VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 134

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M ke.... Sie derlungen Marüreich das augemeine, gleiche, ge¬n bara, die Prittiler üblerbreitet werden kann. Das Amtliche Waren¬
verzeichnis zum Zollkarif, wie es gegenwärtig zu Recht besteht, stammt
heime Wahlrecht. Dasselbe tun die sächsischen Freisinnigen. Neuer¬
aß zur Un¬
aus der Mitte der neunziger Jahr:. Es ist auch, ehe es in Geltung
dings haben sich auch die sächsischen Antisemiten gegen das Dreiklassen¬
ne ungerechte
gesetzt wurde, den einzelnen Interessentenkreisen zur Kritik über¬
wahlsystem und „ohne jeden Vorbehalt" für das geheime direkte Wahl¬
geben worden. Entsprechend den inzwischen jedesmal eingetretenen
der Sozial¬
technischen und kommerziellen Aenderungen hat es von Jahr zu Jahr
recht erklärt, aber mit von der Regierung vorzuschlagenden „Ein¬
Umgestaltungen erfahren. Bei der Ausarbeitung des neuen Ver¬
schränkungen, welche das Schwergewicht in die breiten Massen des
egierung
zeichnisses können die mit dem alten gemachten Erfahrungen gewiß
Mittelstandes legen und unter allen Umständen die Möglichkeit aus¬
hsischen Land¬
an Wan

aufgeklärten, redekundigen Vaters, der über alle Merkworte vornehmer
1 Geliebte eines grünen Jungen, für den sie nur eine Liebelei bedeute,
Empfindungen verfügt und dabei allen egoistischen und engherzig
und der in seiner Torheit alle Grade eines Lebemannes absoloiert.
philiströsen Instinkten folgt, gehört zum Eigenartigsten und Leben¬
Der Lebejüngling wird in einen Ehebruchshandel verwickelt und zu
digsten, das Schnitzler geschaffen hat. Das ganze Stück aber leidet
einem Duell genötigt. Den Tod vor Augen, fühlt er, daß er mit seinem
unter der Gewaltsamkeit der Voraussetzung, unter dem Druck einer
edleren Wesensteil an das Vorstadtmädchen geknüpft ist, hat aber
Forderung, die Gegensätze, die sich nur durch das Gefühl ausgleichen
alten.
nicht den Mut, einzugestehen, daß er für eine andere Frau zu sterben
lassen, vertragsmäßig überbrücken möchte. Ein Toter will da vom
bereit ist. Er fällt im Zweikampf, und die Enthüllung der Vorgänge
Leben erzwingen, was es nicht halten kann, und das Gefühl, daß Un¬
wird für das Opfer der Liebele doppelt gräßlich; der Tod des Geliebten
erschwingliches verlangt wird, tutt unserer Teilnahme für die betrogene
allein würde namenlose Trauer hervorrufen; die Todesursache be¬
Erbin henimend in den Weg.
deutet moralische Vernichtung und Verzweiflung, die in den Selbstmord
Es liegt etwas Epigrammatisches in den meisten Ent¬
hineintreibt, dazu als unaufdringlicher Chorus der Vater der Irren¬
atol“, zeige
würfen von Schnitzler, etwas wie ein tragischer Witz des Schicksals, der
den und Verlassenen, ein alter Vorstadtmusiker, äußerlich Philister,
r modern ist,
ein Mißverhältnis grell beleuchtet. Für dichterische Einfälle dieser
innerlich Künstler, eine merkwürdige moderne Gegenfigur zu Schillers
Gespräche ist
Art ist die knappste Form immer die glücklichste. Der Versuch, die
altem Miller, der mit der verlassenen Tochter leidet, und zu Hebbels
er Vers. In
Ausnahme in Verwickelungen fortzuspinnen, fällt leicht in die Un¬
Meister Anton, der die „Welt nicht mehr versteht“, einer von den
n, die über¬
natur. So sind denn auch seine kurzen Produktionen weitaus die
Resignierten und Ehrenfesten, der trotzdem sinnierend auf die Frage
flussen, ohne
glücklichsten und interessantesten. Unbedeutend ist keine dieser räumlich
gerät, ob man ein Recht hat, der Jugend Rausch und Seligkeit zu
eine Meister.
engen Produktionen; in jeder steckt ein sinnreich angepachtes Motiv,
nehmen, um damit eine nüchterne, karge Versorgung zu erkaufen —
iben Versuche
eine fein psychologische Beobachtung, in mancher auch Tiefe der Em¬
überall unaufdringlich die Tragik gesellschaftlicher Verhältnisse, die
Schauspiel
pfindung. Ueberall ist der Ausgang ein pessimistischer, bald
Ehrbarkeit heucheln und Recht und Unrecht nach den Bedürfnissen der
Webrechen der
ein greller Notschrei, bald eine wehmütig verhallende Klage. Also ein
Genußmenschen wägen, — all dies ohne Verstiegenheit und Affektation,
Sterben“
abgegrenztes Stimmungsgebiet, ähnlich wie die Einschränkung der
nicht ohne das Gegenbild leichtfertiger Naturen, die sich mit dem Ge¬
r wilden Ehe
Motive.
gebenen abfinden und sich mit moralischen Defekten recht und schlecht
in egoistischer
Die Nachbarschaft von Tod und Leidenschaft finden wir in den
durchs Leben schlagen.
die Frau mit!
Novellen „Der Abschied" und „Die Toten schweigen“
Zu einer so vollen geschlossenen dramatischenWirkung, die sich aus¬
gegen wehrt,
wieder, Skizzen, in denen die geistreiche Kombination das Gefühl stark
lebt, ohne zu zersplittern, zu einem Stücke von so starkem, natürlichem
verden. Viel
zurückdrängt. In beiden wird die auf Schleichwegen gehende Sinn¬
Atem, hat es Schnitzler kaum später wieder gebracht, wenn auch seine
g auf beiden
lichkeit durch eine Katastrophe furchtbar aus ihrem schwülen Traume
Virtuosität in der Zuspitzung und Ueberfeinerung der Bühneneffelte
erisches Buch,
aufgeschreckt. Verwandt, aber tiefer greifend in der Empfindung ist der
seither gewachsen ist. In den beiden Schauspielen, die sich an „Liebelei“
ers Methode,
Einakter „Die Gefährtin“, die Geschichte eines Mannes, dem
anreihten. klingt der Vorwurf der schutzlosen „kleinen Mädchen“ in
mit dem der
am Grabe der Gattin deren Untreue enthüllt wird: die Entdeckung
Variationen nach. „Vorwurf“ in mehr als einem Sinne des Wortes
führen.
soll seine Trauer scheuchen und zerbricht seinen idealen Halt. Zu den
Anklage gegen die Gesellschaft, dialektisch vielleicht noch kunstvoller
nen bald ver¬
feinsten seelischen Studien zählt die kurze Erzählung „Die Frau
als in „Liebelei“, aber nicht mehr so volkstümlich echt, nicht so tief aus
n aufgelegtes
des Weisen“, eine Episode aus dem Tagebuche eines jungen
der Natur heraus empfunden. In „Freiwild“ handelt es sich¬
n sich. Das
Lebemannes. Der Begehrlichkeit des Gewissenlosen stellt sich da ein
um die „kleine Schauspielerin“, die als freigegebene Jagdbeute gilt,
Magdalena“:
wunderliches Hemmnis entgegen: der Gatte der leichtferngen Frau
und deren Verteidiger sich in nutzlosem Kampf verbluten muß, obgleich
je Behandlung
hat dieser einst eine harmlose Liebelei mit demselben Manne, der ihr
er als moderner Mensch auch dem Vorurteil des ehrenreinigende.
Krüber hinaus
nun ernsthaft gefährlich wird, verziehen. Sie weiß nichts von dieser
Zweikampfs zu trotzen sucht. Mit der Frage der illegitimen Ver¬
Schwäche liegt
Begnadigung, der Liebhaber aber erfährt es mit stiller Bewunderung,
hältnisse, die bei Schnitzler von flüchtigen, brutalen Abenteuers bis
edern, an dem
und dieses stille Verzeihen des Gatten umgibt die Frau, die durch
zur lastenden wilden Ehe immer wieder den Fruchtboden der Konflikte
in und sicher
keinen Tugendpanzer geschützt ist, wie eine undurchdringliche Wolke.
bilden, ist hier das Duellmotiv verknüpft, vielleicht das einzige
r Absichtlich¬
Der Liebhaber, dem die Schwäche der Gattin schon verfallen war, flüch¬
gesellschaftliche Proplem, das der Dichter neben den sexuellen be¬
mmerwährend
tet vor der Ueberlegenheit des Gatten.
vorzugt, und das er auch einmal abgelöst von der Erotik behandelt hat.
scheitern.
In einer Reihe von Einaktern wird mit historischer
Ist schon in „Freiwild“ vieles künstlerisch zugespitzt, so ruht das
orfenen Form
Farbo gespielt; im „Grünen Kakadu“ wird ein unheimliches
„Vermächtnis“ völlig auf kasuistischer Grundlage. Es ist die
dramatischen
Bild aus der Vorbereitungszeit der französischen Revolution geboten;
augenscheinlich nicht innerlich erlebte, sondern erdachte Tragödie des
iellschaftlichen
eine mit Wätz gesteigerte Episode aus dem Leben der überreizten
Erb= und Witwenrechts der Geliebten. Der auf einem Spazierritt
Weibe begehrt
Aristokratie, die sich an Bohème und Proletariat wie die Motte aus
verunglückte junge Lebemann verlangt sterbend von seinen Eltern, daß
gewährt, er¬
Feuer herandrängt; in „Paracelsus“ erschoint der als Magier
sie der Mutter seines natürlichen Kindes dieselben Rechte einräumen
verschricene Gelehrte des sechzehnten Jahrhunderts im Lichte des
wie einer Schwiegertochter. Das durch solche Beschwörung er¬
Liebelei“,
natürlichen Zaubers, durch den des Genie den Philister demütigt und
zwungene Verhältnis erhält sich in der Schwebe, solarge das Kind der
Da gelang
die Frauengemüter verwirrt. H der „Fraumit dem Dolche“.
wilden Ehe die grundverschiedenen Elemente notdürftig bindet; mit
em Falle von
vermählt sich die Gegenwart mit der Vergangenheit, aus einem
dem Tode des Kindes finkt dessen Mutter in die Stellung der aufge¬
thüllen. Das
Renaissancegemälde steigt die Leidenschaft, von der eine Frau bedrängt
drungenen Hausgenossin zurück und die Familie entledigt sich ihrer
wird zu einer
wird, verheerend und warnend in einer zusammengedrängten Tragödie
Im Sturm] mit einer durch Redensarten schlecht verhüllten Härte, die die Ver¬
g wird sie die lassene in den Tod treibt. Eine Gestalt des Stückes, die des liberalen, herauf. Drei kühne Phantasiestücke, in denen die Farhe den Ausschla#