VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1920–1928, Seite 14

2. Guttings box 37/7

u . Dur im Hintergrund, aut minne
Sie noch nie
ein und bleibt da ihn niemand bemerkt, an der Tür stehen; Willen mehr, man ist nur noch eine Maschine, die von andern
bewegt wird. ... Eine Zeitlang geht das — aber es dauert
tzdem wahr? er hält eine Laterne in der Hand).
ist aber nicht nur das künstlerische Empfinden, welches aus
volle Verfasser nicht immer zu entgehen gewußt hat: die
jeder Zeile dieses Buches spricht, es ist die innige Liebe zu
Distanz zum biographischen Objekt zu verlieren. Der Bio¬
dem Dichter und seinem reichen Lebenswerke — jene Liebe,
graph, der sich in vergangenen Zeitläuftert frühestens beim
die nach Goethe das einzige Rettungsmittel gegen große
Begtäbnis einfand, scheint sich ja nachgerade zu beeilen, der
erk.
Vorzüge eines anderen darstellt —, welche den hellsichtigen
Hebamme den Rang abzulaufen. Mag auch die Nähe
manches Detail besser erkennen lassen, die wesentlichen
Analytiker den nur in seltenen Augenblicken bloßgelegten
Dichter un
Züge werden doch erst in zeitlicher Geschiedenheit wie die
innersten Lebensnerv dieser Dichtung und das Geheimnis
erlag, Berlin.)
Umrisse eines Gebirgsstockes dem entfernten Wanderer sicht¬
ihrer Schöpfung erkennen läßt. Specht versteht es in tem¬
bar. In Spechts warmherzigem Buch ist es wohl weniger das
peramentvoller und daher überzeugender Weise, die zünftigen
Paer gehört
Uebersehen der großen Linien — die sind schön und klar
Literaturkritiker unsterblich lächerlich zu machen („Man
hätte Lust, sie
nachgezogen — als ein gewisser, um eine Spur zu intimer
töte diese Krikiker!“), die Artur Schnitzler mit der bequemen
nem, nachdem
Ton, der die Lektüre dieser aus vielen kleinen, reizvollen,
Etikette „Der Dichter des süßen Mädels“ zudecken möchten,
des Dichters
musikalisch instrumentierten Feuilletons zusammengesetzten
während tatsächlich nur ihr kurzsichtiges Auge durch die
n hat: man
„Studie“ nicht immer zu einem reinen Genusse macht und
vorgehaltene Etikette verdunkelt wird, und beständig von
en. Und noch
so gar nicht zu dem Dichter paßt, dessen seelisches Scham¬
seinem „beschränkten“ Stoffgebiete (nur Liebe und Tod!)
des Künstler¬
gefühl und feine Sensibilität alles Zunahekommen und
schwatzen. Der spottlustige Polemiker weiß aber auch die
terarhistorische
Zunahekommenlassen von vornherein ablehnen. Dazu tritt
literarische und kulturhistorische Eigenbedeutung des Dichters
häufig ein Streben des geistreichen, beredten Antithetikers
scharf und sicher zu umgrenzen, ohne die feinen Fäden zu
hlt, von seiner
nach dem Witze um des Witzes willen: es ist doch manch¬
übersehen, die vom Dramatiker Schnitzler zum Gesellschafts¬
mal öffentlich
mal nur ein Witzeln. An einer Stelle sagt Specht, der in der
stücke des alten Burgtheaters und vom Erzähler zu den
diesen Dichter
Wahl seiner Beiwörter mehr verschwenderisch als sorgfältig
besten Traditionen österreichischer Novellistik über Ferdinand
sommen haben
ist, über die Sprache Schnitzlers: Ich wünschte mir, seinen
v. Saar zurückführen. Der repräsentative Dichter einer
Richt auch, daß
Stil schreiben zu können.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
untergehenden, vielleicht schon untergegangenen Kultur¬
lärtes Stück
epoche, der als „süßer Schwan“ von Wien in das Dunkel
Wenn man erst einmal die Einwände gegen Spechts
angenheit ver¬
einer sterbenden Zeit, seiner Zeit singt, hat eine überreiche
seelische Biographie — die äußere wird nur skizziert — vor¬
inandersetzung
Fülle von Gestalten geschaffen, die leben, ihr eigenes Leben
gebracht hat, darf man mit umso herzhafterer Freude von
Abrechnung,
unabhängig vom Schöpfer und über die Grenzen dieses
den Vorzügen des Buches sprechen, das so angenehm un¬
Art, sich das
Zeitalters hinaus führen. Und wie oft in Epochen über¬
professoral wirkt (man vergleiche etwa damit das im
r etwas Frag¬
feinerter Zivilisation treten geheimste Regungen der Seele
Amalthea=Verlag 1921 erschienene Buch von Josef
ntrieb für den
durch die hellseherische Meditation des Dichters aus Licht;
Körner „Artur Schnitzler, Gestalten und Prohieme“) und
gebildet haben
er hat den Menschen der großen Stadt wahrhaft angehende,
von einem bis in die nervösen Fingerspitzen künstlerischen
8 Dichters zu
he Beziehungen Menschen geschrieben wurde, dem die innere Melodie derschicksalsbewegende Dinge zum erstenmal ausgesprochen. Es
der der geist. Dichtungen Schnitzlers zum tönenden Erlehnisse ward. Es ist auch vielleicht kein Zufall, daß zu gleicher Zeit in der