurde. Nun plante er die Aufführung des
des Be¬
„Nibelungenringes“ in Rußland, er ging nach Peters¬
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burg, Moskau und Warschau. Das Gastspiel in Spanien
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war durch den spanisch=amerikanischen Krieg zunichte
und nah
gemacht. Nach Berlin ging er mit dem Erstlingswerk des
wir ver¬
Italieners Mascagni, mit „Cavalleria rusticana“. Denn
jemand
seine Nähe zu Bayreuth hatte ihm die Liebe für die ita¬
zurecht
lienische Musik, die er noch von seiner eigenen Sängerzeit
em Tode
her hegte, nicht aus dem Herzen gerissen, und er strahlte
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förmlich vor Glück, wenn er in den Maifestspielen, deren
ann ver¬
Einrichtung, ebensowohl aus ökonomischen wie aus
künstlerischen Rücksichten erwachsen, das Deutsche Theater
ffordern
ihm zu danken hat, mit einem Ensemble erlesener italie¬
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nischer Sänger Bellini, Donizetti und Verdi zu neuem
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Leben erwecken konnte.
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Die Inszenierung von „Cavalleria rusticana“ war
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ein Meisterstück Neumannscher Kunst. Er hatte ursprüng¬
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lich die Annahme des Werkes abgelehnt, weil zu hohe
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