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1. 50thBirthday
Jedes seiner Bücher sieht uns mit dunkeln
ziselierte Novellen und dann den Roman
im lernen wir
Augen an.
„Der Weg ins Freie“
id dann lang¬
Was ist das Leben? Kraftenfaltung, Da¬
Alles was das Leben an Schmerzen in
Zeit scheint
seinsfreude, Wille zur Erhaltung, Trieb zum
Bereitschaft hat, das einsame Alter, die Ein¬
an wird.
Fortleben in späteren Geschlechtern. Ein
samkeit zu zweit, die Jugend, die vorüber¬
gen Weg die
ewiger Kreislauf; ein ewiges Werden und
geht auf leisen, heimlich lächelnden Sohlen,
ihr schmerzlich
Vergehen, ein ewiges Blühen und Ver¬
während drin ein alter kranker Vater seine
idere, bei dem
blühen; ein ewiges Kommen und Gehen,
junge Tochter, die voller Sehnsucht
ndere bei dem
Erstehen und Sterben. Und in der kurzen
hinaushorcht in des Lebens Frühling, mit
de nicht das
Zeit unserer Erdenpilgerschaft, die wir un¬
seinen dürren Armen und hämischen Worten
ein
per, der
gewollt antreten und verzweifelt verlassen,
an seinen Krankenstuhl zwingt; die Frau, die
C
Schätze ge¬
spiegelt sich die Welt. Wir bauen sie immer
sieht, wie ihres Mannes Herz ihr entgleitet;
mutnisse, einen
von euem auf und immer von neuem wird
der Mann, der vor seiner Frau einen andern
he des Denkens
sie zerstört. Sie spiegelt sich in Millionen
knieen sieht und lantlos die Türe schließt;
ht freudig ver¬
Gläsern, in Millionen Farben nd Nuancen
der Sterbende, der jeden Tag von neuem
ist das Alter
uud doch wollten wir etwas Gemeinsames
mit dem Morgenlicht die Erkenntnis trinkt,
end kein Ver¬
schaffen und es entstanden: Begriffe, Worte,
daß jenseits des Sommers der Tod auf ihn
Schrein seines
Werte.
wartet mit weit geöffneten Armen, denen er
igliches Leben.
Das Leben pulst, die Herzen klopfen, die
nicht entgehen kann, und der Jugend und
o wir Erinne¬
Seele träumt und die Sinne wünschen, die
Liebe und das lachende Leben lassen muß,
ime Denkmale
Sonne lächelt und die Dämmerung lockt...
nach dieser kurzen Frist, all das hat er in
zurückgelegten
und wir haben Gewichte und Maßstäbe und
wundersamer Eindringlichkeit gestaltet.
wiegen und messen ....
Aber unsere Seele ist ein weites Land.
ind die Werke,
Was ist das Leben? Eine Durchgangs¬
„Alles hat darin Raum: Treue und Untreue,
rper, die seines
station sagen die Gläubigen, das all, das
Liebe und Haß.... und das einfache Lied,
en ruhig glei¬
Einzige die andern; eine Lebensstufe, eine
das primitive, einstimmige lockte ihn nicht
us zeigen, wie
Lebensform die Denker.
mehr, die Symphonie der Töne, die Poly¬
Und trotzdem ist das Leben des Einzelnen
phonie der Gedanken und Gefühle, die auf¬
Erscheinungen
die ganze Welt, mit all ihrem Leid, mit all
und niederwallen, die aus dunklen unbekann¬
hur Schnitzler,
ihrem Glück, mit allen Freuden, allen Ent¬
ten Tiefen emporstreben zum Licht, denen
Geburtstag
täuschungen, allen Schmerzen, allem Weh,
horchte er nach. Der Sehnsucht, die Leid sein
aller Einsamkeit, aller Verzweiflung. „Und
kann, müdes, wehmütiges Leid und die zum
und nicht die
wieder sind es Begriffe, die uns martern,
Leben emporblüht, zur Tat wächst. Die Ma¬
d sein Leben
Worte, die uns aufrichten, Werte, die uns
jestät des Todes, vor deren gewaltigem Myste¬
ze Zeit seines
führen.“ Und doch ist nichts, das gewiß
rium Leid und Mißgunst, Haß und Rache
er Dichterlauf¬
wäre.“
verstummen, so klein ist alles geworden, das
zurückdatiert.
An allem rütteln wir, alles betasten wir,
uns groß schien, wünschens- und erstrebens¬
tolszenen mit
nichts ist uns mehr heilig. Der Vorstand, der
wert, dem unsere Gedanken gegolten und
nerduft geist¬
Felsenschlösser,
aufgebaut: Riesenpaläste,
unser Fühlen, so arm, so erbärmlich vor
Selbstgespräch
Türme, Kirchen, er reißt auch nieder. Dort
dem weiten Flügelrauschen einer fremden
imitiv empfin¬
nimmt er die Krone und zerpflückt sie und
dunklen Welt.
Klaufeln von
hier das Postament und alles wankt und
Ueber die Formen des Lebens spricht er,
in und kon¬
alles stürzt.
die kein Teil haben an unserem Empfinden
ßt, die ihn in
In unserer Brust wohnt der dunkle Zwie¬
und zu wesenlosen Masken erstarren. „Es
inen, während
spalt. Das ist die moderne Erbsünde, der
gibt weder Freude noch Schmerzen, nein es
Leben klam¬
hohe Flug der Gedanken und Wünsche und
gibt nur Grimassen der Lust und der Trauer,
ndet und dann
ererbte Vorurteile von Pflicht und Sitte
wir lachen und weinen und laden unsere
ahr ein neues
und Necht, die sich wie Bleigewichte an die
der wundersein] Seele dazu ein.“
dut ant jagenvache=decerft
Flügel hängen und sie vor der Zeit lahm¬
legen. Die wundersame Kultur von Jahr¬
tausenden, die den subtilen Begriff: Seele
geschaffen und die Natur, die immer von
neuem erblüht, von neuem ersteht, kraftvoll
und mächtig alles unter ihre Herrschaft beu¬
gend. Und überall dicht beieinander das Gute
und Böse, keine Farbenkonstraste, sondern ein
Ineinanderspielen, Ineinandergleiten.. Das
Leben lockt und der Tod gebietet. Und
zwischen diesen beiden Mächten von un¬
geheuer magnetischer Kraft steht der schwan¬
kende Mensch und darf nicht irren .. Und
in dieser dunklen Welt spielt alles, was
Schnitzler schreibt. Zwischen dem Erleben
und dem Denken ist kein Wert-, nur ein
Gradunterschied. „Sein, spielen ken¬
nen Sie den Unterschied so genau, Che¬
valier?“
In jenem kleinen Stück Paracelsus wil
der gerade unkomplizierte Waffenschmie
Cyprian nicht an Paracelsus Zauberkünsts
glauben. Und dieser hypnotisiert des Waffen
schmiedes schöne junge Frau und sie gestehl
eine nie begangene Schuld, und wie sie danr
erwacht, bleibt Cyprian voller Zweifel, als
Paracelsus ihm sagt:
Es war ein Spiel! Was sollt es anders sein?
Was ist nicht Spiel, was wir auf Erden treibend
Und schien es noch so groß und tief zu sein!
Mit wilden Söldnerscharen spielt der eine,
Ein anderer spielt mit tollen Abergläubischen
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgend wer —
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.
Arthur Schnitzler ist einer der reichsten
tiefsten, wundersamsten Dichter, die wis
haben. Eine merkwürdige Welt hat er vo¬
unseren Augen aufgebaut. Von der Seelt
weitem Land erobert er einen Bezirk nge
dem andern mit seinem weiten Feldhe#tn
blick, mit seiner feinen Künstterhand“ mi
seiner Seele wundersamem Ahsten.
Marie Holßer.
1. 50thBirthday
Jedes seiner Bücher sieht uns mit dunkeln
ziselierte Novellen und dann den Roman
im lernen wir
Augen an.
„Der Weg ins Freie“
id dann lang¬
Was ist das Leben? Kraftenfaltung, Da¬
Alles was das Leben an Schmerzen in
Zeit scheint
seinsfreude, Wille zur Erhaltung, Trieb zum
Bereitschaft hat, das einsame Alter, die Ein¬
an wird.
Fortleben in späteren Geschlechtern. Ein
samkeit zu zweit, die Jugend, die vorüber¬
gen Weg die
ewiger Kreislauf; ein ewiges Werden und
geht auf leisen, heimlich lächelnden Sohlen,
ihr schmerzlich
Vergehen, ein ewiges Blühen und Ver¬
während drin ein alter kranker Vater seine
idere, bei dem
blühen; ein ewiges Kommen und Gehen,
junge Tochter, die voller Sehnsucht
ndere bei dem
Erstehen und Sterben. Und in der kurzen
hinaushorcht in des Lebens Frühling, mit
de nicht das
Zeit unserer Erdenpilgerschaft, die wir un¬
seinen dürren Armen und hämischen Worten
ein
per, der
gewollt antreten und verzweifelt verlassen,
an seinen Krankenstuhl zwingt; die Frau, die
C
Schätze ge¬
spiegelt sich die Welt. Wir bauen sie immer
sieht, wie ihres Mannes Herz ihr entgleitet;
mutnisse, einen
von euem auf und immer von neuem wird
der Mann, der vor seiner Frau einen andern
he des Denkens
sie zerstört. Sie spiegelt sich in Millionen
knieen sieht und lantlos die Türe schließt;
ht freudig ver¬
Gläsern, in Millionen Farben nd Nuancen
der Sterbende, der jeden Tag von neuem
ist das Alter
uud doch wollten wir etwas Gemeinsames
mit dem Morgenlicht die Erkenntnis trinkt,
end kein Ver¬
schaffen und es entstanden: Begriffe, Worte,
daß jenseits des Sommers der Tod auf ihn
Schrein seines
Werte.
wartet mit weit geöffneten Armen, denen er
igliches Leben.
Das Leben pulst, die Herzen klopfen, die
nicht entgehen kann, und der Jugend und
o wir Erinne¬
Seele träumt und die Sinne wünschen, die
Liebe und das lachende Leben lassen muß,
ime Denkmale
Sonne lächelt und die Dämmerung lockt...
nach dieser kurzen Frist, all das hat er in
zurückgelegten
und wir haben Gewichte und Maßstäbe und
wundersamer Eindringlichkeit gestaltet.
wiegen und messen ....
Aber unsere Seele ist ein weites Land.
ind die Werke,
Was ist das Leben? Eine Durchgangs¬
„Alles hat darin Raum: Treue und Untreue,
rper, die seines
station sagen die Gläubigen, das all, das
Liebe und Haß.... und das einfache Lied,
en ruhig glei¬
Einzige die andern; eine Lebensstufe, eine
das primitive, einstimmige lockte ihn nicht
us zeigen, wie
Lebensform die Denker.
mehr, die Symphonie der Töne, die Poly¬
Und trotzdem ist das Leben des Einzelnen
phonie der Gedanken und Gefühle, die auf¬
Erscheinungen
die ganze Welt, mit all ihrem Leid, mit all
und niederwallen, die aus dunklen unbekann¬
hur Schnitzler,
ihrem Glück, mit allen Freuden, allen Ent¬
ten Tiefen emporstreben zum Licht, denen
Geburtstag
täuschungen, allen Schmerzen, allem Weh,
horchte er nach. Der Sehnsucht, die Leid sein
aller Einsamkeit, aller Verzweiflung. „Und
kann, müdes, wehmütiges Leid und die zum
und nicht die
wieder sind es Begriffe, die uns martern,
Leben emporblüht, zur Tat wächst. Die Ma¬
d sein Leben
Worte, die uns aufrichten, Werte, die uns
jestät des Todes, vor deren gewaltigem Myste¬
ze Zeit seines
führen.“ Und doch ist nichts, das gewiß
rium Leid und Mißgunst, Haß und Rache
er Dichterlauf¬
wäre.“
verstummen, so klein ist alles geworden, das
zurückdatiert.
An allem rütteln wir, alles betasten wir,
uns groß schien, wünschens- und erstrebens¬
tolszenen mit
nichts ist uns mehr heilig. Der Vorstand, der
wert, dem unsere Gedanken gegolten und
nerduft geist¬
Felsenschlösser,
aufgebaut: Riesenpaläste,
unser Fühlen, so arm, so erbärmlich vor
Selbstgespräch
Türme, Kirchen, er reißt auch nieder. Dort
dem weiten Flügelrauschen einer fremden
imitiv empfin¬
nimmt er die Krone und zerpflückt sie und
dunklen Welt.
Klaufeln von
hier das Postament und alles wankt und
Ueber die Formen des Lebens spricht er,
in und kon¬
alles stürzt.
die kein Teil haben an unserem Empfinden
ßt, die ihn in
In unserer Brust wohnt der dunkle Zwie¬
und zu wesenlosen Masken erstarren. „Es
inen, während
spalt. Das ist die moderne Erbsünde, der
gibt weder Freude noch Schmerzen, nein es
Leben klam¬
hohe Flug der Gedanken und Wünsche und
gibt nur Grimassen der Lust und der Trauer,
ndet und dann
ererbte Vorurteile von Pflicht und Sitte
wir lachen und weinen und laden unsere
ahr ein neues
und Necht, die sich wie Bleigewichte an die
der wundersein] Seele dazu ein.“
dut ant jagenvache=decerft
Flügel hängen und sie vor der Zeit lahm¬
legen. Die wundersame Kultur von Jahr¬
tausenden, die den subtilen Begriff: Seele
geschaffen und die Natur, die immer von
neuem erblüht, von neuem ersteht, kraftvoll
und mächtig alles unter ihre Herrschaft beu¬
gend. Und überall dicht beieinander das Gute
und Böse, keine Farbenkonstraste, sondern ein
Ineinanderspielen, Ineinandergleiten.. Das
Leben lockt und der Tod gebietet. Und
zwischen diesen beiden Mächten von un¬
geheuer magnetischer Kraft steht der schwan¬
kende Mensch und darf nicht irren .. Und
in dieser dunklen Welt spielt alles, was
Schnitzler schreibt. Zwischen dem Erleben
und dem Denken ist kein Wert-, nur ein
Gradunterschied. „Sein, spielen ken¬
nen Sie den Unterschied so genau, Che¬
valier?“
In jenem kleinen Stück Paracelsus wil
der gerade unkomplizierte Waffenschmie
Cyprian nicht an Paracelsus Zauberkünsts
glauben. Und dieser hypnotisiert des Waffen
schmiedes schöne junge Frau und sie gestehl
eine nie begangene Schuld, und wie sie danr
erwacht, bleibt Cyprian voller Zweifel, als
Paracelsus ihm sagt:
Es war ein Spiel! Was sollt es anders sein?
Was ist nicht Spiel, was wir auf Erden treibend
Und schien es noch so groß und tief zu sein!
Mit wilden Söldnerscharen spielt der eine,
Ein anderer spielt mit tollen Abergläubischen
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgend wer —
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Es fließen ineinander Traum und Wachen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.
Arthur Schnitzler ist einer der reichsten
tiefsten, wundersamsten Dichter, die wis
haben. Eine merkwürdige Welt hat er vo¬
unseren Augen aufgebaut. Von der Seelt
weitem Land erobert er einen Bezirk nge
dem andern mit seinem weiten Feldhe#tn
blick, mit seiner feinen Künstterhand“ mi
seiner Seele wundersamem Ahsten.
Marie Holßer.