VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 57

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Soth Birihday
# chnitt aus: Breslauer Zeitung
15Mäl1sle
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malischen Formen — solch ein Stück Wille zum Leben gestaltet, ihm weniger den Nachst
lächelnden, tändelnden
in dem Fabrikanten Hofreiter (dünkt er Euch nicht der minder
liebenswürdige, weil ältere Bruder Anatols zu sein; denn einenseiner Werke nicht recht
Zu Arthur Schnitzlers 50. Geburtstag.
Flaneur mit 40 oder 45 Jahren, einen Mann jenseits der Inhalt von Der Schleis
—1. Mat.—
Schaffensmitte, der immer nur den Schürzenschleifen und Auto=er auf die Frage nach
Ein Stück Wien ist in seine Werke versponnen. Theresianische
mobilschleiern nachläuft, den können wir fünf Akte hindurch nicht Schluß sind alle tot“ —
Zärtlichkeiten singen in seinem Blut, und von der Darstellung des
ertragen). Aber immerhin: er bleibt Repräsentant der Schnitzler-jähnlich, Papa.“ Die 2
Tag jenen mondänen
modernen Lebens weicht er immer mehr im „Medardus“, im
schen Welt, Bruder jenes Mädchens, das über die Leiche des
gewöhnt, der ganze und
„Ruf des Lebens“ in jene still verrinnenden Zeiten zurück, in denen
Vaters weg, gelockt von dem „Ruf des Lebens“ in zwei offene
jungen Herren im Café
esich der Begriff österreichisch und der Begriff wienerisch durch
Leutnantsarme springt, Bruder jenes Leutnants Gustl, dem das
Heinische Schnitzlerlocke,
Schubert=Weisen und Grillparzer=Dichtungen am besten erfüllt hat,
Duell von morgen heute den Angstschweiß aus den Poren treibt,
die rote Weste Gautiers.
in denen das harte, feste und kantige Dasein in Versonnenheit, in
und jenes armen Schwindsüchtigen, der im „Sterben“ hinsiecht,
Liebelei ist er hier popuh
Traum und Märchen vergleitet. Denn es sind immer Märchen
gewesen, was Schnitzler geschrieben hat. Auch dort, wo er den während sein Mädel, diese ins Unendliche duldende Magdalena,
„Leutnant Gustl“, die
Vibrationen der allergegenwärtigsten Seele nachgespürt hat, im neu dem Leben entgegenatmet. Immer wieder ist es „Der Ruf
Zwischenspiel“ etwa, Da drang er so tief und so innig ins heimdes Lebens“, den Schnitzler dichten will, aber es wird gewöhnlich lange den Weg ins Ho#
Erst Max Burckhar#
liche Fühlen, daß es ihm langsam und sacht ins Ungewisse, ins ein Sterben. Reden nicht auch die Menschen, denen das Leben
am teuersten gilt, sehr viel und häufig vom Tod? Es ist, als dardus“: das war im
Unwahrscheinliche und Märchenhafte verflimmerte. Ein Märchen
würde er sich eine Angst vom Leib damit schreiben. Und sehr dioser Beweis von dem ##
vom Lieben und vom Sterben ist sein ganzes Werk. „Anatol“
mutig sind auch seine Helden nicht, im „Freiwild“ nicht, wo der Aber immer noch spi
war sein erstes Buch, das Buch eines soignierten Flaneurs, eines
eine den anderen hinterrücks über den Haufen knallt, im Jungen Schnitzlers den Wienern
homme à femme, und „Sterben“, diese melancholische Nachdenk¬
in Berlin drei Jahre f
Medardus“ nicht, wo der Held kein Täter ist, sondern ein Dulder,
lichkeit, sein zweites. Er hat wundervoll tiefe Dinge über die
und hat den „Einsamen
Auch Grillparzers Helden
und dann der Leutnant Gustl
Liebe gesagt und erstaunlich lässige, frappierend vornehme, gleich¬
sind keine Helden. Rustan deklamiert: „Und die Größe ist ge-nießen dürfen, an den
sam manicurte über den Tod, und er hat, ganz früh schon, im
Anatol“ bereits, jene Formulierung gefunden, in der uns das fährlich, und der Ruhm ein leeres Spiel: was er gibt, sind und Reicher auf der
Märchen zeitlich näher gerückt, moderner und — wenn man so nicht'ge Schatten, was er nimmt, es ist so viel.“ Norddeutsche Und wenn die Zeitung
sagen darf — realistischer erscheint: den Somnambulismus, die Naturen werden anders denken, aber Grillparzer war Wien, und15. Mai Arthur Schn
1 m letzten deutschen P#
Schnitzler ist Wien, und was Grillparzer über seine Dichtung ge¬
Telepathie, die Suggestion, deren rätselhaftes Wesen die Geliebte
Stücke gefeiert und gee
setzt hat, dies ließe sich auch über Schnitzlers Dichtung setzen:
des Herrn von Sala auf seinem „Einsamen Weg“ erfüllt und die
„Wenn Du vom Kahlenberg ...
ganz in samtene Dunkelheit gehüllten letzten Noveuen.
Hier ist er geboren und aufgewachsen, Sohn eines Arztes,
Vielleicht ließe sich der Tonfall, der Rhythmus, die Melodie,
Bruder eines P fessors der Medizin und selber ein Arzt, der
vielleicht
in der all das auf weiche, wienerische Art gesagt ist,
selber einmal von sich gesagt, er hätte ohne diese wissenschaftliche
ließe sich auch über die Dichtung Schnitzlers der Titel schreiben,
Kenntnis nie sein Sterben“ und nie „Die letzten Masken“ dichten
der uns von Grillparzer her geläufig ist: Leben und Traum; denn
können. Wo die Stadt ins Land verrinnt und die sanften Hügel¬
ein unbändiges Leben=Wollen ist in allen Gestalten Schnitzlers,
eine schwelgerische Daseinsfreude und ein kennerisches Genießen desketten des Kahlengebirges den Menschen in die Fenster schauen,
Seins, wie es in den Rebengeländen rings um die Stadt der dort ist sein Heim, von dem ein bestrickendes Aroma Altwiener
Phäaken erblüht und daheim ist. Schon in dem wundervollen Patriziertums, mit einem Schuß Makartbukett und Perserteppich,
ausgeht. Die ganze Längswand des Arbeitszimmers dreifach
einen Akt der Lebendigen Stunden“, da spricht es diese Vor¬
hintereinandergereiht, nehmen die Bücher und Folianten ein, unter
märzgestalt des Anton Haushofer gegen den Sohn, dem der Tod
denen historische Werke die Ueberzahl bilden; deren Geschichte ist
der Mutter zum Gedicht wird, aus: „Was ist denn Deine ganze
nun die Lieblingslektüre und das intensivste Studium des Arztes
Schreiberei, und wenn Du das größte Genie bist: was ist sie denn
von einst. Da vergehen ihm täglich viele Stunden ernstester!
gegen so eine Stunde, so eine lebendige Stunde, in der Deine
Arbeit, die den Wienern, die ihn immer noch als den Schöpfer des
Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu uns geredet
süßen Mädels“, als den Schnitzler der Liebelei des Reigen, des
hat, oder auch geschwiegen — aber da ist sie gewesen — Ha! Und
Anatol sehen, höchst verwunderlich wären; er aber sagt mit einer
sie hat gelebt, gelebt!“ Und Schnitzler hat in diesem Kleinod
seltsam zusammengerafften Energie: Man muß sich zur Arbeit
seiner Kunst ein wenig gegen sich selber polemisiert, hat mit der
manchmal zwingen, jeden Tag sein Pensum; wenn man einmal
souveränen Allüre der Ganz=Großen sich selber in die Feder und
eine Sache hat, dann durch! Denn es ist wie bei dem Astronomen,
über den Papierrand geschaut und hat in diesem Einakter zum
ersten Male jene leise. Heinesche Selbstironie gewonnen, die als der zu lange durchs Fernrohr schaut: das Firmament beginnt
Kontrapunkt in den meisten seiner späteren Werke mitschwingt undplötzlich zu flimmern.“
Und ddiese Arbeitsmethode al Wiena mag es auch sein, die
in dem letzten, dem Weiten Land“, eine prickelnde Kontrastierung
zwischen weithin hallender Bezeichnung und engbrüstigem Inhalt den Werken Schnitzlers jenes Mühelose und Leichte, das Selbst¬
gibt. Auch da ist wiederum — freilich in den ungeistigsten, ani- verständliche und Zwingende gibt. Die Wiener freilich sehen in