21. Januat 1911.
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Aigenleine Tritunnf
unter nicht so wirken, wie es ihrem Gegenstande nach wün¬
scheidend sei; daß es also vollständig genüge, wenn das, was
schenswert wäre, so kommt vielleicht bei ihnen mitunter eine
sie vortragen, nur irgendwie interessant ist, daß es aber voll¬
gewisse Unterschätzung des äußerlichen Momentes mit in
ständig gleichgültig sei, wie vorgetragen werde. Sie vergessen
Frage. Wir haben in jüngster Zeit zwei wissenschaftliche Red¬
dabei, daß das Schönste, das es in Prosa und in Poesie nur
ner gehört, die beide in ihrer Art und nach dem gewählten
geben kann, vollständig wirkungslos verpufft, wenn es schlecht
Thema sehr interessant und doch von einander grundverschie¬
vorgetragen wird, daß aber umgekehrt gerade die zuletzt so
den waren. Professor Dr. Hermann Oldenberg aus Göt¬
verderbliche Wirkung der antiken Dialektik und Sophistik dar¬
tingen hörten wir in der Orientalischen Gesellschaft. Er sprach
auf beruhte, daß man es verstand, durch das Wie des Vortrags
über die ältesten Religionsurkunden Indiens, über die Veden.
ganz ungeheuere, uns heute unbegreifliche Wirkungen zu er¬
Wir waren sehr gespannt, den Mann kennen zu lernen, der
zielen. Als Fritz Reuter aufgefordert wurde, in plattdeutschen
uns so ziemlich das beste deutsche Buch über den Buddhismus
Vereinen doch einmal seine eigenen Sachen vorzutragen,
geschenkt, und der neben manchen anderen Publikationen, die
schrieb er 1868 an einen dieser Versucher: „Es ist wahr, ich
wir seinerzeit in der wissenschaftlichen Beilage zur Allgemei¬
habe in Gotha (im Schauspielhaus) zweimal eine Vorlesung
nen Zeitung angezeigt hatten („Aus Indien und Iran“, „Die
gehalten; das war aber zum Besten des Gustav Adolf=Vereins,
Literatur des alten Indien", „Aus dem alten Indien“
und es hat mich genug Ueberwindung gekostet. Ich hasse der¬
„Indien und die Religionswissenschaft“ usw.), bekanntlich
lei Präsentation und Ostentation.... Poetische Produktionen
auch ein solches über „Die Religion des Veda“ geschrieben hat.
werden bessere Vorleser finden als den Dichter selbst.“ Reuter
Da wir also so ziemlich alles kennen, was er geschrieben, er¬
hat recht: mit wenigen Ausnahmen sind die Dichter die schlech¬
warteten wir nicht wesentlich Neues zu hören. Wir fanden ihn
testen Interpreten ihrer Werke. Als Arthur Schnitzler vor
nur etwas skeptischer geworden bezüglich des Alters und der
kurzem in München eigene Sachen vorlas und von seinen Ver¬
Herkunft der Veden und der Zusammensetzung jener Völker¬
ehrern mit freudiger Spannung erwartet wurde, war man
schaften, die in der vorvedischen Zeit aus Iran in Indien ein¬
allgemein enttäuscht. Die Dichtungen, die gelesen oder durch
gewandert, die Urbevölkerung unterjochten und wohl die älte¬
den nächstbesten geschulten Schauspieler vorgetragen, von Wir¬
sten Hymnen des Rigveda sangen. Wenn Professor Oldenberg
kung hätten sein können, fielen vollkommen ab. Aehnliches er¬
aber in der Einleitung zu seinem Vortrag Volk und Zeit
leben wir bei Gerhart Hauptmann jedesmal, wenn er Stücke
orientierend besprach, denen der Veda entkeimte, so durfte
aus seinen bereits aufgeführten Dramen vorliest, Stücke also,
man einigermaßen überrascht sein, den großartigen Ausklang
deren Wirkung wir vom Theater her kennen: ein halbwegs
des Veda nicht einmal mit dem Namen Vedanta bezeichnet
guter Schauspieler macht die Sache besser als er, und wenn
zu hören und nur mit der mageren Zitierung eines Verses aus
wir nur ein bißchen aufrichtig gegen uns selbst sein wollen,
den vielen großartigen Hymnen des zehnten Buches des Rig¬
müssen wir gestehen, daß es eigentlich nicht die betreffende
veda, die in ungeahnter großartiger pantheistischer Auffassung
Dichtung, das gesprochene Wort, sondern die Person des Dich¬
schon zu den Upanishaden überleiten, vorlieb nehmen zu
ters selbst ist, die uns den Vortrag lohnend und interessant ge¬
müssen. Das war um so mehr zu bedauern, als dem etwas ein¬
macht hat.
seitig abfälligen Bilde, das der Vortragende von der tief¬
Vor kurzem hatten wir die Freude, einen jungen, in
stehenden krausen Mythologie des Rigveda zeichnete, die not¬
München schon halb vergessenen Dichter und Schriftsteller am
wendige wohltuende Ergänzung in der wunderbaren Erschei¬
Vortragstische wieder zu sehen, wo er es seit mehr als zehn
nung des Vedanta fehlte oder mindestens dabei zu kurz kam.
Jahren zum erstenmal wieder unternahm, eigene noch unge¬
Da Professor Oldenberg seinen Stoff natürlich souverän be¬
druckte Dichtungen einem kleinen Publikum anhänglicher
herrschte, gab es einen ununterbrochenen Vortrag ohne
Freunde und Verehrer vorzutragen. Es war Dr. Otto Hel¬
Stockung, der in der monotonen Sprechweise nur etwas trocken¬
muth Hopfen, dessen literarische Erstlinge das Feuilleton
wirkte, wie denn auch merkwürdigerweise Oldenbergs „Reli¬
der Allgemeinen Zeitung vor Jahren einem weiteren Publi¬
gion des Veda“ in der Kraft und Lebendigkeit der Darstellung
kum vermittelte. Seither hat der junge Hopfen nach vielfachen
hinter seinem „Buddha“ bedeutend zurücksteht.
Reisen und Studien sich in Florenz angesiedelt, um dort ganz
und ungestört seinen literarischen Arbeiten zu leben. Wenn er
Oldenbergs Widerspiel war Professor C. G. Schil¬
auch seine Begabung vom Vater ererbt haben mag, so ist sie
lings, der im alten Rathaussaale bei einer Polarkälte, die
doch ganz anderer Art, und dies prägt sich ganz besonders jetzt
von seiten der Arrangeure, des Vereins für den künfüigen Zoo¬
aus, wo Hopfen sich als ein in der Zwischenzeit sehr gereifter
logischen Garten, ohne jede Rücksicht auf die Besucher durch
und abgeklärter Dichter vorstellt. Er las uns drei seiner unge¬
keine Ofenwärme zu mildern versucht war, über die „Afrika¬
druckten Dichtungen vor: eine „Florentiner Idylle“, in der
nische Tierwelt“ vortrug. Dieser Vortrag war ganz sprühen¬
mit großer psychologischer Feinheit in Kürze die Geschichte
des Leben. Leider konnte sich an ihm nur unsere Begeiste¬
einer Versuchung erzählt wird, dann eine vierteilige Ballade
rung, nicht aber unser langsam einfrierender Körper erwär¬
„Arthur der Segler“, eine düstere nordische Meerdichtung, die
men. Professor Schillings ist ein vorzüglicher Redner. Er
vielleicht die Begabung Hopfens im schönsten Lichte zeigte,
spricht nicht nur laut und deutlich, sondern auch ohne jede
und endlich eine Florentiner Vers=Humoreske „Zugvögel“ (in
Pose, und es ist nicht ein gelehrter Vortrag, sondern eine mit¬
drei Tänzen und einem ernsteren Intermezzo), die dem Vor¬
fortreißende Erzählung und Plauderei, die scheinbar ganz un¬
trag einen behaglich heiteren Ausklang verlieh. Was Dr.
vorbereitet direkt vom Herzen des Sprechers zu den Herzen der
Hopfen an Sprachtechnik und überlegener Berechnung der
Hörer dringt. Die afrikanische Tierwelt selbst schien anfangs
Wirkungen vielleicht abging, wußte er durch überzeu¬
ganz Nebensache zu sein, so sehr war Professor Schillings von
gende Kraft des Ausdrucks zu ersetzen. Um ja recht
seiner Herzenssache, dem Schutz der Vögel, den er den Damen
deutlich zu sein, ließ er sich im Gegensatz zu der Ge¬
empfahl, eingenommen. Ob es viel genützt hat, ob nur eine
wohnheit aller Neulinge, allzuschnell zu sprechen, dazu ver¬
der Damen ihren Reiherfederhut bei der Modistin deshalb ab¬
leiten, mit zu vielen Zäsuren, d. h. zu langsam vorzutragen, so
bestellt hat — wer mag es wissen? Wenn aber etwas imstande
daß, musikalisch ausgedrückt gewissermaßen das Portamento,
ist, dem Vogelmord im Dienste der Mode zu steuern, so sind es
die gebundenen Bögen der Verse fehlten und der Rhythmus
gewiß die beweglichen Worte Professor Schillings' und noch
derselben darunter leiden mußte. Auch hier hätte ein leidlich
mehr seine Lichtbilder gewesen, die uns die blutenden Reiher¬
guter Berufsrezitator oder Schauspieler dem Dichter vielleicht
leichen zu den Füßen der Nester zeigten. Erst als Schillings
mehr genützt, als er es selbst konnte. Freilich, der lebende
diesem Herzensbedürfnisse genügt und noch ein kräftiges Wort
Konnex zwischen dem Dichter selbst und seinem Publikum war
zugunsten unseres künftigen Zoologischen Gartens eingelegt
gerade in diesem Falle, wo es sich um eine so interessante und
hatte, ging er auf sein eigentliches Thema über, indem er an
vielversprechende Bekanntschaft handelte, sehr viel wert, und
uns die afrikanische Tierwelt in Wort und Bild in überaus
auf diesen Konnex kam es dem Dichter und Vortragenden
fesselnder Weise vorüberziehen ließ, nicht ohne überhaupt an
wohl am meisten an.
unseren Natursinn und an die Notwendigkeit eines allgemeinen
Tierschutzes zu appellieren, ohne den unsere Auen und Wälder
Unsere Professoren, die ja Vortragende von Beruf sind,
demnächst ganz aussterben werden. Aehnlich wie ein anderer
sind darum noch lange nicht Redner von Beruf, aber sie sind
großer Forschungsreisender, Sven Hedin, ist auch der schnell
doch wenigstens Praktiker in der Redekunst, und wenn sie mit¬
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Aigenleine Tritunnf
unter nicht so wirken, wie es ihrem Gegenstande nach wün¬
scheidend sei; daß es also vollständig genüge, wenn das, was
schenswert wäre, so kommt vielleicht bei ihnen mitunter eine
sie vortragen, nur irgendwie interessant ist, daß es aber voll¬
gewisse Unterschätzung des äußerlichen Momentes mit in
ständig gleichgültig sei, wie vorgetragen werde. Sie vergessen
Frage. Wir haben in jüngster Zeit zwei wissenschaftliche Red¬
dabei, daß das Schönste, das es in Prosa und in Poesie nur
ner gehört, die beide in ihrer Art und nach dem gewählten
geben kann, vollständig wirkungslos verpufft, wenn es schlecht
Thema sehr interessant und doch von einander grundverschie¬
vorgetragen wird, daß aber umgekehrt gerade die zuletzt so
den waren. Professor Dr. Hermann Oldenberg aus Göt¬
verderbliche Wirkung der antiken Dialektik und Sophistik dar¬
tingen hörten wir in der Orientalischen Gesellschaft. Er sprach
auf beruhte, daß man es verstand, durch das Wie des Vortrags
über die ältesten Religionsurkunden Indiens, über die Veden.
ganz ungeheuere, uns heute unbegreifliche Wirkungen zu er¬
Wir waren sehr gespannt, den Mann kennen zu lernen, der
zielen. Als Fritz Reuter aufgefordert wurde, in plattdeutschen
uns so ziemlich das beste deutsche Buch über den Buddhismus
Vereinen doch einmal seine eigenen Sachen vorzutragen,
geschenkt, und der neben manchen anderen Publikationen, die
schrieb er 1868 an einen dieser Versucher: „Es ist wahr, ich
wir seinerzeit in der wissenschaftlichen Beilage zur Allgemei¬
habe in Gotha (im Schauspielhaus) zweimal eine Vorlesung
nen Zeitung angezeigt hatten („Aus Indien und Iran“, „Die
gehalten; das war aber zum Besten des Gustav Adolf=Vereins,
Literatur des alten Indien", „Aus dem alten Indien“
und es hat mich genug Ueberwindung gekostet. Ich hasse der¬
„Indien und die Religionswissenschaft“ usw.), bekanntlich
lei Präsentation und Ostentation.... Poetische Produktionen
auch ein solches über „Die Religion des Veda“ geschrieben hat.
werden bessere Vorleser finden als den Dichter selbst.“ Reuter
Da wir also so ziemlich alles kennen, was er geschrieben, er¬
hat recht: mit wenigen Ausnahmen sind die Dichter die schlech¬
warteten wir nicht wesentlich Neues zu hören. Wir fanden ihn
testen Interpreten ihrer Werke. Als Arthur Schnitzler vor
nur etwas skeptischer geworden bezüglich des Alters und der
kurzem in München eigene Sachen vorlas und von seinen Ver¬
Herkunft der Veden und der Zusammensetzung jener Völker¬
ehrern mit freudiger Spannung erwartet wurde, war man
schaften, die in der vorvedischen Zeit aus Iran in Indien ein¬
allgemein enttäuscht. Die Dichtungen, die gelesen oder durch
gewandert, die Urbevölkerung unterjochten und wohl die älte¬
den nächstbesten geschulten Schauspieler vorgetragen, von Wir¬
sten Hymnen des Rigveda sangen. Wenn Professor Oldenberg
kung hätten sein können, fielen vollkommen ab. Aehnliches er¬
aber in der Einleitung zu seinem Vortrag Volk und Zeit
leben wir bei Gerhart Hauptmann jedesmal, wenn er Stücke
orientierend besprach, denen der Veda entkeimte, so durfte
aus seinen bereits aufgeführten Dramen vorliest, Stücke also,
man einigermaßen überrascht sein, den großartigen Ausklang
deren Wirkung wir vom Theater her kennen: ein halbwegs
des Veda nicht einmal mit dem Namen Vedanta bezeichnet
guter Schauspieler macht die Sache besser als er, und wenn
zu hören und nur mit der mageren Zitierung eines Verses aus
wir nur ein bißchen aufrichtig gegen uns selbst sein wollen,
den vielen großartigen Hymnen des zehnten Buches des Rig¬
müssen wir gestehen, daß es eigentlich nicht die betreffende
veda, die in ungeahnter großartiger pantheistischer Auffassung
Dichtung, das gesprochene Wort, sondern die Person des Dich¬
schon zu den Upanishaden überleiten, vorlieb nehmen zu
ters selbst ist, die uns den Vortrag lohnend und interessant ge¬
müssen. Das war um so mehr zu bedauern, als dem etwas ein¬
macht hat.
seitig abfälligen Bilde, das der Vortragende von der tief¬
Vor kurzem hatten wir die Freude, einen jungen, in
stehenden krausen Mythologie des Rigveda zeichnete, die not¬
München schon halb vergessenen Dichter und Schriftsteller am
wendige wohltuende Ergänzung in der wunderbaren Erschei¬
Vortragstische wieder zu sehen, wo er es seit mehr als zehn
nung des Vedanta fehlte oder mindestens dabei zu kurz kam.
Jahren zum erstenmal wieder unternahm, eigene noch unge¬
Da Professor Oldenberg seinen Stoff natürlich souverän be¬
druckte Dichtungen einem kleinen Publikum anhänglicher
herrschte, gab es einen ununterbrochenen Vortrag ohne
Freunde und Verehrer vorzutragen. Es war Dr. Otto Hel¬
Stockung, der in der monotonen Sprechweise nur etwas trocken¬
muth Hopfen, dessen literarische Erstlinge das Feuilleton
wirkte, wie denn auch merkwürdigerweise Oldenbergs „Reli¬
der Allgemeinen Zeitung vor Jahren einem weiteren Publi¬
gion des Veda“ in der Kraft und Lebendigkeit der Darstellung
kum vermittelte. Seither hat der junge Hopfen nach vielfachen
hinter seinem „Buddha“ bedeutend zurücksteht.
Reisen und Studien sich in Florenz angesiedelt, um dort ganz
und ungestört seinen literarischen Arbeiten zu leben. Wenn er
Oldenbergs Widerspiel war Professor C. G. Schil¬
auch seine Begabung vom Vater ererbt haben mag, so ist sie
lings, der im alten Rathaussaale bei einer Polarkälte, die
doch ganz anderer Art, und dies prägt sich ganz besonders jetzt
von seiten der Arrangeure, des Vereins für den künfüigen Zoo¬
aus, wo Hopfen sich als ein in der Zwischenzeit sehr gereifter
logischen Garten, ohne jede Rücksicht auf die Besucher durch
und abgeklärter Dichter vorstellt. Er las uns drei seiner unge¬
keine Ofenwärme zu mildern versucht war, über die „Afrika¬
druckten Dichtungen vor: eine „Florentiner Idylle“, in der
nische Tierwelt“ vortrug. Dieser Vortrag war ganz sprühen¬
mit großer psychologischer Feinheit in Kürze die Geschichte
des Leben. Leider konnte sich an ihm nur unsere Begeiste¬
einer Versuchung erzählt wird, dann eine vierteilige Ballade
rung, nicht aber unser langsam einfrierender Körper erwär¬
„Arthur der Segler“, eine düstere nordische Meerdichtung, die
men. Professor Schillings ist ein vorzüglicher Redner. Er
vielleicht die Begabung Hopfens im schönsten Lichte zeigte,
spricht nicht nur laut und deutlich, sondern auch ohne jede
und endlich eine Florentiner Vers=Humoreske „Zugvögel“ (in
Pose, und es ist nicht ein gelehrter Vortrag, sondern eine mit¬
drei Tänzen und einem ernsteren Intermezzo), die dem Vor¬
fortreißende Erzählung und Plauderei, die scheinbar ganz un¬
trag einen behaglich heiteren Ausklang verlieh. Was Dr.
vorbereitet direkt vom Herzen des Sprechers zu den Herzen der
Hopfen an Sprachtechnik und überlegener Berechnung der
Hörer dringt. Die afrikanische Tierwelt selbst schien anfangs
Wirkungen vielleicht abging, wußte er durch überzeu¬
ganz Nebensache zu sein, so sehr war Professor Schillings von
gende Kraft des Ausdrucks zu ersetzen. Um ja recht
seiner Herzenssache, dem Schutz der Vögel, den er den Damen
deutlich zu sein, ließ er sich im Gegensatz zu der Ge¬
empfahl, eingenommen. Ob es viel genützt hat, ob nur eine
wohnheit aller Neulinge, allzuschnell zu sprechen, dazu ver¬
der Damen ihren Reiherfederhut bei der Modistin deshalb ab¬
leiten, mit zu vielen Zäsuren, d. h. zu langsam vorzutragen, so
bestellt hat — wer mag es wissen? Wenn aber etwas imstande
daß, musikalisch ausgedrückt gewissermaßen das Portamento,
ist, dem Vogelmord im Dienste der Mode zu steuern, so sind es
die gebundenen Bögen der Verse fehlten und der Rhythmus
gewiß die beweglichen Worte Professor Schillings' und noch
derselben darunter leiden mußte. Auch hier hätte ein leidlich
mehr seine Lichtbilder gewesen, die uns die blutenden Reiher¬
guter Berufsrezitator oder Schauspieler dem Dichter vielleicht
leichen zu den Füßen der Nester zeigten. Erst als Schillings
mehr genützt, als er es selbst konnte. Freilich, der lebende
diesem Herzensbedürfnisse genügt und noch ein kräftiges Wort
Konnex zwischen dem Dichter selbst und seinem Publikum war
zugunsten unseres künftigen Zoologischen Gartens eingelegt
gerade in diesem Falle, wo es sich um eine so interessante und
hatte, ging er auf sein eigentliches Thema über, indem er an
vielversprechende Bekanntschaft handelte, sehr viel wert, und
uns die afrikanische Tierwelt in Wort und Bild in überaus
auf diesen Konnex kam es dem Dichter und Vortragenden
fesselnder Weise vorüberziehen ließ, nicht ohne überhaupt an
wohl am meisten an.
unseren Natursinn und an die Notwendigkeit eines allgemeinen
Tierschutzes zu appellieren, ohne den unsere Auen und Wälder
Unsere Professoren, die ja Vortragende von Beruf sind,
demnächst ganz aussterben werden. Aehnlich wie ein anderer
sind darum noch lange nicht Redner von Beruf, aber sie sind
großer Forschungsreisender, Sven Hedin, ist auch der schnell
doch wenigstens Praktiker in der Redekunst, und wenn sie mit¬