VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 47

2. Cuttings
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Im Heimgeh'n wieder, durch stille Gassen,
Schlichs über mich so bang.
Wie ich mein armes Mädel verlassen,
So lange schon! ach wie lang!
Doch, daß ich so einsam von dir gegangen.
Wie käms dir denn zu Sinn,
Und daß ich, von deinem Arm umfangen
So endlos fern dir bin!
Ich will ja morgen wieder kommen
Mit lächelndem Gesicht;
Und daß ich längst Abschied von dir genommen,
Mein Mädel — du weist’s ja nicht
S. REIS (Al.-Ostrau.)
DIE NEUEN THEATERPREISE.
Zum Weihnachtsfeste bekommen die Theater¬
freunde unserer Heimat von der Stadtgemeinde eine gar
arge Bescheerung: Eine Verteuerung der Theaterpreise,
die in der nächsten Saison in Kraft treten soll! —
„Panem et circensem“, „Brot und Spiele“ billiges Brot
und billige Spiele waren im alten Rom das Losungswort
des Volkes — und auch der Cäsaren! In unseren Zei¬
ten, in den Zeiten der Brotteuerung, ergreifen unsere
Stadtväter im Namen der Teuerer Partei ... und So
werden auch die Spiele, das Theater erheblich ver¬
teuert ... auch das geistige Brot wird bei uns höher
gehängt. Ob die am Dienstag, den 21. Dezember im
Gemeinderate beschlossene Maßregel im Interesse der
Volkskultur, im Interesse der nach Bildung und Kunst
ringenden Volksmassen bei uns, gut geheißen werden
kann: Der Einsichtige muß mit einem lauten „Nein“
antworten und das ist unser Standpunkt! Das Warum
und Wieso sei einer gründlicheren Besprechung in
den nächsten Nummern noch vorbehalten.
Vorläufig sei auf die Ungehörigkeit hingewiesen,
auf die in der Zeit des allgemeinen Wahlrechtes uner¬
hörte Nichtachtung des Publikums, eine so tiefgreifende
Maßregel wie die vollkommene Neuregelung der The
aterpreise und des Theatergetriebes, nicht rechtzeitig
und vorher zur allgemeinen Diskussion zu stellen. Dann
auf die Heimlichtuerei und das Schweigegebot oder die
Verheimlichung der Absichten gegenüber der Presse — die
hart an Uberrumpelung grenzt! — Nicht als ob wir
jenen, die zahlen können, es aber nicht wollen, und
die das Theater als „Unterhaltung“ ansehen, als Er¬
gänzung des gesellschaftlichen Lebens, und jenen, die
bei jedweder noch so dringenden und nötigen Be¬
steuerung oder Belastung prinzipiell ein markerschüt¬
terndes Gequietsche anheben . .. zu Gesichte reden
wollten. Das kann uns nicht einfallen ... aber da
leider in unserer Gesellschaflsordnung, im Reiche der