VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1912–1914, Seite 33

2. Cuttings
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eschlafen gehene. Er schüttelte den Kopf. -Gehen Sie, gehen Sie doche,
sagte sie, ging in ihr Zimmer zurück und wollte die Tür hinter sich
schließen. Da fühlte sie sich leise und etwas ungeschickt am Halse
berührt. Sie zuckte zusammen, wandte sich unwillkürlich wieder um, streckte
den Arm aus, wie um Fritz zurückzustoßen, er aber faßte ihre Hand
und drückte sie an die Lippen.Aber Fritze, sagte sie milder, als es
ihre Absicht gewesen war. — #Ich werde ja verrückt-, flüsterte er. Sie
.
lächelte. „Ich glaube, sie sind es schon. — „Ich hätte hier die ganze
Nacht gewacht-, flüsterte er weiter, rich habe ja nicht geahnt, daß Sie
diese Türe noch öffnen werden, Ich wollte nur hier sein, gnädige Frau,
hier in Ihrer Nähe.: Jetzt gehen Sie aber sofort in Ihr Zimmer. Ja,
Er hatte ihre

wollen Sie? Oder Sie machen mich wirklich böse.
beiden Hände an seine Lippen geführt. „Ich bitte Sie, gnädige Frau.“ —
Machen Sie keine Dummheiten, Fritz! Es ist genug! Lassen Sie meine
Hände los. So. Und nun gehen Sie.: Er hatte ihre Hände sinken lassen
und sie fühlte den warmen Hauch seines Mundes um ihre Wangen.
Ich werde verrückt. Ich bin ja schon neulich in dem Zimmer hier
gewesen.: —Wie?: — -Ja, die halbe Nacht, bis es beinahe licht
geworden ist. Ich kann nichts dafür. Ich möchte immer in Ihrer Nähe
sein. — Reden Sie nicht so dummes Zeug. Er stammelte wieder:
Ich bitte Sie, gnädige Frau Beate — Beate — Beate.: — Nun ist’s
aber genug. Sie sind ja wirklich — was fällt Ihnen denn ein? Soll ich
rufen? Aber um Gottes Willen! Denken Sie doch — Hugole — „Hugo
ist nicht zu Haus. Es hört uns niemand.& Ganz flüchtig zuckte wieder
ein brennender Schmerz in ihr auf. Dann ward sie plötzlich mit
Beschämung und Schreck inne, daß sie über Hugos Fernsein froh war.
Sie fühlte Fritzens warme Lippen an den ihren, und eine Sehnsucht
stieg in ihr auf, wie sie sie noch niemals, auch in längst vergangenen
Zeiten nicht, empfunden zu haben glaubte. Wer kann es mir übel
nehmen? dachte sie. Wem bin ich Rechenschaft schuldig? Und mit
verlangenden Armen zog sie den glühenden Buben an sich.
(Schluß folgt.)
Und dazu dient dieselbe Sprache, die — vergessen wir es
nie — den wundervoll knappen Ausdruck ermöglicht hat: Kellner
zahlen! Oder —— „Schluß folgte.
Die Stimmen mehren sich, welche auf eine Klarstellung der
kunstgewerblichen Talente, die durch zwei Jahrzehnte für Künstler
gehalten wurden, unter Zuerkennung aller Erfolgsrechte dringen,
sozusagen auf die Verleihung der Taxe mit Nachsicht der Ehren¬
legion. Im -Jahrbuch für die geistige Bewegung= 1910 (Verlag
der Blätter für die Kunst) finde ich jetzt eine Arbeit (-Das Bild
Georgese) von Friedrich Gundolf, dem Shakespeare-Ubersetzer,
in der mit einer erfreulichen Erledigung des Astheten Borchardt die
folgenden Sätze über Herrn Hugo von Hofmannsthal verknüpft sind:
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