VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 14

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2. Cuttings
Am vergangenen Mittwoch begann im New-Yorker Rundfunk
eine sehr begrüssenswerte Neuerung: es fand der erste Vortrag
über deutsche Literatur statt, und von nun an wird an jedem
Mittwach über deutsche Literatur gesprochen werden, natürlich
in englischer Sprache und zunächst einmal über die Werke im
besonderen, von denen bereits Uebersetzungen vorliegen. Der
Leiter dieses Kursus ist Professor Dr. Edwin Roedder vom
City-College. Die Themata sind: Goethes „Faust“, die deutsche
Romantik, Heinrich Heine, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann,
Arthur Schnitzler, Jakob Wassermann, Franz Werfel. Ernst
Toller, das deutsche Drama von heute u.a.
Spagteigung mit Schnitzter
dessen „Seltsames Zwischenspiel“.
St. Moritz, August 1930 Schnitzler lehnt den Film als
Schnitzler mokiert sich über die „Ent¬
Kunstform keineswegs ab. Er hat ein
Es bedeutet eine günstige Fügung,
deckung“ der Psychoanalyse durch die
Angebot aus Hollywood, drei Ma¬
am Tag der Ankunft vor dem Hotel
Art, die Personen ihre Gedanken laut
austripte zu schreiben, nicht ab¬
einem gelben Kraftwagen mit schwarz¬
aussprechen zu lassen, wie das ja schon
gelehnt. Ein deutscher Tonfilm nach
rot=goldenem Wimpel zu begegnen, in
der alte Moliere gekannt hat.
der Erzählung „Spiel im Morgen¬
dem Emil Ludwig (am Steuer)
Ebenso amüsant findet Schnitzler es,
grauen“ wird vorbereitet. Vom Film
Arthur Schnitzler von einer Spa¬
wenn ausländische Kritiker in ihm
kommt das Gespräch auf das Theater.
zierfahrt durch das Oberengadin soeben
einen Schüler der Psychoanalyse sehen.
Ich gedenke der erfolgreichen Wieder¬
heimgebracht hat. Freudige Begrüßung
Dichtung sei von jeher seelenschürfend
aufnahme des „Professor Bernhardi“
des Wiedersehens. Schon ist Schnitzler
aus Intuition, also psychoanalytisch in
während der vergangenen Berliner
zu einem Spaziergang bereit.
einem weiteren Sinn gewesen.
und Wiener Spielzeit. Schnitzler er¬
Schnitzler ist, wie aus seinem „Buch
klärt sich mit der Auffassung Kort¬
„Im Spiel der Sommerlüfte“ liegt
der Sprüche und Bedenken“ bekannt
nets sehr einverstanden. Die Falco¬
der St. Moritzsee, sonnenüberblendet,
ist, überhaupt auf die Kritik nicht gut
netti will im nächsten Winter in
von leichtem Wind gekräuselt, gebettet
zu sprechen, weil manche Rezensenten
Paris alle weiblichen Rollen
in waldige Berge, deren Gipfel Neu¬
in ihm wohl immer noch den Dichter
schnee krönt. Hotelpaläste synkopieren im „Reigen“ spielen. Man liebt
des „süßen Mädels“ erblicken. Als
schroff die Landschaft. Das alles er= Schnitzler aus Wahlverwandtschaft seit
Beispiel für die Ignoranz einer ge¬
je in Paris und hat seine Werke auch
innert so sehr an den Schauplatz der
wissen Auslandskritik führt Schnitzler
in letzter Zeit viel ins Französische
Geschichte von „Fräulein Else“. Aber
das kürzlich erschienene Reserat einer
die Novelle spielt ja in San Martino übertragen. Der Dichter bemerkt, daß
Pariser Literaturzeitschrift über ###
er die französische Fassung seiner
di Castrozza, der Film eben ist in
französische Uebersetzung von Thomas
„Therese“ fast dem Original vorzöge.
St. Moritz gekurbelt. Der Dichter
Manns „Tristan“ an. Dieses Reserat
Zu den Dingen des Theaters zurück¬
jedoch bestätigt auch St. Moritz als Ort
gipfelte in der Erklärung, man werde
kehrend, kommt das Gespräch auf den
der Handlung gern: „Hier ist die Luft
amerikanischen Dramatiker O'Neill und die Uebersetzung der „Buddenbrocks“
wie Champagner“.

W
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Maurice Chevf
im Lubitsch-Tonfilm „Die Liebesparade“.
der Hamburger Kinotag
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„Mo
abzuwarten haben, ehe man sich über
uns
den Wert Thomas Manns im Klaren
gang
sei.
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Das Problem Rußland beschäf¬
gänge
tigt Schnitzler sehr viel. Er glaubt,
Men
daß manches Gute im neuen Rußland
vor,
geschähe, wie es ihm auch Emil Ludwig
Sati#
aus eigener Anschauung berichtet habe,
aber er lehnt den Bolschewismus als
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