VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 143

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Sehr sein charakterisiert Anton E. Schönbe#k### einer Studie Hauptvertreter, sagt über diese Dichter etwas pathetisch: „Sie
über Grillparzer, das Wesen des österreichischen Volksstammes wollen österreichisch sein, aber österreichisch von jetzt. Das ist der
und die Poesie desselben: Die Grundlage ist klare An¬
dunkle weite Drang, der sie über das Herkommen treibt und
schauung des Wirklichen — „offener Blick“, wie Grillparzer
doch auch wieder vor den französischen, skandinavischen, russischen
sagt — Natürlichkeit, ja Naivetät. Sanguinisch ist meist das Mustern warnt welche das jüngste Deutschland äfst. Sie können
Temperament, leicht sich abspaltend entweder nach dem Ueber- sich an der neuen Kunst von heute nicht genügen, weil sie nicht
mute hin oder dem Trübsinne. Augenblickliche Anspannung der österreichisch ist; und sie können sich an der österreichischen Kunst
Kraft gestattet oft, Großes zu leisten, aber häufig fehlt die nicht genügen, weil sie nicht von heute ist. Sie wollen das
ausdauernde Festigkeit, durch welche erst die Früchte der That eine und das andere nicht missen. Sie wollen beides. Sie
sicher eingeheimst werden können. Die Denkungsweise ist be= wollen die österreichische Farbe und den Geruch des Tages.“
weglich, Menschen von stetem Gleichmaße sind unter den Oester= Ob diese Künstler thatsächlich die Bedeutung haben, die ihnen
reichern selten. Natur und Leben werden in vollen Zügen! Bahr zumißt, wird erst die Zukunft entscheiden. Ich gebe zu,
genossen, und zwar mit Ausbildung aller Sinne. Für Farbe daß auch diese jüngste Kunst in ihrem Stil, in ihrer Vorliebe
und Klang sind Auge und Ohr stets geöffnet, eine kunstlerische für das Zarte, Verfeinerte, Farbige, Bildliche und Dekorative,
Auffassung ist auch dort ost vorhanden, wo die Fähigkeit und für Lebensgenuß und andererseits wieder für die seine persönliche
der Ernst künstlerischen Schaffens fehlen. So sind die Deutsch= Reflexion sich als eine echt österreichische zeigt; aber sie ist nicht
Oesterreicher ein reichbegabter Stamm, mannigfach begünstigt die gesunde Kunst der Grillparzer, Grün, Anzengruber, Hamer¬
vor anderen, aber doch wieder gar zu oft um den Erfolg verkürzt, ling u. a. und andererseits nicht die volkstümliche der Raimund,
überall, wo statt seiner Weichmütigkeit nur Härte und Ge=Nestroy, Bauernfeld u. a. Sie wurzelt weder in der Em¬
schlossenheit des Charakters den endlichen Sieg verleihen.“ pfindung noch in neuen, das Leben bejahenden, zukunftsfrohen
Auch die modernen österreichischen Dichter, namentlich die Dichter Weltanschauungen, ebensowenig in einem echten und tiefen Humor.
Neben Hermann Bahr wurden in den letzten Jahren als
der sogenannten Wiener Schule, zeigen im Grunde dieses
Vertreter dieser Kunst hauptsächlich Peter Altenberg Hugo
Wesen. Freilich fehlt diesen Dichtern eines, was ältere öster¬
reichische Dichter in hohem Maße besaßen: Größe und Welt= von Hofmannsthal und Art hur Schnitzler genannt.
anschauung! Die junge Wiener Kunst ist vielmehr eine Poesie der Der zuerst genannte ist ein Meister der kleinen lyrischen Novelle
Decadence, eine Kunst der seinen, persönlichen Empfindung, der und Skizze. Diese Novellen sind nicht erzählend oder psychologisch
Nuance, der verfeinerten Form, sie ist eine Kunst für die Kunst, beschreibend, sie folgen vielmehr der Seele, wohin sie der
nicht eine Kunst der Persönlichkeit und der gesunden, frischen und Augenblick, der Zufall führt. Auf den verborgenen Wegen der
innigen Empfindung. Diese Dichter haben eine ängstliche Scheu Seele findet der Dichter die tiefsten Lebenswahrheiten. Alten¬
vor der Wahrheit. Sie wagen dem brutalen Zeitgeist nicht ent= berg (geboren 1862 in Wien, lebt in Wien) schildert sich selbst
gegen zu treten. Die großen, socialen Ideen finden ebenso sehr kurios in einem Briefe an die französische Uebersetzerin
wenig wie das Gemüt des Volkes in diesen modernen Poesien einiger seiner Studien folgendermaßen: „ich . . . bin in Wäldern
künstlerische Offenbarungen. Diese Dichter leben in Träumen herumgelungert, war Jurist, ohne Jus zu studieren, Mediziner,
und Stimmungen. Sie lieben das Augenblickliche, die feinen ohne Medizin zu studieren, Buchhändler, ohne Bücher zu ver¬
Genüsse der Seele. Man verspürt in ihren Schriften keine Er= kaufen, Liebhaber, ohne zu heiraten, und zuletzt Dichter, ohne
griffenheit. Bilder, Phantasien, Reflexionen, Stimmungen in Dichtungen hervorzubringen! Denn sind meine kleinen Sachen
der Form von Novellen, Skizzen, dramatischen Scenen und lyrischen Dichtungen?! Keineswegs. Es sind Extrakte! Extrakte des
Gedichten — das ist ihre Kunst! Eine geistreiche, oft sinnreiche Lebens! Das Leben der Seele und des zufälligen Tages, in
2—3 Seiten eingedampft, vom Ueberflüssigen befreit, wie das
Kunst, eine Poesie der Stimmung, nicht des Gemütes, eine Poesie
für den Salon, nicht für das Volk. Nur mutet sie oft krankhaft Rind im Liebig=Tiegel!“ Hofmannsthal, ebenso tief
an, weil ihr Kraft und Leidenschaft fehlen, weil ihre Formen und fein wie Altenberg, ist ein Meister der lyrischen Form.
oft allzu weich oder allzu reich an üppigen Worten, an schil= Er erstrebt eine klassische, Goethesche Formreinheit, ohne dabei
lernden Bildern und überfeinen Nüancierungen sind. Der frucht= die größere Ausdrucksfähigkeit der modernen Sprache zu ver¬
kennen. Ist Altenberg der Dichter der vieles verratenden, vieles
bare Boden, auf dem sie gedeiht, ist die Ueberkultur. Sehr
nur andeutenden Stimmung, so ist Hofmannsthal der Dichter
viel Aehnlichkeit zeigt diese „Wiener Kunst“ mit der französischen.
des sinnreichen, vielsagenden Wortes und Bildes und desschönen
Allein diese Aehnlichkeit beruht auf einer eigenartigen Ver¬
Rhythmus, dessen Grazie überall den Oesterreicher erkennen läßt.
wandtschaft der künstlerischen Temperamente, weniger auf Nach¬
ahmung und Beeinflussung. Hermann Bahr, einer ihrer Er ist ebenfalls in Wien geboren (1874) und lebt in Wien. Einige


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