VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1912–1914, Seite 18

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2. Outtings
—Lleisco, Stockholm, S. Pe.
burg, Toronto.
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Ausschult au-VIENEN ABENDPOST
E. FEB. : 12
(„Artur Schnitlex.“ Eine Studie von Josef Karl
Ratisk## Hamburg, Verlags=Gesellschaft Hamburg
m. b. H.) So wenig die künstlerische Persönlichkeit Artur
Schnitzlers, der am 15. Mai d. J. sein 50. Lebensjahr
vollendet, als abgeschlossen bezeichnet werden kann, was uns
hoffen läßt, daß er noch nicht sein letztes Wort gesprochen
hat, tragen dennoch sein bisher irschienenen Werke den
Stempel einer besonderen Eigenart an sich, machen uns mit
seiner Ansicht von Welt und Leben bekannt. In diesem
Sinne gibt auch die vorliegende Monographie des Wieners
Ratislav kein abgeschlossenes Bild des Dichters. Wir lernen
Schnitzler an der Hand von Vergleichen mit seinen Zeit¬
genossen sowie aus einer erschöpfendn kritischen Besprechung
seiner Werke kennen, die man nach ihrem inneren
Zusammenhang in sieben Gruppen einteilen kann: Novellen
größeren Umfanges, kleinere Novellen und Novelletten,
Roman, Dramen aus der Stimmung Anatols heraus,
Anklagestücke gegen die Gesellschaft und Thesenstücke, Dramen,
die das Spielmotiv deutlich erkennen lassen, Künstler= und
Menschendramen. Auch der Lyriter Schnitzler, dem man
bisher nur wenig gerecht wurde, kommt zu Worte. Er gehört
zwar nicht zu jenen Dichtern, die sich von Zeit zu Zeit mit
zierlichen Goldschnittbändchen auf dem Büchermarkte einstellen,
er hat überhaupt noch nichts Lyrisches in Buchform ver¬
öffentlicht; dennoch muß Schnitzler, der Stimmungsmensch,
auch von dieser Se#e betrachtet werden. Die angeführte Probe
„Anfang vom Evde“ zeigt den intimen Zauber von Schnitzlers
Lyrik auf. Die Siellung Schnitzlers unter den Schriftstellern
seiner Zeit wird in den Worten gekennzeichnet: „In ihm
kommen französischer Esprit und deutsche Skepfis zu einem
angenehmen Ausgleich.“ Der Ansicht Hermann Bahrs, daß
Schnitzler die großen Züge der Zeit, Leidenschaften, Stürme.
Erschütterungen der Menschen, die ungestüme Pracht der
Welt an Farben und Klängen, versagt seien, ist der Dichter
in seinem „Jungen Medardus“, noch mehr im „Weiten
Dr. A. v. S.
Land“ entgegengetreten.
TTEILUNGEN.
17
um ein ganzes Lebensbild zu zeichnen,
wenn der Biograph den Stoff so beherrscht,
wie es bei Reuper der Fall ist. Nicht
sinniger und bezeichnender hätte der Ver¬
fasser sein Werkchen einleiten können, als
Imit dem Hinweis auf die Begeisterung,
Idie den sechzehnjährigen Robert Hamer¬
Iling erfüllte, als er zum erstenmal sLeier
jund Schwerte studierte. Und wie Hamer¬
fing mit glühenden Wangen über dem
Berühmten Buche saß, so mag auch heute
Hoch manches deutsche Jünglingsherz
höher schlagen, wenn es von den Gesängen
des wackeren Mannes vernimmt, der sich
mit dem Schwerte in der Hand einen Tod
erfocht, der ihm die Unsterblichkeit sicherte.
Lrs Zusammenwirken eines Helden- und
eines Dichterdaseins zu einem einheitlichen
Lebensbilde, ohne irgend einen Wider¬
spruch und Makel im Charakter erblicken
zu lassen — solcher Beispiele wird es in
der Geschichte der Weltliteratur nicht zu
viele geben. Der Hauch unverbrauchter,
für ein Ideal geopferter Jugend ist es, der
bei der Lektüre von Korners Dichtungen
mit großer Gewalt in Geist und Herz des
Lesers eindringt. Und ieser Dichter¬
Heldenjüngling haben wir un kurzen
knappen Strichen noch nie so lebenswahr
und naturgetreu gezeichnet gefunden, wie
es Reuper hier getan hat. Die gebildete
deutsche Jugend wird ihm den Dank dafür
nicht versagen, dieselbe Jugend, die ihm
früher schon so gern gefolgt ist, als er
ihr von den Taten kühner Männer erzählt
(„Helden zur Sees) und sie ins Reich der
Fabel- und Schwankdichtung (elm Reiche
des Löwena, „Schnurren und Schnakene)
mit lächelnder Miene eingeführt hat. Erst
kürzlich beim 70. Wiegenfest Reupers
haben wir aus dem Munde eines seiner
ehemaligen Schüler selbst vernommen,
wie sehr er sich als Realschullehrer und
-direktor den Dank der von ihm Unter¬
richteten verdient hat. Reupers Gemeinde,
zu der er jetzt als Lehrer und Freund
spricht, ist viel größer geworden; seine
Jugendbücher sind in vielen Tausenden
von Exemplaren in-Deutschland und Öster¬
reich verbreitet und das neue Büchlein
dürfte die Ziffer seiner Leserschar sicher
verdoppeln und verdreifáchen.
L. H—nn.
Ratislan, Yosef Karl, Artur Schnitzler.—
Eine Studie. K 1.20.
Die vorliegende Monographie wird der
interessanten Erscheinung des hervor¬
ragenden österreichischen Dichters vollauf
gerecht. Was Artur Schnitzler bisher
hervorgebracht hat, besitzt, so wenig auch