VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1914–1920, Seite 12

2. Cuttings box 37/6
#pischen Meerbusen sudlich von umen de
— llliet. —
sers „Dorita“ ist gestern in Saßnitz eingetroffen. Der Steuermann
tasse statt nach der Kopfzahl nach der finanziuen # Age¬
der vern
und der erste Maschinist berichten, daß in der genannten Nacht 2 Uhr
fähigkeit des einzelnen Bundesstaates zu bemessen.
Heranzie
vormittags bei Akag Udde in zirka zwei bis drei Seemeilen Entfernung
lich in de
vom Lande ein U=Boot in etwa zwei Seemeilen Abstand achteraus in
Die bayerische Kammer der Abgeordneten beschloß einem
Sicht kam und ohne Warnung Feuer auf den Dampfer
alledem
Privattelegramm aus München zufolge in ihrer Vollsitzung, dem
eröffnete. Der an Deck kommende Kapitän ließ stoppen, worauf
keit;de
Beschluß der Kammer der Reichsräte beizutreten, wonach der Steuer¬
das U=Boot näher kam und durch Winke zu verstehen gab, daß die
notwend
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W

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drucks, den der Burgfrieden gebietet, ist ihre Tendenz nur allzu offen¬
Die deutsche Bühne und des fusland.
sichtlich. Gegenwärtig wo sie sich angesichts des verhaßten England,
Zu der Frage „Förderung deutscher
ohne den Vorwurf der Lächerlichkeit nicht mehr auf das alleinselig¬
Theaterkultur“ meldet sich auch ein dramatischer
machende Prinzip der Stammes= und Rassengemeinschaft zu berufen
Schriftsteller zum Wort.
Die Redaktion.
vermögen, unterscheiden sie nur noch zwischen Deutschen und „Ur¬
Nach lang vorbereitendem Trommelfeuer hat ein Sturmlauf gegen
deutschen". Volksvergiftend, und was weiß ich, ist ihnen jeder Dra¬
die deutsche Bühne begonnen. Auf den Kampfruf des „Verbandes
matiker, dessen Genealogie ihnen nicht paßt, auch wenn seine Kunst
zur Förderung deutscher Theaterkultur“ hat Fritz Engel an dieser
der Nation gab, was zum Besten ihrer zeitgenössischen Literatur ge¬
Stelle so ruhig und leidenschaftslos erwidert wie es nötig ist, um
hört. Ich nenne nur Arthur Schnitzler, der in gewissen Einaktern und
die Erörterung einer an sich gewiß zeitgemäßen Frage zu einer
Novellen kleine Meisterwerke schus. Es wäre traurig, wenn sich das
ersprießlichen zu machen. Nun mag es sich zeigen, wem es um die
Deutschtum etwa dadurch legitimieren dürfte, daß irgendein „Dich r
Sache zu tun ist und wem um den Radau. Die Auseinandersetzung
ein schlechtes Stück unter dem Titel „Das Eiferne Kreuz“ erscheieng
nehme ihren Fortgang in jener urbanen Form und mit der Sach¬
läßt
lichkeit, die einzig und allein das Recht haben, widerlegt zu werden.
Vor mir liegt eine zuverlässige Statistik, die für die Zeit vom
Vor einigen Monaten erging eine Rundfrage an uns dramatische
1. September 1911 bis zum 31. August 1912 den Anteil franzö¬
Autoren: „Wie denken Sie über die Ausländerei auf der deutschen
##
sischer Werke am Repertoire der deutschen Bühnen zeigt. Danach fan¬
Bühne?“ Es wurde da viel Törichtes erwidert. Die einzige Antwort
den in der genannten Periode auf deutschen und österreichischen
wäre gewesen: „Dem Auslande der gebührende Platz. der Ausländerei
Theatern insgesamt 45 408 Vorstellungen statt, von denen 4483, also
ein Percat!“ Jeder wie immer geartete Chauvinismus ist vom Uebel
Liast genau zehn Prozent auf Stücke französischer Autoren entfallen,
trotz dem Weltkuige n l uen
Wir wissen Rolle gerade das Theater im
aufführen, vorausgesetzt, daß ihre Werke besser sind oder doch mindestens
modernen Geistesleben Frankreichs spiell, wir
ebenso gut wie die deutschen. Freilich, daß so viele Ausländer bei uns
Schablone seiner heutigen Schwänke und Lustspiele, die mit verschwin¬
zu Worte kommen, deren Leistungen schlechter sind als im Durch¬
dend geringen Ausnahmen wahrlich nicht geeignet sein sollten, ehr¬
schnitt die heimischen, ist wirklich ein schlimmes Zeichen. Es erklärt
lichere Bestrebungen heimischer Produzenten zurückzudrängen.
sich aus dem immer noch vorhandenen Mangel eines national ge¬
Ueber den Prozentsatz des übrigen Auslandes in der Aufführungs¬
prägten Geschmackes, der sich ja auch auf manchem anderen Gebiete
ziffer der deutschen Bühnen habe ich keine Aufstellung zur Hand. Ich
zeigt. Das made in Germany ist vielen Snobs so verpönt,
Liter
glaube aber, annehmen zu dürfen, daß mindestens ein weiteres
Wönlerst.
daß sie ge####e Inlandserzeugnisse erst kaufen, wenn sie mit fremd¬
Nr. 3 heu
Zehntel auf Werke skandinavischen, englischen, amerikanischen,
# versehen sind. Als die Dichter Arno Holz und
ländischem ###
Schlecht#
russischen Ursprungs kommt. Somit wird also der fünfte Teil sämt¬
Johannes Schlu m Anfang ihrer schriftstellerischen Laufbahn ihr
die sic
licher Theatervorstellungen in Deutschland und Oesterreich von Werken
zum, 20.
Buch „Papa Hami##“ berausbrachten, wußten sie ihm keine bessere
bestritten, die aufzuführen nur dann ein Bedürfnis vorläge, wenn sie
Empfehlung auf den ##itzugeben als die eines skandinavischen
menschlich und künstlerisch eine besondere Aufmerksamkeit rechtfertigen.
Auf“
Decknamens. Beim Varic## und beim Kino floriert nach einigen
schachtt
Wir bewundern Shakespeare, wir schätzen Ibsen, Björnson und
Stockungen wieder die fremde Nomenklatur, unter der mit Spree¬
Korrespes
Strindberg und wollen gern neben diesen großen Toten auch kleineren
oder Pankewasser getaufte Müller und Schulze die klanglose Nüchtern¬
Gründ 1
Lebenden Gastrecht gewähren, von wo immer sie kommen mögen. Es
heit ihres Deutschtums verbergen. Die Darstellung ausländischer
immer 1
haben (1
Werke von Wert und von allgemein europäischem Interesse sollte nie
gibt aber ein Maß in den Dingen. Die deutsche Bühne sei nicht
darzuleit.
länger mehr — wie keine andere der Welt — ein Panoptikum für
Tadel erregen. Nimmt jedoch das Ausland auf dem Theater,
wendun
der populärsten Stätte des Kunstgenusses, einen im Peehaltnis zur
Schaustücke aller Art! Und die Kritik gewöhne sich endlich an die
öffentlic
die klei¬
Güte der nationalen Leistungen ungebührlichen Raum ein, so
Unhöflichkeit, die Fremden ebenso zu verreißen wie uns selbst, wenn
Ihrem (
sie es verdienen.
muß man auf Abwehr bedacht sein.
Lothar Schmidt.
Schreibe
Mit solcher wohlbegründeten Abwehr hat aber nichts zu schaffen
Seker iet
eine in sogenannten völkischen Vereinen jetzt viel heitiger als jemals
Wissenschaftliche Nachrichten. Der Großherzog von
in Wie¬
Baden bestätigte die Wahl des Geheimen Hofrats Professor
propagierte Stimmung. Diese Herren möchten als Nationale nur
Esperri
Dr. Rickert an der Universität Heidelberg zum ordentlichen
Dramatiker gelten lassen, die ihre Ahnenreihe glaubhaft auf Hermann
wesen. 33
den Cherusker zurückführen können. Trotz des vorsichtigen Aus= Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 1. Trs ##
GAC