VI, Allgemeine Besprechungen 2, Ausschnitte 1933, undatiert, Seite 206

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2. Cuttings
unserem Urtheil, sachlicher, leidenschaftsloser, seit Dr. Phiegma. Das geht ihm“
Feuilleton.
Paul Schlenther der Mann unseres Burgtheaters ge= so begeht er auch keine Du
Nachdruck verboten.
worden ist. Wir haben nach wie vor zu nörgeln und satt ärgern könnte. Man
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Burgtheater. 60
zu kritteln genug. Aber es geschieht ruhiger, maßvoller mit ihm und dann wieder
(Ein Rückblick.)
wie ehedem. Wi ist das zu erklären Sind wir so rasch bringt es zu keiner rech
ihn. Allerdings auch
der Ueberzeugung geworden, daß in Paul Schlenther
Es ist nöthig, dies einzusehen und eiengestehen:
wir sind ungerecht geworden in unserem Urtheil über endlich der richtige Mann gefunden wurde, der das Freude. Er bleibt im
das Burgtheater. Allmälig, ohne daß wir uns dessen Burgtheater so groß und glücklich machen wird, wie und geht gleichmüthig
recht inne wurden, haben wir den Standpunkt parteiloser wir es fordern? Ach nein, so gutmüthig sind wir kein Burgtheater=Publicun
nicht und auch nicht so bescheiden. Wir können immer mutterrecht ersessen hat,
Sachlichkeit verlassen und den einer keineswegs unpartei¬
dreinzureden. Er sagt es n
noch mit einem Dutzend Männern aufwarten, die uns
lichen Subjectivität bezogen. Das kam so, weil wir das
lieber wären wie er. Darin ändert sich eine Schwieger= bin Niemandem Rechenschaf
Burgtheater zu eifersüchtig liebten, weil es unserem
mutter wol nie. Aber dieser norddeutsche Kritiker hat meiner „vorgesetzten Behör
Herzen näher stand als dem Verstand. Wir wurden un¬
eine Zurücksetzung empfind
gerecht aus leidenschaftlicher Zuneigung, wir fühlten zu seine eigene Art, seine besondere Methode, das Burg¬
theater zu behandeln, und wir wissen nicht recht, wie aber entschiedene Ablehnun
lebhaft, als daß wir kühl hätten urtheilen können. Das
wir uns damit abfinden sollen. Er ist so ganz anders ist Alles geworden, das P.
Beste schien uns kaum gut genug für unser Burgtheater,
wie sein Vorgänger Max Burckhard. Das war einnicht mehr zur Familie. D
kein Maßstab künstlerischer Vollkommenheit genügte uns
echter Wiener, auch als der legitime Mann des Burg= Gast und wird bewirthet,
für die Darbietungen dieser Bühne, und den Director
theaters mehr Liebhaber als Gatte. So gar nicht und was nicht, aber in die
derselben beurtheilten wir ungefähr so, wie eine zärtliche
Mama den Mann beurtheilt, der die Vermessenheit hatte, väterlich, so burschikos, so leichtlebig, schier liederlich (Töpfe zu gucken ist ihr un
Er war uns natürlich nicht recht, wie es uns überhaupt allein der „Behörde“ zu.
ihr unvergleichliches Töchterchen zu ehelichen. Daß er
sich dieses herrlichen Geschöpfes würdig erweisen, Keiner ganz recht machen könnte. Wir haben uns und daran haben wir un
weidlich herumgezankt mit ihm, besonders seit er sich was uns das Burgtheater
daß er es liebevoll genug behandeln, daß er es zu
gebührender Bedeutung erheben, daß er es glücklich die literarische Clique als Hausfreund einlud. Aber es nehmen nicht mehr so int
war Wärme in ihm, Leidenschaft, man fühlte es, daß das Burgtheater betrifft,
machen könnte, glücklich bis zur Wunschlosigkeit, das
er das Burgtheater vom Herzen lieb hatte, daß hochachtungsvollen Mütterl
hält wol jede Mama geradezu für ausgeschlossen. Der
in einer ist ja gewiß ganz in der
er mit ihm verbunden war, nicht
Mann, der Leiter des Burgtheaters, konnte auch uns nie
bloßen Vernunftehe. Und dann — mit ihm ließ sich so um all das Kleinzeug desk
völlig genügen, er war und blieb ein Schwiegersohn,
angenehm streiten. Er hatte Temperament und es ging Burgtheaters zu bekümmer
behaftet mit allen Mängeln dieser Menschengattung, und
ihm leicht durch. Dann konnte man loslegen und ihm literarische Beurtheilung zu
wir wußten stets von einem Dutzend anderer Männer,
gehörig den Kopf zurechtsetzen. Man hatte etwas wie danach zu fragen, ob das
die unser geliebtes Burgtheater sicherlich besser verstanden
geleitet wird. Ist dies der
kritischen Genuß daran, einen saftigen Aerger, eine Art
und weit glücklicher gemacht hätten. So sind wir partei¬
um das Glück und die B
mütterlicher Genngthuung. Dann war ja Alles wieder
lich und ungerecht geworden wie jede Schwiegermutter.
gut. Aber nun dieser Herr Paul Schlenther. Er ist ja und wir haben uns weiter
Aber es lag über dieser Ungerechtigkeit der verklärende
zu machen. Denn das B
gewiß erdrückend literarisch und verzweifelt correct. Er
Schimmer einer großen Liebe, es zitterte in ihr eine
Das sollten wir nie verge
begegnet dem Burgtheater mit tadelloser, steifer Cour¬
ehrliche, rührende Sorge. Es gab eine vollgiltige Ent¬
Ein Hoftheater. Ja
toisie, er bringt ihm eine unbegrenzte Hochachtung ent¬
schuldigung für unsere Parteilichkeit: das Burgtheater
gegen. Aber er ist kühl, förmlich und schweigsam, ob der Zeit wahrhaftig verge
war uns eine Herzenssache.
Auch heute noch ist dem so. Aber eine Wandlung man ihm nun derb die Wahrheit sagt oder nicht. Er in den Gedanken hineingel
ist doch zu merken. Wir sind gerechter geworden in hat absolut kein Temperament, er hat nur ein breites Wiener Volkstheater sei,
Der heutigen Nummer der „Reichswehr“ liegt die „Dedette“ be


C
ranten Hauptleute oder Rittmeister, bei je zweien Oberlieu¬
tenante und Lieutenante und bei einem Unterintendant. Für
die Militär=Unterrealschulen wurden 156 Aerarialplätze be¬
willigt, und zwar 125 für den 1., 4 für den 2., 26 für
den 3. und einer für den 4. Jahrgang. Von den Aspi¬
ranten sind 8 mütterlicherseits, 14 väterlicherseits verwaist.
Zwei sind doppelt verwaist und ist hier hervorzuheben, daß
der eine dieser Doppelwaisen, der Sohn eines Majors,
einen Briefträger, und der andere, der Sohn eines
Rittmeister=Auditors, einen pensionirten Gendarmeriewachtmeister