VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 3

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2. Cuttings
nova mit einem Schluß= als etwa Vutoria, der Abenteurer oder Venier, Anderes, Schalnassar allzu reich und der arme Schuldner allzu arm.
agen wir verblüfft und aber nicht anders. Es ist bei Allen Hofmannsthal's „gebildete Es ist Alles mit kühler Berechnung bis zur Unwahrschein¬
Das Ergebniß ist
Sprache“, die für ihn dichtet und für sie denkt.
lichkeit übertrieben, auf die Spitze getrieben und in den
persönlich. Man möchte
Ein Feuergeist wie Kainz hat den Abenteurer inschärfsten Contrast gestellt; man weiß oft nicht, ob Charakter
eich ein Stück! Daß eine Berlin gerettet. In Wien hat einzig Frau Hohenfels oder Caricatur. Was längst hätte kommen können, geschieht
chte dramatische Wirkung als Vittoria dem Dichter geholfen. Die Aufführung war zu spät und was später hätte geschehen können, ereignet sich
igt Grillparzer selbst, der gegen das Werk gerichtet, Herr Hartmann weibisch, sogleich. Diese Gegensätze und Widersprüche zu mildern, wäre
in diesen Tagen aus= süßlich, unverständlich, hilflos, ohne Halt; Herr Frank
die dankenswerthe Aufgabe einer ästhetisch geleiteten Auf¬
sthal's vorgestellt wurde. nicht einmal einer gewöhnlichen Ohnmacht mächtig; im Uebrigen führung gewesen. Die Worte Sonnenthal's quollen aus
Versehaus. Ich glaube, ein Ensemble, welches zerwirft und spaltet. Die jetzige seiner innersten Natur; aber einer leisen Mahnung, das
em jungen Dichter selbst Direction ist nicht fähig, aus Theilen ein Ganzes zu bilden. Salböl seiner Rede nicht maßlos zu verschwenden, hätte der
in jungen Jahren mit Es steht Jeder für sich da, sie führen Alle isolirte Reden,
Künstler und Meister gewiß gefolgt. Director Schlenther
n über harte Knüppel= als wäre Jeder selbst Regisseur, selbst Director, selbst Dichter.
hat sich wahrscheinlich begnügt, Nachts in sein Tagebuch zu
Zukunft uns klarer vor Dem Burgtheater ist ein Zusammenspiel, wie es das Volks¬
schreiben: Sonnenthal heute ausgezeichnet, doch allzu weich
latt und weise, mit Um¬ theater heute bietet, unerreichbar; es wird Alles auseinander= und allzu breit. Das Burgtheater gewinnt wenig von den
ginnen. Hofmannsthal's getrieben. Die vornehme kritische Vergangenheit des Directors Kritiken, welche Director Schlenther vielleicht leise in sich
kalten Marmorwänden Schlenther ließe vermuthen, daß auch er dieses empfindet. hineinsingt. Es hat wohl nie einen bequemeren Burgtheater¬
ere Zeit auf dem Kopfe, Er hat aber nicht den Muth oder nicht die Kraft, wohl gar leiter gegeben, als Dr. Schlenther, der so gern von der
hannsthal, einer unserer nicht den Willen, auf die Einzelnen zu wirken und das Ganze! Freien Bühne spricht, in seiner Wirksamkeit jedoch über das
durch Temperament zur zusammenzuhalten. Es ist als ob ihn die Vossische zur stillen! Inschallah des Orientalen nicht hinauskommt. Ein Opfer
nheit zum Temperament Beobachtung des Burgtheaters nach Wien entsendet hätte. seiner Sorglosigkeit dürfte Fräulein Medelsky werden.
th, Feuer, Temperament Mit Gastspielen, wie jüngst Else Lehmann als Hanne Schäl, Director Schlenther hat dieses bildsame Volltalent aus
frnen und erlesen.. Hugo degradirt Herr Schlenther das Burgtheater vollends zu einer Burckhard's Händen empfangen; es sollte nur ausgewickelt
tet auf zu viele Dinge, Art Filiale des „Deutschen Theaters“ in Berlin. Auf dem
werden, um sich frei und leicht zu entwickeln. Als Sobelde
a Arthur Schnitzler, das allergefährlichsten Wege geht so Schlenther den Idealen eines zeigte sich Frl. Medelsky aber stark verwahrlost. Sie schraubte
ehr wurzelechte Talent. vollen Hauses nach. Er hat den Besitzstand seit Burckhard sich mit Gesichtsverzerrungen, mit ungehörigem Ton gegen
han hören, Schnitzler's fnur verringert, keine einzige namhafte Kraft gewonnen. Man den Sinn der Rolle gewaltsam zur Tragödin hinauf, pfauchte
mit dem inneren Auge denke! Das Wiener Burgtheater oder eigentlich Herr dann wieder und krallte sich katzenartig dermaßen ins Wort,
t seine Dichtungen auf Schlenther zitiert, wenn Herr Devrient verreist, derselbe
daß sie ganz unverständlich wurde. Wie einfach, schlicht
Schnitzler's Dichtungen Devrient, welcher als Assad in der „Hochzeit der Sobelde“ hatte sie ihre Laufbahn begonnen! Heute wandelt sie bereits
Schnitzler'scher Dialog ist mit starrer Miene, ohne die geringste Antheilnahme, ohne auf Wegen der Unnatur; umsomehr gefährdet, je zarter ihr
er muthet so natürlich eine Ahnung dessen, was er zu leisten hätte, die Anderen um Organ, ihr ganzes Wesen ist. Talente aufzuspüren ist nicht
diesem Fühlen und an sich herum spielen läßt. Durfte der Director gestatten daß Sache einer Bequemlichkeitsnatur, aber wirkliche Talente zu
ade diese Rede führen. so die gefährlichste Situation, das Zusammentreffen Assad's erhalten und zu pflegen, wäre gewiß die allerbescheidenste
Menschen, Hofmannsthal und der Sobelde, im zweiten Act völlig preisgegeben werde? und geringste Forderung, welche die Leitung des schwer¬
nitzler's Natürlichkeit —
Die „Hochzeit der Sobelde“ häuft dichterische Dinge
geprüften Burgtheaters zu erfüllen hätte.
Naturalismus — liegt von außerordentlicher, blendender Schönheit an. Aber der
L. A. Terne.
redet bei Hofmannsthal gute Kaufmann ist allzu gut; die wahre Sobelde ist allzu!
der Assad wohl Anderes wahr; der schlechte Assad ist allzu schlecht; der reiche