VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1914–1920, Seite 30




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mnn uch er den
wohl gemeint, Schnitzler wolle besonders den jüdischen
anderseits Ibsen. Shaw, Anzengruber.
wir noch berücksich
Professor Bernhardi als Menschenfreund gegen Geist¬
Die Unterscheidung semnitischer und germanischer
Hofmann.
lichkeit und Politik als Trumpf ausspielen, ich kann
moderner Dramatik ist wahrhaftig keine Kleinigkeit.
Vor Jahren
aber keine wesentlich verschiedene Behandlung der
Wem von uns ist es nicht passiert, daß er Dramen sah
„Grafen von Charo
Haupifiguren finden. Darum wirki auch der Achtungs¬
und las, ohne eine Ahnung zu haben, welcher Rasse der
tiefen Eindruck weg#
beweis des Priesters vor dem Professor ganz natürlich.
Dichter angehört? Mutet es nicht fast unglaublich an,
die daraus sprach. E
Beide sind Ehrenmänner, die beide auch etwas Politik
daß es eine judische und deutsche Dramatik geben soll,
Ibeal von Ehre und
treiben, nämlich ihren inneren Pflichttrieb den
nicht nur weil dort die bei uns ansässigen Juden sich
klassischen franzö
äußeren Umständen anpassen, ohne ihn doch zu schä¬
als gute Deutsche fühlen und im Sinne des allge¬
Corneilles, die auch
digen. Gesunde, nicht übertriebene Anschauungen
meinen deutschen Empfindens dichten, sondern auch,
erheben. Doch in
reden aus ihnen, aber diese Anschauungen sind rein
weil uns in allen Dramen im Grunde ein Einerlei
in „Jaakobs Trau#
ethisch bestimmte: in dem ethischen Moment erblicke
entgegentritt, das gar nicht nach Rassenmomenten
führt ward, begegn
ich den Hauptcharakter des Schnitzlerschen Dramas.
unterscheidbar erscheint? Die Themen, die Schnitzler
gegnet uns das Rin
Auch in den anderen mir bekannten Dramen
und Ibsen, Wedekind und Shaw, Beer=Hofmann und
fahrung der eig
Schnitzlers, in „Liebelei“ „Anatol“, „Der Ruf des
Anzengruber behandeln, unterscheiden sie sich denn
Jaäkob, der Erzvat#
Lebens“ u. s. w. finde ich die gleiche charakteristische
wirklich wesentlich? Es sind Probleme menschlichen
er den Bruder Edo#
Note. Das Denken aller Figuren ist egoistisch oder
Lebens und auch diese nicht überall dieselben? Der
genannt
— um se
altruistisch bestimmt. Das Gute und Böse, menschliche
eine Poct betont wohl besonders das Verhältnis des
in der Wüste mit
Leidenschaft und Stumpfsinn. Liebe und Haß spielen
selbst, bis er vollko#
Menschen zu seinem eigenen Ich oder das zu Gott
darin die Hauptrolle, also das Verhältnis von Mensch
oder das zu irgendeiner allgemeinen Idee, zur Frei¬
ihm bezweckt. Es ist
zu Mensch unter der Richtschnur von Gesetzen, die als
Volkes um Erkenn#
heit. Gerechtigkeit, Wahrheit, aber diese Sonder¬
überlieferte oder selbstver—ndliche unerbittlich Berück¬
waltigsten Gedanke
betonungen können doch nicht auf die Rassen aufge¬
sichtigung fordern. Das individuelle Verhalten hat
haben wenige Men
teilt werden, denn überall gibt es rengiöse und
sich vor inneren oder äußeren Beiehlen zu verant¬
hineingeleuchtet als
idealistische und egoistische Denker, bei den Germanen
worten. Das wird je vom Publikum gar nicht als
sich selbst, und wir
sowohl als auch bei den Juden. Ist da nicht alle Un¬
etwas Besonderes empfunden und ist auch nur das
terscheidung von vornherein als Künstelei abzu¬
von Stolz und Fre
Echo alltäglichen Erlebens, dem wir auf Schritt und
lehnen?
vom Zwecke der Sch
Tritt um uns her begegnen.
daß wir gebannt ##
Noch anderes anerkenne ich, was einer Unter¬
Minder alltäglich muten die Probleme an, wesche
Auch wer ganz and
scheidung von Rasseneigentümlichkeiten entgegen¬
Wedekind behandelt. Ueber Frank Wedekind zunächst
denn eben das Ver
wirkt: die gegenseitige Beeinflussung. Man kann ja
eine die Rasse betreffende Bemerkung. Wedekind hot
jüdischem Sinne pa
immerhin Differenzen in den ursprünglichen Anlagen
zum Vater einen Ostfriesen, aber seine Mutter stammt
Nur hieses
der Völker zugestehen und doch der Ansicht sein, daß sie
aus Ungarn und durch sie dürfte, gemäß dem Literatur¬
Verhältnis Jankob
durch das gemeinsame Denken in „einem“ Staat, an
historiker Adolf Bartels, der in diesen Fragen beson¬
fönikischen Sklapen
„denselben“ Bildungsinstituten, Schulen und Lebens¬
ders genau unterrichtet ist, eine jüdische Blut¬
zeichnet, aber nur
gemeinschaften, durch Besuch „derselben“ Theater,
beimengung sich ergeben haben, die wie Porträt und
es das seelische Auf
Museen und Konzerte, verwischt, Völker und Rassen
Verhalten bezeugen, ausschlaggebend für des Dichters
leuchtung kennzeich
derart einander immer ähnlicher werden. Die Mög¬
Eigenart gewesen ist. Jedenfalls habe ich ein Recht,
vorbereitet. Jaäkel
lichkeit zur gegenseitigen Anpassung wird niemand
Wedekind als jündischen Dichter zu beurteilen.
der die Seelen and
in Abrede stellen wollen, In der Welt strebt alles nach
Wedekind, der vor einem Jahre Verstorbene, ist
zu meistern vermag
Gleichgewichten, also auch nach Ausgleich von Rassen¬
einer der umstrittensten modernen Dramatiker, ge¬
sich doch erst in der
differenzen. Aber, so frage ich da gleich, wie entstanden
schmäht von vielen, bewundert von nicht wenigeren,
sandten Engeln,
denn die ursprünglichen Differenzen, die sich später
ein Typ, der rücksichtslos die zweideutigsten Existenzen
dem Vertreter der
auszugleichen neigien? Doch wohl nur durch eine Ten¬
auf die Bühne stellte und die sie als Helden verherr¬
t. Die 6#
Got
denz zur Setzung von Kontrasten, und sollte denn diese
lichte. Ich enthalte mich auch hier des Urteils, ob mir
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askobs
Tendenz ganz erstorben sein? Sollte sie nicht auch
seine Gestalten sympathisch sind oder nicht, darauf
ihn
rößte v
heute immer die unteescheidenden Eigenschaften er¬
kommt es nicht an, jedenfalls sind es Gestalten, die in
röße, die
solcher
neuern? Ich halte das für selbstverständlich und finde
der Wirklichkeit immer gelegentlich auftreten und
werde. Zu den En
mich in dieser Annahme nur gestärkt, wenn ich eben
ihr porbildlich wirken. Unstreitig unterscheiden sie sich
die wodernen Dramen betrachte. So sehr auch eine
„Ich lästre nicht
von den Schnitzlerschen Gestalten. Diese handeln im
Nipellierung, eine Angleichung hier nachweisbar ist,
Gleich auch, die ihr
Banne von Gesetzen, wenn sie auch dagegen sündigen.
so walten doch immer noch, gleichsam unterirdisch, die
Doch euren Gang
Wedekinds Gestalten aber handeln nur im Banne der
differenzierenden Kräfte, die, man kann vielleicht
Ihn übertönt furch
eigenen Kraftveranlagung, der sie alle anderen Inter¬
sagen, ganz ohne Bewußtsein des Dichters, ja gegen
Der aufsteigt, ew
essen unterordnen. Es sind Kraftmenschen, sogenannte
seine Absicht, sich durchsetzen. Wer einmal darauf auf¬
Aus seiner Welt!
Uebermenschen, richtiger gesagt: Willkürmenschen,
merksam geworden ist, der hört bald hier und dort
Jaäkob aber
Abenteurer, kühne leidenschaftliche Gestalten, die sich
verschiedene Grundtöne heraus, die beweisen, daß
den Engeln beeinf
gegen Gesetze aufbäumen und die Freiheit predigen.
Rasse ein unzerstörbares Erbgut ist, das klar zu er¬
Innern verspürt
Wohin wir auch in die Wedekindschen Dramen sehen.
fassen für uns die wichtigste Kulturaufgabe bedeutet.
überall begegnet uns dieser Typ. In „Früglings¬
fordert dessen eigen
Und so wollen wir denn versuchen, im modernen
erwachen“ kämpfen schon die Knahen um des Recht
„Wand seid ihr
Drama Unterscheidungen zu treffen, die sich auf
der Persönlichkeit, in „Erdgeist“. „Büchse der Pan¬
Durch euch hindur
jüdisches und germanisches Denken beziehen. Ich be¬
dora“, „Franziska“, „Schloß Wetterstein“.
Gott wählt mich au
ginne mit Berucksichtigung jüdischer Dichter. Dabei
„Marquis von Keith“ werden leidenschaftlich bewegte
Gott will mich stö
will ich nur einzelne Dramen herausgreifen, die zum
Figuren dargestellt, die sich selbst genießen, durch die
Vergleich mit entsprechenden germanischen Werken
Und in der
eigene Krafi behaupten wollen, die dabei die Bewun¬
besonders geeignet sind. Hier eine Auslese zu treffen,
Gottes ruft aus d
derung anderer finden, fast immer aber zuletzt dem
befiehlt uns schon die knappe Zeit.
„Wenn andre knie
Ansturm des Durchschnitts, der sich nicht dauernd mi߬
Von Schnitzler, mit dem angefangen sei, wähle
Ueb' ich Erbarmen
achten läßt, unterliegen. Am reinsten kommt, wie
ich das Drama „Professor Bernhardi“ Ein ungemein
mir scheint, die Wedekindsche Eigenart in dem Schau¬
Doch du sollst auf
lebendiges, geisivolles Drama, von dem ich aber —
Erbarmen — weig
spiel „Karl Hetmann, der Zwergriese“, auch Hidalla
wie von allen später zu berücksichtigenden — sogleich
Um meinen Name
genannt, zum Ausdruck,
beione, daß mich an ihm nicht seine ästhetische Be¬
Doch noch in Mart
Hier tritt uns Wedekind selbst in seinem Streben
deutung: Vorwurf, Komposition, Sprache, Gedanken¬
Ich will ja nur, nie
nach Schönheit, Freiheit, Uebermenschentum, Persön¬
gehalt interessiert, sondern nur eine rassige Eigenart.
Daß ich zur Sühn
lichkeit entgegen. Der ganze Sinn des Stückes offen¬
und diese erfasse ich in der Stellungnahme der Ge¬
bart sich in den folgenden Worten Hetmanns:
Wer so etwa#
stalten zum Problem menschlicher Pflicht. Der Inhalt
das Verhältnis d
„Als wäre ich je in meinem Leben auf etwas an¬
des Stückes wird vielen von Ihnen bekannt sein. Ein
Sohn Gottes, der
deres als nur auf den Genuß ausgegangen! Seit ich
jüdischer Arzt, Professor Bernhardi, verweigert einem
frei, weil eben se
zu denken begann, kämpfe ich um Erhöhung meines
katholischen Priester den Zutritt zu einer Sterbenden,
die, wie so oft der Fall, vor ihrem Tode Momente des Lebensgenusses!“## n klärt uns über letz