VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1912–1914, Seite 19

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2. Cuttings
WikyEk Mn¬
seine künstlerische Persönlichkeit als ab¬
geschlossen bezeichnet werden kann, doch
so sehr die Merkmale dichterischer Eigen¬
art, gewährt so klaren Einblick in seine
Lebens- und Weltanschauung und in die
Wurzeln seines Schaffens, daß eine um¬
fassende kritische Würdigung seines Wesens
und seiner Werke immer willkommen ist.
Dem Verfasser ist es gelungen, ein scharf
umrissenes Bild des Dichters zu geben. Er
schlägt hierzu den einzig richtigen Weg
ein. Einer gründlichen und“ unparteiischen.
Beurteilung des Dichters im allgemeinen,
die ihn auch vergleichend neben andere;
zeitgenössische österreichische Pocten stellt,1
läßt er eine eingehende, auf verständnis-|!
vollem Studium fußende Besprechung seiner!s
Werke folgen, wobei er die der Gesamt-
persönlichkeit Schnitzlers aufgeprägten
Züge mit richtigem Blick herauszufinden
und hervorzuholen versteht. Seine Stellung
unter den Schriftstellern unserer Zeit istl;
am besten mit dem Satze gekennzeichnet,
daß in ihm französischer Esprit und deut¬
sche Skepsis zu einem angenehmen Aus¬
gleich kommen. Auch daß der Grundzug
seines Wesens ein durchaus philosophi¬
scher ist, daß er unter der Maske einer!
Weisheit predigt
leichten, tändelnden Mus
und daß ihm diese Darstellungsform nur
Mittel zum Zweck ist, scheint uns durchaus!:
richtig. Deshalb kommt ihm auch die No¬,
wie das Drama, dessen
velle mehr entgege
knapper Rahmen von ihm öfters gespreng
wird (Der Schleier der Beatrices,Der
junge Medarduse) und über dessen ewg
gültige Gesetze er sich in manchem seiyer
Nr. M
Stücke hinweggesetzt hat
Threnstein, Alert, Tubutsch. Mit 12Zeich¬
nungen von O. Kokoschka. Kartoniert!
K 6.—
Eine Welt, die ihren geistigen Bedarf!
bei guteingeführten Warenhausfirmen deckt,
wird einem solchen Buch verständnislos
gegenüberstehen. Der Ernst des Lebens
muß einem Humor mißtrauen, der vor der
Lächerlichkeit festgefügter Welt- und Kunst¬
anschauungen tragisch wird. Existenzen,
die als freudiges Ereignis ihr Erdendasein
begonnen haben und deren ganzes Leben
nichts anderes als ein Mosaik von Ereig¬
nissen ist, werden die Bedeutung der
nichtigen Erlebnisse dieses Karl Tubutsch!
nimmer zu ermessen vermögen. Was dieser!
kuriose Held während eines nächtlichen
Spazierganges auf der Linzerstraße, beim
Tod zweier Fliegen im Tintenfaß oder im
Gespräch mit seinem Stiefelknecht alles
erlebt! Und wie er dann wieder die kon¬
Bitte, Rückseite beachten !!
Telephon 12.801.
De
— „ODOLIVEN
österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ehne Gewähr).
Deutsches Tagblatt.
Ausschnitt aus:
Ostdeutsche Runder
vom: 24. MR7

Wicns
Axtur Schuitzler. Eine Studie von Josef Karl“
Ratislav. Hamburg. Verlagsgesellschaft Hamburg m.)
b. H.
Wenngleich man die künstlerische Persönlichkeit (
Schnitzlers wohl von vornherein als abgeschlossen be¬
zeichnen kann, so tragen seine Werke dennoch den Stempel
einer Eigenart an sich, an der man nicht ohne weiteres
vorübergehen kann. In diesem Sinne gibt die vorliegende
kleine Studie aus der Feder Ratislavs eine Charakteristike“
an der Hand der Werke Schnitzlers, die in sieben Gruppen
eingeteilt werden können: Novellen größeren Umfangs,
kleinere Novellen und Novelletten, Romane, Dramen aus
der Stimmung Anatols heraus, Anklagestücke gegen die
Gesellschaft und Thesenstücke, Dramen, die das Spiel¬
motiv deuilich erkennen lassen, Künstler= und Menschen.—
dramen. Ratislavs Arbeit, die uns das Schaffen eines
Dichters, „in dem französischer Esprit und deutsche (?)
Skepsis zu einem angenehmen Ausgleich kommen“, zum
——
ystenmal in Buchform schildert, ist eine fleißige kompils1
ecische Studie.
K
unur Pataid.
Paris, Rom. San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ouellenangabe ahne Guwdhs).
Ausschaltt aus: Mamburger Correspundent
# 3. 191.
vom:
ArtturSchnitzler.
Eine Studie von Josef## Ratislav.
Hamburg. Verlagsgesellschaft Hamburg m. b. H.
Diese Studie wird allen willkommen sein, die sich für Schnitz¬
ler interessieren. Sie gibt einen klaren Ueberblick über das
Schaffen Schnitzlers, von seiner Novelle „Sterben“ an bis zu
seinem letzten Werk, der Tragikomödie „Das weite Land“. Ra¬
tislav ist ein warmer Verehrer der Schnitzlerschen Dichtun———
aber er steht ihnen nicht kritiklos gegenüber. Er schildert seinen
Entwicklungsgang unter dem aus dem Schauspiel „Der Ruf des
911

Lebens“ entnommenen Motto: Das sind meine Wege; von Ir¬
pri
renden zu Leidenden, von Leidenden zu Sterbenden. Und man
wird gern unter seiner Führung die Fülle der Gestalten durch¬
mustern, die Schnitzler zum Leben erweckt hat.
C. M.-R.
Die Gedichte und kleinen Dramen von Hugo von Hofmannsthal.
Im Insel=Verlag zu Leipzig.
Wir finden in diesem Band — nur ganz weniges fehlt — die
wirklichen Dichtungen des infolge seiner Frühproduktion früh
versagenden Wiener Dichters. Seine Oedinns=Bearheitung und
sein urkomischer Rasenk##ene
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