hinstter der Menschheit und der Arzt
lungsvermögen des Tichters ie be
ing auf gleichem Wege, sehen einander mit
n die Augen und wissen um das Gemein¬
mer wieder lockt es den Dichter, Arztliches
Mann in seinem „Zauberberg“ in ein
seltener aber ist der Fall, daß sich Arzt
son vereinigt finden. Dennoch kann man
und Gegenwart eine ganze Anzahl von
n. in denen diese Verschmelzung verwandter
Problem Mensch im Brennpunkt des Er¬
zenden künstlerischen Gestaltungen führte.
Jahrhunderten waren die Beziehungen
st ziemlich rege. Der große Mystiker An¬
21
herubinischen Wandersmann“
hren“ in Padua zum Doltor der
itlang als Leibarzt in Ols tätig.
Hofmedikus. Bei Angelus
indstimmung seiner ganzen Per¬
chter und Arzt. Der in Gott
ller Wunder, und wie seine
Erlebnis aufglühen läßt,
Dr Alfred Döblin
2 —
2
Professor Dr Carl Ludwig Schleich
so heiligt sie auch seinen ärztlichen Beruf zum Gottesdienst.
Ein ausgezeichneter Dichter von Kirchenliedern war der Arzt am
Halleschen Waisenhaus Christian Friedrich Richter (gest. 1711).
Von ihm stammt das Lied „Es glänzet der Christen lebendiges
Leben“ das von Schleiermacher als Perle aller Kirchenlieder
gerühmt wird. Ein bekannter, wenn auch heute schon vergessener
Tichter war der Mediziner Johann Valentin Pietsch, der Lehrer
Gottscheds, dessen „Poetische Werke“ 1725 erschienen.
Albrecht von Haller, der berühmte Schweizer Dichter, war
nicht nur Mitbegründer der klassischen deutschen Poesie, sondern
auch einer der Hauptbegründer der Wissenschaft der Physiologie.
Als „göttlich“ gepriesen wird noch von Herder der Leibarzt
des Grafen Bentheim, Johann Philipp Withof, dessen Gedichte
1751 erschienen. Auch sein Kollege, der Professor der Medizin
an der Leipziger Universität, Fricklich Andreas Gallisch, mus;
hier genannt werden. In den meisten Musenalmanachen seiner
Zeit ist er mit Gedichten vertreten.
Bekannt ist die Einwirkung, die der Augenarzt Jung¬
Stilling mit seiner poctischen Lebensbeschreibung auf Goethe
ausübte. Auch Johann Georg Zimmermann, der Arzt Friedrich's
des Großen und Freund Goethes, betätigte sich literarisch.
Karl Arnold Kortum, vor einem Jahrhundert als Vergarzt
in Bochum verstorben, schrieb in seiner „Jobsiade“ das beste
komische Heldengedicht, das wir bisher in deutscher Sprache
haben. Ihm widmet Otto Julius Bierbaum in seiner Vorrede
zur Inselausgabe der Jobsiade die humoristischen Verse:
Karl Arnold Kortum, Doktor der Med¬
izin war nebenbei bloß Poet.
Denn er hielte nicht wenig auf seinen Magen
und meinte, das Hungertüchernagen
sei weder gesund noch angenehm;
drum dichtete er bloß außerdem
und legte sich fleißig aufs Krankekurieren,
Oper=Pur=Ordin= und Medizinieren,
weshalb ihm die Arzte in Bochum zuletzt
und nicht die Poeten ein Denkmal gesetzt.
Groß ist die Zahl der Arzte, die führend in den literarischen
Bewegungen unserer Zeit hervorgetreten sind. Nur einige Namen
sollen hier genannt werden. Ein Arzt, Dr. Conrad Küster, rief
den Verein „Durch“ ins Leben, der mit Wille, Bölsche, Mackay
und anderen dem Naturalismus in Deutschland Vorpostendienste
leistete. Das Schlagwort „Die Moderne“ (Gegensatz: Die Antike)
wurde in diesem Verein geprägt und blieb lange in Geltung.
Aberauch in der vordersten Linie der Dichtenden selbst stehen Arzte.
Arthur Schnitzler, der Dichter so vieler Dramen, in denen
feelische Konflitte bis in ihre letzten Verästelungen verfolgt wer¬
den, wirkte als Arzt in Wien. Zu seinem auch in Berlin viel
gespielten „Professor Bernhardi“ aber auch zu vielen feinge¬
schliffenen Erzählungen hat der Arzt dem Dichter den Stoff
geliefert. Von Haus aus Arzt ist auch Karl Schönheir, der
Tichter von „Glaube und Heimat“ und anderer zugkräftiger
Tramen, die zumeist in seiner Tiroler Heimat spielen.
Der bekannte Novellist und Lyriker A. de Nora (Dr. Anton
Alfred Noder) wirkt als Arzt in München. In seiner „Hymne
an die Nacht“ heißt es:
Dich nur lieb' ich, o Nacht, Der allmächtige Tag
Wie ein eiliger Arzt
Tausendäugige du,
Reißt mit herrischer Hand
Deren gütigem Blick
Sich die Tiefen der Brust. Von den Schwären der Welt
Still vertrauend erschließen. Schonungslos die Binde...
ausgezeichn
1876 geboren, lebt als praktische: Arzt in Gatenhosen am Boder
see. Frauenarzt in Prag war Hugo Sulus, der zartsinnige Ly
riker, dessen Sang ein Hymnus an die Frau als Beglückerin ist.
Wie heißt es doch im „Ehefrühling“
Geh ich dann Sonntag fruh zu meinen Kranken,
So leuchtet es mir mahnend in die Augen,
Und zwischen Tod und Siechtum und Geburt,
Wie Blumen aus den Ritzen einer Mauer,
Lacht mir die Mahnung an mein Glück entgegen ...
Alfred Döblin, der Autor des vielgelesenen Romans
„Berge. Meere und Giganten“, übt im Osten Berlins eine aus¬
gedehnte ärztliche Praxis aus. Er ist vielleicht das vorbildliche
Beispiel des modernen Dichterarztes. Heilen und Dichten ent¬
Dr. Ludwig Finckh
springen bei ihm aus dem gleichen Überfluß einer an das Welt¬
ganze sich verlierenden Persönlichkeit. In seinen Romanen spielt
das psychologische Moment eine große Rolle. Auch die Psycho¬
analyse mit ihrer Entdeckung der vielen Unterströmungen in Ge¬
danken und Träumen gab Döblin starke Anregung. In seinen
kurzen Erzählungen, die oft erschütternde Bilder aus dem
Leben unserer Zeit wiedergeben, verwertet er nicht selten Be¬
obachtungen, die der sorgfältig forschende Arzt an der Psyche
Dr. Karl Schönherr
lungsvermögen des Tichters ie be
ing auf gleichem Wege, sehen einander mit
n die Augen und wissen um das Gemein¬
mer wieder lockt es den Dichter, Arztliches
Mann in seinem „Zauberberg“ in ein
seltener aber ist der Fall, daß sich Arzt
son vereinigt finden. Dennoch kann man
und Gegenwart eine ganze Anzahl von
n. in denen diese Verschmelzung verwandter
Problem Mensch im Brennpunkt des Er¬
zenden künstlerischen Gestaltungen führte.
Jahrhunderten waren die Beziehungen
st ziemlich rege. Der große Mystiker An¬
21
herubinischen Wandersmann“
hren“ in Padua zum Doltor der
itlang als Leibarzt in Ols tätig.
Hofmedikus. Bei Angelus
indstimmung seiner ganzen Per¬
chter und Arzt. Der in Gott
ller Wunder, und wie seine
Erlebnis aufglühen läßt,
Dr Alfred Döblin
2 —
2
Professor Dr Carl Ludwig Schleich
so heiligt sie auch seinen ärztlichen Beruf zum Gottesdienst.
Ein ausgezeichneter Dichter von Kirchenliedern war der Arzt am
Halleschen Waisenhaus Christian Friedrich Richter (gest. 1711).
Von ihm stammt das Lied „Es glänzet der Christen lebendiges
Leben“ das von Schleiermacher als Perle aller Kirchenlieder
gerühmt wird. Ein bekannter, wenn auch heute schon vergessener
Tichter war der Mediziner Johann Valentin Pietsch, der Lehrer
Gottscheds, dessen „Poetische Werke“ 1725 erschienen.
Albrecht von Haller, der berühmte Schweizer Dichter, war
nicht nur Mitbegründer der klassischen deutschen Poesie, sondern
auch einer der Hauptbegründer der Wissenschaft der Physiologie.
Als „göttlich“ gepriesen wird noch von Herder der Leibarzt
des Grafen Bentheim, Johann Philipp Withof, dessen Gedichte
1751 erschienen. Auch sein Kollege, der Professor der Medizin
an der Leipziger Universität, Fricklich Andreas Gallisch, mus;
hier genannt werden. In den meisten Musenalmanachen seiner
Zeit ist er mit Gedichten vertreten.
Bekannt ist die Einwirkung, die der Augenarzt Jung¬
Stilling mit seiner poctischen Lebensbeschreibung auf Goethe
ausübte. Auch Johann Georg Zimmermann, der Arzt Friedrich's
des Großen und Freund Goethes, betätigte sich literarisch.
Karl Arnold Kortum, vor einem Jahrhundert als Vergarzt
in Bochum verstorben, schrieb in seiner „Jobsiade“ das beste
komische Heldengedicht, das wir bisher in deutscher Sprache
haben. Ihm widmet Otto Julius Bierbaum in seiner Vorrede
zur Inselausgabe der Jobsiade die humoristischen Verse:
Karl Arnold Kortum, Doktor der Med¬
izin war nebenbei bloß Poet.
Denn er hielte nicht wenig auf seinen Magen
und meinte, das Hungertüchernagen
sei weder gesund noch angenehm;
drum dichtete er bloß außerdem
und legte sich fleißig aufs Krankekurieren,
Oper=Pur=Ordin= und Medizinieren,
weshalb ihm die Arzte in Bochum zuletzt
und nicht die Poeten ein Denkmal gesetzt.
Groß ist die Zahl der Arzte, die führend in den literarischen
Bewegungen unserer Zeit hervorgetreten sind. Nur einige Namen
sollen hier genannt werden. Ein Arzt, Dr. Conrad Küster, rief
den Verein „Durch“ ins Leben, der mit Wille, Bölsche, Mackay
und anderen dem Naturalismus in Deutschland Vorpostendienste
leistete. Das Schlagwort „Die Moderne“ (Gegensatz: Die Antike)
wurde in diesem Verein geprägt und blieb lange in Geltung.
Aberauch in der vordersten Linie der Dichtenden selbst stehen Arzte.
Arthur Schnitzler, der Dichter so vieler Dramen, in denen
feelische Konflitte bis in ihre letzten Verästelungen verfolgt wer¬
den, wirkte als Arzt in Wien. Zu seinem auch in Berlin viel
gespielten „Professor Bernhardi“ aber auch zu vielen feinge¬
schliffenen Erzählungen hat der Arzt dem Dichter den Stoff
geliefert. Von Haus aus Arzt ist auch Karl Schönheir, der
Tichter von „Glaube und Heimat“ und anderer zugkräftiger
Tramen, die zumeist in seiner Tiroler Heimat spielen.
Der bekannte Novellist und Lyriker A. de Nora (Dr. Anton
Alfred Noder) wirkt als Arzt in München. In seiner „Hymne
an die Nacht“ heißt es:
Dich nur lieb' ich, o Nacht, Der allmächtige Tag
Wie ein eiliger Arzt
Tausendäugige du,
Reißt mit herrischer Hand
Deren gütigem Blick
Sich die Tiefen der Brust. Von den Schwären der Welt
Still vertrauend erschließen. Schonungslos die Binde...
ausgezeichn
1876 geboren, lebt als praktische: Arzt in Gatenhosen am Boder
see. Frauenarzt in Prag war Hugo Sulus, der zartsinnige Ly
riker, dessen Sang ein Hymnus an die Frau als Beglückerin ist.
Wie heißt es doch im „Ehefrühling“
Geh ich dann Sonntag fruh zu meinen Kranken,
So leuchtet es mir mahnend in die Augen,
Und zwischen Tod und Siechtum und Geburt,
Wie Blumen aus den Ritzen einer Mauer,
Lacht mir die Mahnung an mein Glück entgegen ...
Alfred Döblin, der Autor des vielgelesenen Romans
„Berge. Meere und Giganten“, übt im Osten Berlins eine aus¬
gedehnte ärztliche Praxis aus. Er ist vielleicht das vorbildliche
Beispiel des modernen Dichterarztes. Heilen und Dichten ent¬
Dr. Ludwig Finckh
springen bei ihm aus dem gleichen Überfluß einer an das Welt¬
ganze sich verlierenden Persönlichkeit. In seinen Romanen spielt
das psychologische Moment eine große Rolle. Auch die Psycho¬
analyse mit ihrer Entdeckung der vielen Unterströmungen in Ge¬
danken und Träumen gab Döblin starke Anregung. In seinen
kurzen Erzählungen, die oft erschütternde Bilder aus dem
Leben unserer Zeit wiedergeben, verwertet er nicht selten Be¬
obachtungen, die der sorgfältig forschende Arzt an der Psyche
Dr. Karl Schönherr