VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 196

2. guttings
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Staille



unserem besten Dramatiker in Zwiespalt geriet, bekommen Sch
wir seither kein Stück dieses Dramatikers mehr in ange¬ men
messener Darstellung zu Gesicht. Der Zankapfel selber, das Rei
ewähnte Renaissangestück, ist noch über keine Wiener Bühne Mei
gerollt, die „Lebendigen Sumden“ wurden im Volkstheater Sor
„erpatzt“, der „Vinjame Weg#ist in Wien unbekannt. An nad
dien ganze beschämende Geschichte erinnerte ein Schnitzler=lein
Abend, der unlängst als Wohltätigteitsvorstellung im Carl= Lau
theater veranstaltet wurde und der außer den Einakterni verl
„Literätur" und „Die letzten Masken“ auch eine Novität,
den Einakter „Der Puppeuspieler“ brachte. Immer von
nachhentlicher, immer ernster wird Schnitzters Muse, sie Bilf.
Frübelt und gräbt dunklen Problemen nach. „Der Puppen- und
spieler“ klingt wie ein Seitenthema einer großen sympho= Beste
nischen Dichtung, deren Hauptthema „Der einsame Weg“ in
ist. Auch der Puppenspieler ist einen Weg gegangen, der wat
in die Einsamreit führte. Er war ein Dichter, der einmal Sch##
einen großen Erfolg errang. Dieser Bühnenerfolg aber ge-[.Taß
nügte ihm nicht oder hielleicht genügte seine Begabung soge
der strengen Göttin nicht: kurz, er begann plötzlich die Ma= vik
rionetten des Theaters zu verachten und fand, es sei einzig
sah¬
seiner würdig, mit dem Leben zu spielen, wirkliche Men¬
ich
schen zu lenken, als seien es Drahtpuppen an seinen Fäden.
jun
So hat er an einem lustigen Abend auch einmal bei einem schi
sehr schüchternen Freund Vorsehung gespielt und ein nied= Nin
liches junges Mädchen seiner Bekanntschaft beredet, sich in met
Wen Zoghans verliebt zu stellen ..
icht
Das Leben alur liebt die Puppenspieler nicht. Als des
junser Lebensartist nach langen Wanderjahren, in denen ihm uns
Hein Kind gestorben, sein Weid untreu geworden ist, einsam mät
Feimkehrt, finderseine zwei Puppen von ehemals glück-Sie
#ich und stitlzustienen am gemeinsamen Herd; und zu denzöst
####ei Pusegen hot sich ein anmutiges drittes Püppchen ge¬ Arb
selle. ##iftans dem Spiel des Puppenspielers wider seinen late
Wille rust geworden zunikihm aber und mit seinem Ernst har Gle
das rachsüichtige Leben gespielt, er hat alles verspielt und und
####ß ieht noch hören, daß jene niedliche Freundin damals Wit
Ihn liebte, ihm Herd und Heim hätte bereiten wollen und
nur, um seine Eifersucht zu wecken, auf das Puppenspiel ein¬
Nu
gegangen war .
Mit herbem Stolz reißt sich der Dichter von den kaum 9
wiedergesundenen Freunden los und kehrt in seine Ein¬
samkeit zurück. Ist dieser Stolz nur die Maske einer tief¬
1
leidenden Seele? Oder hat der Puppenspieler vielleicht doch ih
„das bessere Teil“ erwählt?
Die große Liebe und Kunst, mit der sich Jarno diese P
Rolle zurechtgelegt hatte, und der Umstand, daß auch dieh
übrigen Personen des Stückes von Mitgliedern des Josef¬
städter Theaters gespielt wurden, erregt die angenehme Er¬
2
wartung, daß der Direktor für seine literarischen Vorstellun¬
gen einen neuen Schnitzler=Einakterabend plant.
Neben Jarno zeichnet sich an diesem wohltätigen Wohl¬ var
tätigkeitsabend Albert Heine — als Rademacher und
ein
Gilbert — aus, den wir nun, ach wie so bald!, verlieren
werden.
Weniger erfreulich als diese drei wienerisch gefärbten
d
Schnitzlerschen Spiele war ein norddeutsch=frostiges „Spiell##
in einem Akt“ von Auguste Hauschner, betitelt „Das
Dipkom“, das für ein paar Tage im Josefstädter TheaterK#
die Einleitung zu dem überaus ergötzlichen Zugstück „Cacheer
Cache“ bildete. Es handelt von einem Doktordiplom, das F
ein fleißiges junges Mädchen mit dem Verlust von Liebelra
und Liebesglück teuer bezahlt. Denn der Mann, den Fräu= ei
lein Doktor liebt, will von einer gelehrten Frau nichts wissen un
und wählt sich ein recht hausbackenes, ungebildetes und un¬
verbildetes Mädchen zur Gattin. —
oh
Also ein Stück, wie es ältere Damen mit Vorliebe gegen
die schlimme Frauenemanzipation schreiben. Freilich wird
des
mit solchen dramatisierten Thesen, die mit Kraft so garnichts
we
##n schaffen haben, nur einer guten Sache geschadet. Einer
guten Sache? Sicherlich! Ihr wißt doch, daß man heute, L#
Gott sei Dank, ein „moderner Mensch“ und gleichwohl ein
Gegner dieser Frauenbewegung sein kann.
ko
Tröstlicherweise folgt auf dies grausame Spiel die H##
Lachtrmmpf erzwingende Jagd nach dem tölpeligen Durand. #w
„Wo ist Durand?“ So hat der Übersetzer den dreiaktigen
Schwank „Cache Cache“ von Felir und Gindri
an