VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 61

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5oth Birthdar
des nationalen assimilationsplonessee ir veranlaßt, in einem Communique zu Tertaren im Laus. v
daß wegen der Kürze der zur Verfügung stehen= durch ander
Elsaß=Lothringen und wird in Frankreich
war, sich mit
den Zeit die einzelnen Detailfragen einer Er¬
geradezu als Heransforderung empfunden
setzen.
örterung nicht unterzogen werden können, und
werden. Die Franzosen kennen das deutsche
Nun wohl,
Nun klänge es sehr hübsch, wenn man er= salen, wie es Dionysias sonderbarer Mann ist,

zen aus der
keinen, der uns gebietet, allen Gelüsten, Launen
klärte, daß auch der neue ältere Schnitzler der

wissen, wie z
und Wünschen zu folgen. Die kleine Sicherheit
alte jüngere Schnitzler sei. Und es wäre sogar
Beuilleton.“
ihre plaude
des Seins schwankt unter unseren Füßen,
ein wenig wahr — aber doch nur halb, relativ,

wenig sie un
nichts ist gewiß, fest, und mit flackernder Lampe
Pumgedeutet, wie es sich eben für eine Wahr¬
Schnitzler.
Schnitzler so
führt uns der Dichter in das unausdenkbare,
heit bei diesem scharmantesten Skeptiker schickt.
Er ist eine Ehre unserer Stadt, und so scheint
den jungen
unerhellte Reich der Möglichkeiten.
Gewiß, seine Züge bleiben uns vertraut, aber
wohl jeder Anlaß willkommen, der uns zu ihm
der seinen „
Die anderen Dichter, die halten sich hübsch
sie scheinen doch entschlossener und ausdrucks¬
führt. Jeder — nur nicht gerade sein fünfzigster
verbindet un
an das Tatsächliche und ziehen daraus ihre
voller geworden. Gleich diese erste merkwürdige
Geburtstag, der heute überall gefeiert wird,
nun den Ru
poetischen Folgerungen. Schnitzler aber glaubt
Erzählung „Die Hirtenflöte“ hätte kein junger
soweit man Dichter liebt. Denn in der feier¬
weite Land
nicht an diese Tatsachen, nur an Launen, Zu¬
Mann schreiben können; es sind darin Ge¬
lichen Ziffer eines seichen Jubiläums steckt ein
spiel einer
fälle, geheime Gesetze, die uns irgend wohin
danken von einer Weisheit, die weit, weit
ganz unschnitzlerisches Pathos, man erinnert
sie geistig sin
werfen. Eine höhnische Laune läßt in der
durchs Leben gewandert ist. So weit wie die
sich seiner sanften und unwiderstehlich bedeut¬
mit ihrem I
zweiten Novelle „Der Tod des Junggesellen“
junge und schöne und treue Frau Dionysia,
samen Ironie, und befangen glaubt mun sein
halb benöt
diesen seine Freunde um seine Leiche ver¬
die ihr Gatte hinaustreibt, damit sich ihre
weiches Lächeln zu spüren, das alle großen
allein dieses
sammeln und ihnen dort gewissermaßen
Schicksale erfüllen. Wohl, sie war gehütet,
Worte so anmutig umzudeuten weiß. Dieses
die andere
als Vermächtnis mitteilen, daß er alle
sanft, ergeben — aber war dies nicht bloß blasse
Lächeln, das geradeswegs aus dem Ernst der
es schafft kei
ihre. Frauen besessen habe. Wieso dies
Gewohnheit, Trägheit, uneingestandene Angst?
Dinge kommt und ihnen wunderbar ihre
rat und gib
nicht, aber wir
kam, wir erfahren es
Nun soll sie allen ihren Wünschen nachgehen,
Schwere nimmt, es ist ja nicht bloß ein literari¬
der Stunde
sehen die lächerliche Belanglosigkeit jener Ent¬
kein Zwang ist mehr über sie aufgerichtet.
scher Besitz, es wirkt geradezu erzieherisch, und
selbst — und
hüllung, die durch das Weiterleben der Be¬
Wahrhaftig, sie verzweifelt über solch uner¬
so mag es wohl sein, daß es ihn an seinem
Denn es ist
trogenen und durch den Tod des Betrügers
wünschte Freiheit, will sich töten... Doch da
Feiertag vor den üblichen Tiraden schützt, mit
intellektuellen
gleichsam verschüttet ist. Und da fällt es uns
tönt fern eine Hirtenflöte, und eine Ahnung
denen man sonst das Wesen eines wahren
und ihre Ge
bei, wie in den beiden ersten Geschichten schon
spannt ihre Züge, ihr ungelebtes Leben ruft die
Menschen zuzudecken pflegt. Nun, glücklicher¬
plumpen, sa
der ganze Schnitzler angesammelt ist, seine
Befreite. Nun wirbeln alle Abenteuer traum¬
weise hat er uns eben jetzt ein neues Buch ge¬
Schuld überl
verfeinerte Geistigkeit, seine Lust am hohen
haft bunt an ihr vorüber; den Reigen eröffnet
gegeben, den Geschichtenband „Masken und
selbst tragen.
Spiel mit Leben, Tod, Schicksalen. Es ist
der Hirtenknabe, dessen Flöte sie zerbricht und
Wunder“ und was könnte willkommener sein,
gen der Empf
immer das Ende, das ihn interessiert, auch bei
darauf ihn selbst. Dann wird sie die Geliebte
als sich, bevor man eine flüchtige Aufstellung
Freiheit, alle
der Liebe. Das Werdende ist ihm nie so wichtig
eines großen Industrie=Condottiere und geht
dichterischer Lebenswerte versucht, in dies schöne
von ihnen
wie das Gewesene; das hört ja nie auf und
von ihm weg zu den Elenden, deren Aufruhr
Asyl zu flüchten? Noch ehe wir die Seiten
nicht in eine
führt zu neuen Tadungen im Gemüte. Mit
sie teilt, zieht mit einem jungen Offizier in
umblättern, sind wir getrost, daß in ihnen
gen Villa wo
kleineren Angelegenheiten, mit den Schnödig¬
die Schlacht, ist Heldin und Buhlerin, stürzt sich
wieder seine höchst persönliche Art sich offen¬
Schn' zier doch
keiten der Arbeit gibt er sich nie ab; die Sorgen
in Erbarmen und Wollust, schöpft jeden Glanz
baren werde. Denn er gehört nicht zu jenen
dadurch noh
der Berufe, die Kümmernisse der Stunde
und jede Schande aus — und war doch nur
entweder grenzenlosen oder unredlichen
Weiring in #
dringen nicht zu ihm.
ein braves, stilles Frauchen, das ebensowohl
Man denka#
Talenten, die sich nie preisgeben, sein Schaffen
Deshalb ist es so kennzeichnend, daß fast alle
ruhige Tage hätte verleben können. Wo ist
enthält keine Zeile, die in einem anderen sich
wackeren Ko#
seine Menschen ohne ein Handwerk sind, und
die Wahrheit ihres Lebens? Steckt alles in
gebildet haben könnte, und so enthüllen denn
einer „Gefal
haben sie selbst eines, so berührt es sie kaum,
uns, und ist die Welt so beschaffen, daß wir
auch seine sechs neuen Erzählungen, indem sie
hätte ihr gefl
färbt auf ihr Wesen nicht ab; denn es bleibt
bloß nicht zu unseren eigenen Erlebnissen kom¬
verwegene oder absonderliche Begebenheiten
Hier aber
men? Wir haben ja keinen Svieler mit Schick= ihr eigentliches und einziges Metier: zu leben.
ausbreiten — ihn selbst.
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