VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1912–1914, Seite 4

2. Cuttings
box 37/5
#uapest, Chicago, G...
Pennagen, London, Madrid, Mailand, Minnenpen
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewühr.)
Ausschnitt aus:
9.
vom:
spmburper Trendenhiar¬

Arthur Schnitzler. Von Dr. Julius
Kapp. Im Xeniey=Verlag zu
Leipzig.
Zum 50. Geburtstage des Dichterswill
der Autor des vorliegenden Buches der ge¬
samten Lebensarbeit Schnitzlers eine kritische:
Würdigung widmen. Er sieht in dem gegen¬
wärtigen Schaffen des Wiener Poeten einen
Wendepunkt und faßt daher das bisherige zu
einem geschlossenen Ganzen, zusammen. Nach
einer Einleitung, die sich mit dem literarischen
Jung=Oesterreich überhaupt beschäftigt, geht er
auf den eigentlichen Gegenstand seiner Arbeit
über, führt die Jugendwerke und die der Reise
in Auszügen und Schilderungen an, und schließt
mit einem Anhang, in dem er biographische
und bibliographische Angaben in geordnetem
Zusammenhang bietet. Es läßt sich nicht leug¬
nen, daß dadurch ein klares übersichtliches Bild
Schnitzlers entsteht, zumal die Ausführungen
Kapps mit Liebe und eindringendem Verständ¬
geschrieben sind. Eine andere Frage freilich
ist die, ob eine derartige Schrift überhaupt er¬
forderlich war. Schnitzler ist populär genug
und braucht kaum der Fürsorge seiner Verehrer.
Er ist aber auch keineswegs so
kompliziert,
um von gebildeten Lesern und Zuschauern im
Theatermißverstanden zu werden. Warum also 1
die Interpretierung? „Es würde mich freuen“.
sagt der Autor in der Einleitung, „wenn es
mir vergönnt wäre, durch die nachstehenden
Betrachtungen der Kunst Schnitzlers neue Freunde
zuzuführen“. Meiner Meinung nach tut dies,
wenn es überhaupt noch nötig ist, eine Auf¬
führung irgendeines seiner Werke mindestens
so gut, und es wäre bei weitem verdienst¬
voller, wenn sich die Biographen und Literar¬
historiker derer annehmen wollten, denen der
Weg zur Oeffentlichkeit noch nicht verschlossen
ist. Statt denen, die schon auf der Höhe stehen,
sorgsam nach zuspüren, sollte man lieber
den Strebenden, die ein neidisches Geschick un¬
verdientermaßen zurückhält, v
an zuleuchten
suchen, damit sich die tragische Geschichte vom
verkannten Genie nicht immer und immer
wiederholt. Mühsamer mag das ja sein, aber
dafür ist es auch ehrenvoller, wenns gluckt.
Paul Alexander.
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