VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 105

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2. Cuttings


G
schütternde Drama zu einem Ten
zum Hintergrund der Handlung die Großstadt, erfaßte mit in getstvolle Parallele mit dem Anfangsstück der Tor und
Die neue klassische Kunst, die del
der Tod“ gestellt wird: In einer Zeit theatralischer Halt¬
Vorliebe die Niedrigkeiten und Schwächen des Menschen
rückzufinden strebte, vertreten durch #
und strebte, sie mit täuschender Wirklichkeit wiederzugeben“ losigkeit ist es schon ein Verdienst, einen so schönen, edlen,
helm von Scholz und Sam
leider nicht, um der Welt einen Spiegel vorzuhalten und sie vollstümlichen Stoff wie die Legende von „Jedermann' auf¬
deren theoretische Schriften die
so zu bessern, als vielmehr um des packenden Effektes, des gespürt und für das Theater in eine neue, blanke Form
und
ihren Ausgang

gog#en
Sinnenreizes willen. Die Aualyse seiner Werke zeigt eine gegossen zu haben.“
ersehnte große Drama
das
Artur Schnitzler, der Dichter der Wiener Lebe¬
nur hie und da durch ein plötzliches Emporschnellen unter¬
nicht gebracht; die ethisch bedeute
welt — so nennt ihn Salzer, obwohl ihm, als er dies
brochene Linie absteigender Leistungen Erfolge und Wer¬
ihre Theorien hätte wirksam in
schrieb, „Das weite Land“ noch nicht vorlag
tungen. Ungleich höher steht der Erzähler Suder¬
vermocht, fehlt. Weder ihre eigenen
sich in seinen Dramen und Schauspielen
dreht
ein
nErstlingsroman „Frau Sorge“
Drama noch die eines Stucke
mann: se
Theater; ihn charakterisierf
um Leben, Tod und
„von ethlschen Motiven durchdrungenes Buch, ein
haben sich behauptet.
eine schwüle Sinnlichkeit die nach dem Mustet
Werk innerlicher Erlebnisse, viel harmloser, weiter,
Die Uebersicht über das 2
An Hauptmann und der Franzosen mehr angedeutet als ausgedrückt wirf.
inniger als die spätere Romane“
schließt mit — Ludwig Fulda,
Größeren Schöpfungen ist er, wie die Szenenreihe seinés
Sudermann schließen sich zahlresche Dramatiker, meist nur
strömungen des iiterarischen Lebens
mit einem Werke, häufig dem ersten, von Erfolg begleitet, Medardus“ zeigt nicht gewachsen, seine Stärke bleibt der
eczogenes poetisches Talent von
Salzer sieht von
der ihnen bei fortgesetzter Tätigkeit wieder entschlüpfte, so Einakter mit verblüffender Wendung.
flichlichen Anlage, ein Dichter von
Max Halbe („Jugend“, 1893), Otto Erich Hart= Abstammung oder Konsession der von ihm behandelten
Zögling romanischer Kunst“ als Tä
Dichter meist ab: nur gelegentliche Bemerkungen, wie
eben („Rosenmontag“), Max Dreyer („Der Probe¬
im Charakterlustspiel, im sozialen Di
zu Schnitzlers Roman „Der Weg ins Freie": „Es ist
kandidal", 1900), Otto Ernst („Flachsminn als Er¬
in der Tragödie, wie im dramatische
mehr eine Programmrede des modernen Jndentums und
zieher", 1901) u. a. m. Die Offizierstragödien in Anlehnung
eine Schilderung einzelner Typen als ein Kunstwerk“, zum Teil rauschende, aber kaum das
an den Rosenmontag", die Studentenkomödien um und
Also fast lauter vorübergehe
zeigen daß der umsichtige Schilderer auch dieses nicht zu
neben Wilhelm Meier Försters Alt=Heldelberg“
der Rundschau
Wirkungen
unterschätzende Moment in den Kreis seiner umfassenden
die Schullehrertragödien im Gefolge des „Probekandidaten“
Literatur der Gegenwart! Ihre
Wertung der gesamten Persönlichkeit zieht.
und des „Flachsmann“ ziehen an uns vorüber.
los „typische Beispiele für die all
Ueber Schnitzlers Nachbeter und Nachfolger Auern¬
Mit sicherer Hand hebt der Verfasser aus der Legion
dämmende, alle Treibhausarbeit au
heimer, Salten, Beer=Höffmann geleitet uns der Verfasser
moderner Dramatiker den widerspruchvollen Dichter des
keit, mit der die vorwärtsdrängende, hu
zu den Pflegern des Volksstückes: Langmann, Karlweis,
Skeptizismus und der Weltverneinung Frank Wede¬
Zeit „jenseits von Gut und Bö
Morre, Langkammer u. a., um wieder bei Hermann
kind und die Gruppe der Wiener Dramatiker um Hof¬
noch so fein inszenierte Mache hilft
Bahr, dem Lehrer, Führer und Aureger der tungen
n H
mannsthal und Schnitzler heraus. Hugo vl
heute ist ein Nichts sobald der Mor
Wiener, dem Apostel der Moderne — der Ausdruck stammt
mannsthal folgt in der Abwendung vom Naturalis¬
Lichte vorurteilslos die Mache zerteilt.
ja von ihm — In Oesterreich, halt zu machen; der Mode
mus und Hinneigung zum Symbolismus den Wegspuren
der Geschichte besteht nur
folgend, ist er vom Naturalismus rasch zum Symbolismus
fan George, der sich zur
Artsattelfest gewesen
des Rheinländers S
übergegangen und ist namentlich in seinen Romanen beim
in Gegensatz stellte
Naturalisten
zeitigt hat, die nicht
Stoffkunst der
modernen Wienertum mit stark betonter Sinnlichkeit
und eine Art Artistenpoesie (l’art pour l’art) nach
Kurs verlieren der ihn!
gelandet.
begründete.
französischer Lyriker
geschraubthat.“
Muster
dem
Eingehend wird David Schönherr besprochen.
Der Leitspruch für Hofmannsthals aristokratische, zum minde¬
Mit diesem Ausspruche Salzers
Kraft der dramatischen Gestaitung, Herausarbeiten bühnen¬
sten sehr erklusive Kunst ist: „Von Kunst durch Können zur
Grundsätze seiner Darstellung enthäl
wirksamer Szenen, eine knappe, mehr in Gebärden als in
Kunst“. In diesem Sinne sind seine lyrischen Dramen ge¬
verzichten auf die noch im letzten
Worten sich bewegende Sprache haben dem im Heimatboden
schrieben, vor allem die stimmungsvolle Tragödie „Der
„Moderne Lorik“ sowie auf den haf
Tirol wurzelnden Dichter große Erfolge erwirkt; zunächst
Tor und der Tod“ (1900); auch „Elektra" und „Oedjes
dernen Romai“ Es sollte uns freue
in seiner halb naturalistischen, halb symbolischen Bauern¬
und die Sphinx“, in denen die fertigen Gestalten des
Slizze eines Kapitels die Art Salzer
komödie „Erde“ (1907), größere mit Glaube und Heimat“
gemacht und in ihnen das Verla##
autiken Dichters „mit blassen modernen Farben, mit den
(1910). Sehr schön weist Salzer nach, daß erst die Ver¬
oft sehr wenig geeigneten Linien perverser, auf feinste
nach dem ganzen, glänzend ausgest
disserenzierter Sensationen“ gefärbt werden. Seinen letzten legung des allgemein menschlichen Konfliktes zwischen
100 farbigen und schwarzen Bilder
Schritt bezeichnet nach dem Rosenkavalier“ die Rückkehr Glaubenstreue und Heimatliebe auf den Boden der Alpen¬
ur Mysterienbühne in „Jedermann“ (1912), ein Stück, das länder und in die Zeit der Gegenreformation das er¬ träts, Faksimilien geschmückten Buche