VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1912–1914, Seite 28

2. Cuttings
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Mobel und Rauilikunst medrigste Preise.
Franko Lie
Im Schatten des Lorbeers
erkältet“ war, einem Schauspieler, der mitwirkte, die! Was den großen Vorzug von K
Bücher hin mit den Worten: „Hier, lieber Freund, lesen
ausmacht, das ist ihre fast übe
Persönliche Erinnerungen.
Sie den ganzen Zimmet fertig!“
Les extrêmes
Selbsterlösung und ihr neuarti
Ise touchent.
II.
Sein Freund Dehmel ist schon im
auch im Grunde altruistisch
Außern gänzlich von ihm verschieden. Groß, hager,
Grundzug.
Neulich konnte ich von Liliencron erzählen, dem
ernst, durchfurcht, mit dichtem, dunklem Haar und
zu früh dem Tod verfallenen, freudigen und liebens¬
Diese zuversichtliche, wenngl
Bart, die kurzsichtigen Augen mit scharfen Gläsern
würdigen Lebensgeist. Ganz anders geartet ist sein
Mitgehen zwingende Subjektiv
bewehrt, so geht er mit der Zeit, in der er lebt.
Freund, der eifrige Ordner und Herausgeber seines
ner Erscheinung und im Vortra
An jenem Vortragsabend las er einiges, was so
Nachlasses Richard Dehmel, der nach Lilien¬
tungen sich kund. Auf jünglin
intim war, daß man meinen sollte, es wäre vor der
crons Abschied von der Erde seiner in so warmher¬
gewachsenem Körper ein Kop
Menge profaniert worden. Das inbrünstige „O du!“
zigen, tiefverstehenden Worten gedacht und ihn ge¬
Stirn, der an keine geringeren
klang lange noch in einem nach . . . Und doch kann
würdigt hat, wie nur der vertraute Freund ihn wür¬
und Wagner erinnert, sonnig=b
es im eigentlichen Sinne nicht profaniert werden,
digen konnte. Liliencron hat es oft und deutlich aus¬
Aussehen, doch um Mund un
weil es eben so intim ist, daß es unberührt in sich
gesprochen, daß er Dehmel für den größten Dichter
femininer Zug, der sich leidvoll
selbst bleibt. — Ich sprach nicht viel mit ihm. Die
rühmte Dichter vor einem durch
seiner Zeit hielt, dessen Schaffen eine Brücke in die
Unterhaltung betraf eine vorangegangene Korrespon=schienenen Auditorium aus sei
Zukunft darstelle. Und er hatte in gewisser Hinsicht
sicherlich recht.
denz und die neidlose Anerkennung eines jungen dem hier auch bekannten „Arm
Lyrikers, durch dessen Vermittelung wir uns kennen
nicht gut, aber doch zwingend
Der 1863 zu Wendisch=Hermsdorf in der Mark
lernten. Am besten lernt man einen Dichter ja durch Metrums, des mitschwingenden
Brandenburg zur Welt gekommene Dichter ist eine
seine Werke kennen. Die von Dehmel erscheinen seit rechte Hand mit lebensvoller G#
ganz andere Natur wie Liliencron. Als Mensch und
einigen Jahren in einer neu geordneten und durch= Rezitation ließ, später auch m
als Dichter Er ist vor allem grüblerischer, philoso¬
gearbeiteten Zusammenstellung, die durch ihre lyrisch.
in die Werkstatt des Poeten se
phischer. Ein bedeutender Mensch, der sich als mit¬
und systematisch sorgfältige Ausgabe und Buchkulturl#Und nun sei noch an zwei
verantwortlich für die Entwicklung der Menschyeit
sich ganz besonders auszeichnet. —
Süden erinnert, mit denen mi
fühlt, und ein Dichter, der die Grenzen seiner Kunst
Einen großen tiefen Eindruck empfing ich auchs einen über Zeit und Raum. Ar
durch starke Subjektivität erweitert, der „aus dumpfer
von der persönlichen Erscheinung Gerhart wohl der größte und erfolgr
Sucht zu lichter Glut“ sich emporrang, der im Leben
Hauptmanns, obwohl ich bei seinem künstle=unserer Tage, hat mir zu Ged
und im Schaffen stets die Wahrheit der Empfindung
rischen Schaffen nicht überall mitgehen kann. Er ist die ich ihm übersandt, einst W
als Gesetz aufstellte. In der sehr reflektierenden
offensichlich vom Naturalismus, von Turgenjew
viel zu schmeichelhaft und lieb
Einleitung zu seinen „Lebensblättern“ spricht er von
und Tolstoi, von Ibsen und Strindberg beeinflußt, daß ich sie hierher setzen könnte.
der „neuen Lebenslust, die unter all der Unlust heute
wendet sich jedoch auch historischen und mythologischen
des lieben, süßen Mädels und
ringt“ und ruft emphatisch: „Schöpferische Phan¬
Gebieten zu, durchsetzt den Stoff mit seinem persön¬
tischen Wiener Dekadenten fest
tasie verlangt die Gattung vom Künstler“. Das ist
lichen Geist, umkleidet das Erlebte mit Romantik und
zwar ebenso entfernt von deut
nun ein gerechtes Verlangen, das von den heutigen
geht in seiner Weltanschauung durchaus nicht mit den
Moral sind, aber doch als ästhe
Dichtern allen keiner besser erfüllt hat als — Lilien=philosophischen Errungenschaften seiner Zeit. Gewiß,
literarischen Wienertums ihren
cron. Bei diesem Großen ist wirklich alles Erleben man soll dem Dichter nicht philisterhaft seine Gesin¬
haben. Für den früheren Arzt
und Schauen durch das Medium der Phantasie ge¬
nung, seinen Stil oder gar seine Ethik vorschreiben;
eben nur ein Verstehen aller
sehen und in Bilder übertragen, in das prächtige
aber es muß den aufmerksamen Begleiter seines
im Grunde nur verzeihende G
Gewand einer Sprache gehüllt, die nur ein prome¬
Schaffens doch stutzig machen, wenn er sieht, wie
Eine weiche milde, träun
theischer, ein schöpferischer Geist erfinden kann. Bei dieser hochbegabte, ja in Vielem geniale Dichter sich
lind wie ein Wiener Maienab
Richard Dehmel geht erst alles durch das Sieb der
zersplittert, wie sein Mangel an Konzentration ihn
feinsinnigen Novellen und
Reslexion und wird aus dem Gedachten zum Ge¬
hindert, bleibende Werte zu schaffen, und wie er sich
durch. „Wir hätten nur gut
dichteten.
in eine weichliche Mitleidstheorie vergräbt, die der
lautet das Schlußwort in sei
Es ist so sehr bezeichnend für ihn, daß bei einem
Erkenntnis seiner Zeit so völlig fremd ist.
Und in den auch hier bekannt
Vortragsabend, den ich von ihm hörte, zunächst ein
Als im Vorjahr Gerhart Hauptmanns fünfzigster
heißt es in dem zartfarbigen S
einleitender Vortrag von Dehmel über die Ziele des
Geburtstag ein so lebhaftes Echo weckte, weil man
einkäufe": „Sagen Sie ihr: „Die
Dichters als Ouvertüre einsetzte, in der gleichsam die
gern dem Dichter dankte und weil man doch das un¬
süßes Mädel, schickt Dir eine
Instrumente der Poesie gestimmt und geistvoll=spitz¬
mittelbare Gefühl hatte, daß kein größerer drama¬
ebenso lieben kann wie Du und
findig in Einklang miteinander gebracht wurden.
tischer Dichter zur Zeit zu feiern war, vernahm
nicht hatte.“ Das alles, im eigen
Lilieneron hätte so was gar nicht fertig gebracht;
man doch auch Stimmen, die bedeutsam auf seine
ist durch die Kunst der Konversa
der war froh, wenn er mit den Sachen zu Ende kam, Verkennung des Tragischen und auf die mangelnde rung, in der Schnitzler ein wa
und warf einst, als er wieder einmal „schauderhaft! Lebensfähigkeit vieler seiner Dramen hinwiesen.istützt und in aparte Form gebr
Kctrdede.