VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1914–1920, Seite 11

2. Cuttings
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tGuchenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Die Fäckel. Wien
vom:
ERLISIS D
Die kalte Schulter
Die „Kölnische Zeitung“ über die österreichische Literatur:
Die Werke (von Schönherr, Bahr und Schnitzler) sind so bar
jeder echten schöpferischen, künstlerischen Kraft, so im Letzten banal,
daß der selige Anzengruber in Erinnerung vor diesen Ereignissen fast
wie ein literarischer Halbgott erscheint. Ja, man fragt sich, gegenüber
den etwas krampfhaften Bemühungen unseres Theaters, gerade jetzt
den bundesbrüderlichen Ereignissen in deutschen Landen
Anerkennung zu verschaffen, nicht ohne Grund, ob es nicht doch
auch im jungen Deutschland Dichter gibt, die die viele aufgewendete
Mühe besser lohnen als das genannte Kleeblatt Wiener Literatentums,
das nach den letzten Proben seiner Kunst völlig versagt hat . ... Nach¬
dem wir mit Enttäuschung Schnitzler, Schönherr, Bahr so schnell hinter¬
einander an einem deutschen Tieater uifel#enung cinr GeWissens¬
frage kulturell-politischer Art gestattet'sein: Glaubt ernstlich
jemand in Deutschland heute noch an die Uberlegenheit jener
sogenannten österreichischen Kultur, sei es nun Theater oder Kunst¬
gewerbe, oder sind nicht gerade jene letzten Dokumente eines wienerischen
Literatentums und jener viel zu sehr künstlich gezüchteten Geschmäckler¬
kunst Beweis dafür, daß unser trefflicher Bundesbruder in diesem Welt¬
krieg auch einer inneren Reformation an Haupt und Gliedern
bedarf, um fortan in einer neuen deutschen Weltkultur
bestehen zu können?
Kein Zweifel, die wienerischen Kunstgewerbler sind untef
dem Niveau einer neuen deutschen Weltkultur.