VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 55

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1. 50thBirthday
ziselierte Novellen und dann den Roman
lockinde Ferne. Erst langsam lernen wir
„Der Weg ins Freie“.
gehen, ruhig und sittsam, und dann lang¬
Alles was das Leben an Schmerzen i
samer und langsomer. Die Zeit scheint
Bereitschaft hat, das einsame Alter, die Ein¬
rascher zu schlagen, je älter man wird.
samkeit zu zweit, die Jugend die vorüber¬
Der eine hat auf dem langen Weg die
geht auf leisen, heimlich lächelnden Sohlen,
Jugend verloren und sieht ihr schmerzlich
während drin ein alter kranker Vater seine
freud- und glanzlos. Der andere, bei dem
junge Tochter, die voller Sehnsucht
freud= und glanzlos. Der andere bei dem
hinaushorcht in des Lebens Frühling, mit
Jugendlust und Jugendfreude nicht das
seinen dürren Armen und hämischen Worten
ein
Hauptmotiv des Daseins war, der
an seinen Krankenstuhl zwingt; die Frau, die
geistiges Leben geführt, der Schätze ge¬
sieht, wie ihres Mannes Herz ihr entgleitet;
sammelt, Erfahrungen, Erkenntnisse, einen
der Mann, der vor seiner Frau einen andern
weiten Blick, der auf einer Höhe des Denkens
knieen sieht und lautlos die Türe schließt;
und Fühlens angelangt ist, sicht freudig ver¬
der Sterbende, der jeden Tag von neuem
klärten Anges um sich. Ihm ist das Alter
mit dem Morgenlicht die Erkenatnis trinkt,
keine Bürde, die gelebt. Jugend kein Ver¬
daß jenseits des Sommers der Tod auf ihn
lust, denn alles atmet im Schrein seines
wartet mit weit geöffneten Armen, denen er
Herzens ein ewiges, unvergängliches Leben.
nicht entgehen kann, und der Jugend und
Und dann gibt es ein Alter, wo wir Erinne¬
Liebe und das lachende Leben lassen muß,
rungen und Leistungen stumme Denkmale
nach dieer kurzen Frist, all das hat er in
bauen, die wie Fakeln den zurückgelegten
wundersamer Eindringlichkeit gestaltet.
Weg erleuchten.
Aber unsere Seele ist ein weites Land.
Im Leben eines Dichters sind die Werke,
„Alles hat darin Raum: Treue und Untreue,
die er geschaffen, die Leuchtkörper, die seines
Liebe und Haß. . ..“ und das einfache Lied,
Woges Linie weisen. Die einen ruhig glei¬
das primitive, einstimmige lockte ihn nicht
tenden S## umsäumen, die uns zeigen, wie
mehr, die Symphonie der Töne, die Poly¬
ein Fluß zum Strome ward.
phonie der Gedanken und Gefühle, die auf¬
Einer der interessantesten Erscheinungen
und niederwallen, die aus dunklen unbekann¬
der heutigen Literatur ist Arthur Schnitzler,
ten Tiefen emporstreben zum Licht, denen
der heute seinen fünfzigsten Geburtstag
horchte er nach. Der Sehnsucht, die Leid sein
Gneumangabe ohme Ger-ah).
feiert.
kann, müdes, wehmütiges Leid und die zum
„Das Leben ist die Fülle und nicht die
Tus Mapdeburgische Zeitung
Leben emporblüht, zur Tat wächst. Die Ma¬
Zeit“ sagt er allerdings und sein Leben
jestät des Todes, vor deren gewaltigem Myste¬
war reicher als die noch kurze Zeit seines
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rium Leid und Mißgunst, Haß und Rache
Weges, die viel kürzere seiner Dichterlauf¬
verstummen, so klein ist alles geworden, das
bahn, die kaum zwanzig Jahre zurückdatiert.
uns groß schien, wünschens- und erstrebens¬
Die graziös=frivolen Anatolszenen mit
wert, dem unsere Gedanken gegolten und
dem süß=prickelnden Champagnerduft geist¬
unser Fühlen, so arm, so erbärmlich vor
vollen Humors. Das köstliche Selbstgespräch
dem weiten Flügelrauschen einer fremden
des Leutnants Gustl, dessen primitiv empfin¬
Arthur Schnitzler.
dunklen Welt.
dende Vernunft sich an den Klauseln von
Ueber die Formen des Lebens spricht er,
Das A ätselvolle
Berufsehre, Standesbewußtsein- und kon¬
die kein Teil haben an unserem Empfinden
ventionelle Verpflichtungen stößt, die ihn in
Sache. Wir gehen alle die gleich# Straße,
und zu wesenlosen Masken erstarren. „Es
den Selbstmord zu jagen scheinen, während
an der Wochen und Monate und Jahre als
gibt weder Freude noch Schmerzen, nein es
seine warme Jugend sich ans Leben klam¬
Kilometersteine eingerammt sind. Zuerst
gibt nur Grimassen der Lust und der Trauer,
mert, haben seinen Ruf begründet und dann
subeln wir den Weg entlang, springen und
wir lachen und weinen und laden unsere
läufen und hüpfen und sehen immer vor¬
schenkte ex uns fast jedes Jahr ein neues
närts. immer weiter und weiter in die wärmerk, tieferes Drama oder wundersein] Seele dazu ein.“
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