VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 191

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2. Cuttings
den Schutz gegen Vervielfältigung und Wiever¬
versammlung hie
Lüdel Zentratrußland und breitet sich über den ganzen Osten gabe durch Musikmechanismen nicht im Wege einer Inter¬
in der er unter
bnte den Genen ui etnstcherng uen ertentisten bung
So natürlich und einfach diese Antwort war — oder viel= angenehmen, weil
die Gestalien Orpheus, Christus und Genius verkörpern sollte.
leicht gerade deshalb — erschien sie mir wie eine Offenbarung, deutlich hervor,
Auch eine große vaterländische Romantrilogie „Oesterreich“ wie ein heller Sonnenstrahl, der die Frauenfrage von der ethischen Bevölkerung die
bereitet die Dichterin als nähste Arbeitsausführung vor.
Seite scharf beleuchtete. Klar trat der überzeugende Gedanke zu. worden ist. Ich
Auf meinen Wunsch zeigt sie mir das Manuskript ihres tage, daß die echte Frau, die ihre Lebensaufgabe ernst und ziel= Arbeitsminister ###
großen Epos „Robespierte“, jener gewaltigen Dichtung, die den bewußt auffaßt, nicht zwei Beruft ausfüllen kann. Und welcher achtet, einen ernst
Namen der delle Grazie vor allen anderen in die allererste Reihe von den beiden natürlicher, wichtiger und staatserhaltender ist, — auf diesem Gediet
der modernen Versepik stellt. Sie hat an dem Werke zehn Jahre darüber habe ich im stillen meine eigenen Gedanken.[Gesetzentwu
zusammentritte vor
geschrieben, von ihrem 19. bis zu ihrem 29. Jahre. Während Und sollte ich einmal nach dieser Richtung
inter¬
dieser langen Zeit gob sie sich mit all ihren Sinnen, ihrer ganzen viewt werden, so bin ich sehr bereit, dieselben sehr deutlich
(Fortbildu
Kraft dieser Arbeit hin, sie ließ sich durch nichts ablenken, durch auszusprechen.
Privatlehrerin
nichts zerstreuen, sie verließ Wien, mit Ausnahme einer Reise
Hof 11, eröffne
Die delle Grazie steht heute so hoch als Dichterin, als Kurse für Sprach¬
nach Italien, nicht für einen einzigen Tag, weil sie an ihrer Ausnahme -
— und bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel äquivalente Vor
täglichen Arbeitszeit eisern festhielt. Sie hatte mit ihrem Verleger,
sie hätte wohl das Recht, sich für ihren eigenen Gedanken= und klub. Leitung
Breitkopf & Härtel, eine bestimmte Lieferungszeit fir das Epos Gefühlsstaat eigene Gesetze zu schreiben, die mit den allgemeinen Dienstag 18
Harmonielehre,
vereinbart. Durch seine dringende Bitte, den letzten (24.) GesangAnsichten nichts zu tun haben — aber sie wäre keine so tief= Jeden Freitag=½
rasch fertigzustellen, stürzte sie sich in rasende Arbeit, schrieb
gründige, tiefempfindende Dichterin, wenn sie — obigen Aus= für Mitglieber der
von 8 Uhr morgens bis ½1 Uhr nachts fieberhaft
Kr.
spruch nicht getan hätte. Ich speziell lege ihr dafür meine be¬
monatlich
und schildert mir nun, daß sie nachher, als die Arbeit vollendet
Dienstag den 27. d
sondere Verehrung zu Füßen.
war, das trostlose Gefühl unsäglicher Verlassenheit verzweiflungs¬
phon 13.303.
Wir begnen uns in der Ansicht, daß die Frau eine
voll gepackt hatte. Es kam ihr plötzlich zum Bewußtsein, des sie
(Eröffnun
tüchtige, gesunde Bildung braucht, daß sie für das Leben und für
die schönsten zehn Jahre ihres Lebens ihrer Arbeit geopfert und
Gestern wurde in
den Lebensrampf offenes Auge und offenen Sinn haben mus, Türnitz durch Lan
daß sie einen steten Kampf gegen ihre Jugend und gegen alle die
daß sie ihrem Gatten der furchtlose Kamofgenosse, ihren Kindern
natürlichen Freuden, die diese zu fordern berechtigt gewesen, gekämpft
öffnungszug wurde
der wohlgerüstete Erzieher sein müsse. Wir sprechen auch noch
habe. Es war ihr, als seien #lle dahin, mit denen sie gelebt,
über die Koedukation. Die Dichterin spricht aus eigener Er= Endstation Türnit
geliebt, gekämpft und gelitten hatte.
Abschluß. Ein Teil
fahrung, sie ist mit Mädchen und Buben in die Schule ge¬ Gstettenhofe der le
Wir sprechen nun über ausländische Literatur. Mit heller
gangen und rühmt den naiven, freien, unverdorbenen Ton im
Begeisterung äußert sich die delle Grazie über Flaubert und
Toni Schläge
Verkehr.
sein Hauptwerk „Salambo“, über die lebendige Pracht seiner
(Der Zeit
Auch die sexuelle Aufllirung wird besprochen. Die delle Persien melbeten d
Metaphern, über die Glut seiner Schilderungen und die starke
Grazie behandelt auch dieses Thema äußerst seinfühlig. Sie hält
dramatische Kraft seiner Dichtung. Zola ist ihrer Ansicht nach
Mohammed Ali¬
es für wichtig, nicht zu general#ren. Besonders sensitive Kinder
der größte Epiker Frankreichs und hervorragend sowohl durch
gegeben und die E
aufzuklären, sei höchst bedenklich. Es gäbe allerdings Kinder, die
den Mut seiner Ueberzeugung, durch den scharfsinnigen Blick in
für den 14. Nover
aufgeklärt werden müssen. Aber im ganzen und großen stimme
die Zukunft, als auch durch die große Gabe des Symbolisierens,
er tun konnte. Ei
sie doch für die Wahrung der Scheu vor dem mysterium
die er mit Dostojewsky gemeinsam hat. Ich bin begierig, wie
hätte er in der ga
maghum.
die delle Grazie über die Frauenfrage denkt und wir vertiefen
sehr bezeichnende
Ich hätie noch stundenlang fragen, genießen und mich be¬
uns sofort in dieses Thema. Zu meiner Freude äußert sich die
der „Lokalanzeige
Dichterin äußerst gemäßigt, sie ist keine Frauenrechtlerin par lehren lassen können. Aber ich darf die liebenswürdige Güte der
„L
straße
Nun weiß ich, wie sie ist, die
excellence, wenngleich sie selbstverständlich jeden Fortschritt Dichterin nicht mißbrauchen.
wahl hochfeiner
kräftig befürwortet. Aber sie ist keine blinde Parteigängerin. Die Dichterin delle Grazie, und ein Dichterwort drücke es aus:
Köchinnen, Hausma
ethische Seite der Frauenfrage ist ihr mindestens so wichtig wie
Wo Strenges sich mit Zartem,
Löhne in vornehm
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
die soziologische und als ich sie frage, warum sie selbst nicht ge¬
werden sich hoffen
Da gibt es einen guten Klang.“
heiratet habe, erwidert sie mir freimütig: „Weil es mir bei
Herrschaften zu best
meinem Beruf unmöglich gewesen wäre, eine gute Mutter
Nach einem A
zu sein!“
Frachte diese einen