VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 29

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1. 50th Birthdar
lockende Ferne. Erst langsam lernen wir
ziselierte Novellen und dann
„Der Weg ins Freie“.
gehen, ruhig und sittsam, und dann lang¬
Alles was das Leben an Sch
samer und langsamer. Die Zeit scheint
Bereitschaft hat, das einsame Alt
rascher zu schlagen, je älter man wird.
Der eine hat auf dem langen Weg die
samkeit zu zweit, die Jugend, d
Jugend verloren und sieht ihr schmerzlich
geht auf leisen, heimlich lächelnd
frend= und glanzlos. Der andere, bei dem
während drin ein alter kranker
junge Tochter, die voller
freud- und glanzlos. Der andere bei dem
hinaushorcht in des Lebens Fr
Jugendlust und Jugendfreude nicht das
seinen dürren Armen und hämisch
Hauptmotiv des Daseins war, der ein
an seinen Krankenstuhl zwingt; d
geistiges Leben geführt, der Schätze ge¬
sammelt, Erfahrungen, Erkenntnisse, einen
sieht, wie ihres Mannes Herz ihr
der Mann, der vor seiner Frau ei
weiten Blick. der auf einer Höhe des Denkens
und Fühlens angelangt ist, sieht freudig ver¬
knieen sieht und lautlos die Ti
klärten Auges um sich. Ihm ist das Alter
der Sterbende, der jeden Tag
keine Burde, die gelebt. Jugend kein Ver¬
mit dem Morgenlicht die Erkenn
lust, denn alles atmet im Schrein seines
daß jenseits des Sommers der T
wartet mit weit geöffneten Arme
Herzens ein ewiges, unvergängliches Leben.
nicht entgehen kann, und der ∆
Und dann gibt es ein Alter, wo wir Erinne¬
Liebe und das lachende Leben
rungen und Leistungen stumme Denkmale
Klose & Seidel
nach dieser kurzen Frist, all das
bauen, die wie Fakeln den zurückgelegten
wundersamer Eindringlichkeit gest
Weg erleuchten.
= Bureau für Zeitungsausschnitte. —
Aber unsere Seele ist ein we
Im Leben eines Dichters sind die Werke,
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 211.
„Alles hat darin Raum: Treue un
die er geschaffen, die Leuchtkörper, die seines
Liebe und Haß.. ..“ und das ein
Weges Linie weisen. Die einen ruhig glei¬
das primitive, einstimmige lockt
tenden See umsäumen, die uns zeigen, wie
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
mehr, die Symphonie der Töne,
ein Fluß zum Strome ward.
bestorganisierte Bureau Deutschlands.)
phonie der Gedanken und Gefühl
Einer der interessantesten Erscheinungen
und niederwallen, die aus dunklen
der heutigen Literatur ist Arthur Schnitzler,
ten Tiefen emporstreben zum L
der heute seinen fünfzigsten Geburtstag
zeitung: Magdeburgische Zeitung
feiert.
horchte er nach. Der Sehnsucht, di
kann, müdes, wehmütiges Leid un
„Das Leben ist die Fülle und nicht die
ort: Magdeburg
Leben emporblüht, zur Tat wächst
Zeit“ sagt er allerdings und sein Leben
1 5. Maii###
jestät des Todes, vor deren gewalti
war reicher als die noch kurze Zeit seines
rium Leid und Mißgunst, Haß
Weges, die viel kürzere seiner Dichterlauf¬
Datum:
verstummen, so klein ist alles gem
bahn, die kaum zwanzig Jahre zurückdatiert.
uns groß schien, wünschens= und
Die graziös-frivolen Anatolszenen mit
wert, dem unsere Gedanken geg
dem süß=prickelnden Champagnerduft geist¬
unser Fühlen, so arm, so erbä
vollen Humors. Das köstliche Selbstgespräch
dem weiten Flügelrauschen eine
des Leutnants Gustl, dessen primitiv empfin¬
Arthur Schnitzler.
dunklen Welt.
dende Vernunft sich an den Klauseln von
Das Altwerden ist eine dunkel-rätselvolle
Ueber die Formen des Lebens
Berufsehre, Standesbewußtsein und kon¬
ventionelle Verpflichtungen stößt, die ihn in
die kein Teil haben an unserem
Sache. Wir gehen alle die gleiche Straße,
an der Wochen und Monate und Jahre als
und zu wesenlosen Masken erstar
den Selbstmord zu jagen scheinen, während
Kilometersteine eingerammt sind. Zuerst
seine warme Jugend sich ans Leben klam¬
gibt weder Freude noch Schmerze
mert, haben seinen Ruf begründet und dann
jubeln wir den Weg entlang, springen und
gibt nur Grimassen der Lust und d
laufen und hüpfen und sehen immer vor¬
wir lachen und weinen und lad
schenkte er uns fast jedes Jahr ein neues
pärts, immer weiter und weiter in die wärmeres, tieferes Drama oder wunderfein] Seele dazu ein.“
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