VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 104

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2. Cuttings
Far reiche) das nieise über entstehen lassen, unter denen das vorliegende Marinebuch
sentliche Leben unseres ist unsagbar wirkungsvoll und ergreifend (vgl. z. B. die eine der ersten Stellen einnimmt, bildet doch Kaiser
ti (XII, 537 S., Mark 4.40); sorgfältig ausgeführten Details auf den Kreuzwegbildern, Wilhelms Vorliebe und Verständnis für das Seewesen ein
A
lichkeit und Natur, oft in ihren abstoßendsten Er= den beiden Dichtern Arno Holz und Johannes Schlaf
s Literaturgeschichte.
in Niederschönhausen bei Berlin von 1887 auf 1888 der
scheinungen, der konsequente Naturalismus, trat.
Wir lernen den Vorläufer der „Moderne“, den Be= Telegrammstil der neuen formlosen Lyrik, der neue skizzen¬
Dr. K. F#v. Kummer.
hafte Dialog und die Technik des modernen Dramas, des
gründer des sozialen und des Großstadtromans Max
des Werk-#utschen Fleißes und
naturwahren losen Nebeneinander der „Familie Selike“
[Kretzer, den Vater der „Moderne“ Michael
####schen Gegediktiners geht seiner
hervorgesproßt war. Nicht umsonst hat Hauptmann sein
Conrad, den Apostel Zolas, und seinen Kampfgenossen,
„Illustrierte Geschichte
erstes Werk „Vor Sonnenaufgang“ die vielumstrittene Rein¬
den ehemaligen talentvollen Schlachtenmaler Karl
literatur" von P. Dr. Anselm
kultur einer Säuferfamilie, dem „Papa Hamlet“ — das ist
Bleibtreu, nun nur noch Gegenwartsschilderer, kennen.
), im Jahre 1903 begonnen, ist in
eben Arno Holz —. „dem konsequentesten Realisten“, ge¬
Wie maßvoll der Autor schildert, zeigt sich darin, daß er.
Lieferung gediehen.?)
widmet. Salzer erkennt gerne an, daß Hauptmann auch
1905 im VI. Bande der Viertel= bei voller und strenger Verurteilung des Ungesunden,
heute noch zu den Führern unserer Literatur gehört; aber
herausgegeben von der öster= Krankhaften, Geschmacklosen und sittlich Verwerflichen jener
er zweifelt, daß er der Messias sei, von dessen Ankunft ein
die ersten 15 Heite, die auf Literaturprodukte, bei den Vertretern der neuen Richtung
Dutzend und mehr Vorläufer geweissagt haben. Er vermißt in
Fiteraturgeschichte bis zum Ausgang doch auch das Gesunde, Gute, wo er es findet, gerne aner¬
ihm die scharf umrissene Persönlichkeit und sieht ihn als
behandeln eingehend gewürdigt kennt. So von Conrads Gedichten: „Wohl findet sich in ihnen
einen Mann an, der zwischen dem einen und dem anderen
nach Vollendung des Werkes eine viel Pathos und Reflexion, doch stimmt er auch schlichte Töne an,
Stil (Naturalismus, Symbolismus, Mystizismus) hin und
geben weiht seiner fränkischen Heimat mauch inniges Lied und in
esamtcharakteristik
her pendelt, „je nachdem die Mode es gebietet oder der
Aufmerksamkeit der Leser nur allem spiegelt sich seine gerade und offenherzige Persönlich¬
Versuch, eine verlorene Position wieder zu gewinnen.“
keit.“ Bei Kretzers bis zum Abstoßenden häßlichen Berliner
gelenkt
Hefte
etzterschienenen
Lichtvolle Inhaltsangaben weisen dies in scharfer Analyse
Sittenschilderungen betont Salzer: „Er leuchtet nicht hinein
schichte der deutschen Dichtung von
aller Werle bis zu den „Ratten“ (1910) nach. Hauptmanns
in diese Tiefen des Lebens, in das schreiende Elend der
Jahres
evolution d
gewaltigstes Werk sind Die Weber“, das größte und auch
düstersten Vorstadtviertel, um Sensation zu machen, nicht
enwart dargestellt wird.
literarhistorisch bedeutendste Bühnenwerk der Moderne, d
aus Liebe zum Schmutz, sondern als Warner, aus durch¬
unserer Literaturentwicklung beginnt
Gipfelpunkt des konsequenten Naturalismus; ihnen zunächst
aus ethischen Gründen.“ Kretzer ist ein „Kämpfer gegen die
Hefte. In überzeugender Darlegung
steht „Fuhrmann Henschel", Hauptmanns stärkstes Be¬
Lüge, wo sie zu finden sein mag, gegen die Lüge aus Be¬
einen glänzenden Stil verfügende
auch in künstlerischer Be¬
kenntuis zum Naturalismus,
quemlichkeit, aus Gewohnheit, Pietät und Tradition.“
zu jener Revolution kommen mußte,
ziehung sein bestes Werk.
Aber nicht bei den Mitarbeitern der „Modernen Dichter¬
Kritischen Waffengänge“ der Brüder
Während man sonst gerne Sudermann
charaktere,“ auch nicht bei der schönen Charakteristik
die „Modernen Dichtercharaktere“
auch stofflich und technisch unmittelbar neben Haupt¬
Wildenbruchs, in dessen patriotischem Pathos, auch
(1884) begonnen haben; wie das
at mit seinem Schauspiel
er
stellt
mann
nicht bei Liliencron, in dessen impressionistischen
Unnatürliche, Weltabgewandte in der
„Ehre“ im gleichen Jahre 1889 wie Hauptmanns „Vor
Versen die Jüngsten bei ihrer eigenen vorherrschenden
kiftsteller nach den Siebzigerjahren,
Sonnenaufgang“ den ersten und stärksten Erfolg errungen —
Unzulänglichkeit eine Zeitlang ihr Ideal einer neuen,
Baumbach, Wolff, Blumenthal und
unterscheidet Salzer scharf zwischen beiden Dramatikern:
befreienden Weltanschauung erfüllt zu sehen glaubten,
er Jugend hervorrief; wie berechtigt
Hauptmann hat unbedingt Neues geschaffen, Sudermann
wollen wir uns aufhalten, sondern der aktuellsten Er¬
lt und Zusammenhang der Dichtung
Bühnen¬
steht in der Tradition der beliebten
scheinung der modernen Literatur, dem Drama, uns
ber die ersten, anfänglich gesunden,
L'Arronge,
schriftsteller der Achtzigerjahre Lindau,
zuwenden.
und sozialen Regungen der jüngsten
Blumenthal; er hängt mit dem Feuilletonismus und mit
Hier steht selbstverständlich im Mittelpunkte der in den
u bald in eine uferlose, nur inter¬
Spielhagen zusammen und ist stark von den Franzosen
jüngsten Tagen wieder so lärmend gefeierte Gerhard
Einflüssen (Franzosen, Schweden,
Dumas d. J. und Sardou beeinflußt: „Er hat von den alten
Hauptmann, der mit einem ganz modernen natu¬
beherrschte Modernität aus, in der
Figuren des Dramas und dessen überlieferten Wesen genug
ralistischen Drama den ersten durchschlagenden Erfolg er¬
en Stils Stillosigkeit und ein bis zu
übrig gelassen, daß das Publikum sich erfreuen konnte, aber
rang. Auch Hauptmann ist nicht plötzlich, wie Pallas
en getriebenes Streben nach Wirk¬
da Naturalismus und Sozialismus höchst zeitgemäß waren,
Athene aus dem Haupte des Zeus, auf den Kampfplatz ge¬
auch dieser Strömung Rechnung getragen. Er bildete das
meine Verlagsgesellschaft. Gr. 8°. sprungen: er wurzelt mit seinem schlesischen Milieudrama
„Vor Sonnenaufgang“ (1882) in dem Beren, aus dem Rcalistische, wohl auch das Satikische weiter aus, wählte
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