VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 62

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des nationalen assimilationspronesses desveranlaßt, in einem Communiqle zu eertarein fim Länfe des heutigen N schmittags Lukacz
durch anderweitige. Beschäftigung verhindett
Elsaß=Lothringen und wird in Frankreich daß wegen der Kürze der zur Verfügung stehen¬
war, sich mit Polonyi ins Einvernehmen zu
geradezu als Heransforderung empfunden den Zeit die einzelnen Detailfragen einer Er¬
werden. Die Franzosen kennen das deutsche örterung nicht unterzogen werden können, und setzen.
Nun wohl, wir kennen solche elegante Existen¬
Nun klänge es sehr hübsch, wenn man er= salen, wie es Dionysias sonderbarer Mann ist,
zen aus der französischen Komödie, und wir
klärte, daß auch der neue ältere Schnitzler derkeinen, der uns gebietet, allen Gelüsten, Launen
wissen, wie zwecklos und unerträglich uns dort
und Wünschen zu folgen. Die kleine Sicherheit
alte jüngere Schnitzler sei. Und es wäre sogar
ihre plaudernde Untätigkeit anmutet, wie
des Seins schwankt unter unseren Füßen,
ein wenig wahr — aber doch nur halb, relativ,
wenig sie uns bedeuten. Warum ist dies bei
nichts ist gewiß, fest, und mit flackernder Lampe
Pumgedeutet, wie es sich eben für eine Wahr¬
Schnitzler so sehr anders? Was fesselt uns an
führt uns der Dichter in das unausdenkbare,
heit bei diesem scharmantesten Skeptiker schickt.
den jungen Anatol, was an den alten Anatol,
unerhellte Reich der Möglichkeiten.
Gewiß, seine Züge bleiben uns vertraut, aber
der seinen „einsamen Weg“ hinabgeht? Was
Die anderen Dichter, die halten sich hübsch
sie scheinen doch entschlossener und ausdrucks¬
verbindet uns mit dieser Gesellschaft, ob sie
an das Tatsächliche und ziehen daraus ihre
voller geworden. Gleich diese erste merkwürdige
nun den Ruf des Lebens vernimmt oder das
poetischen Folgerungen. Schnitzler aber glaubt
Erzählung „Die Hirtenflöte“ hätte kein junger
weite Land abschreitet oder uns das Zwischen¬
nicht an diese Tatsachen, nur an Launen, Zu¬
Mann schreiben können; es sind darin Ge¬
spiel einer Leidenschaft aufführt? Dies: daß
fälle, geheime Gesetze, die uns irgend wohin
banken von einer Weisheit, die weit, weit
sie geistig sind, nicht bloß reich. Sie müssen sich
werfen. Eine höhnische Laune läßt in der
durchs Leben gewandert ist. So weit wie die
mit ihrem Ich immer beschäftigen können, des¬
zweiten Novelle „Der Tod des Junggesellen“
junge und schöne und treue Frau Dionysia,
halb benötigen sie die Unabhängigkeit;
diesen seine Freunde um seine Leiche ver¬
die ihr Gatte hinaustreibt, damit sich ihre
allein dieses Ich ist wertvoll. Nicht für
sammeln und ihnen dort gewissermaßen
Schicksale erfüllen. Wohl, sie war gehütet,
ist unsozial,
die anderen, denn
als Vermächtnis mitteilen, daß er alle
sanft, ergeben — aber war dies nicht bloß blasse
es schafft keine Werte, es neigt zu Ver¬
ihre. Frauen besessen habe. Wieso dies
Gewohnheit, Trägheit, uneingestandene Angst?
rat und gibt sich hemmungslos dem Wunsche
kam, wir erfahren es nicht, aber wir
Nun soll sie allen ihren Wünschen nachgehen,
der Stunde hin, aber es ist wertvoll für sich
sehen die lächerliche Belanglosigkeit jener Ent¬
kein Zwang ist mehr über sie aufgerichtet.
selbst — und damit doch wieder auch für uns.
hüllung, die durch das Weiterleben der Be¬
Wahrhaftig, sie verzweifelt über solch uner¬
Denn es ist das Ich der neuen, kultivierten,
trogenen und durch den Tod des Betrügers
wünschte Freiheit, will sich töten... Doch da
intellektuellen Menschen, jener, die sich selbst
gleichsam verschüttet ist. Und da fällt es uns
tönt fern eine Hirienflöte, und eine Ahnung
und ihre Gefühle belauern, jener, die all den
bei, wie in den beiden ersten Geschichten schon
spannt ihre Züge, ihr ungelebtes Leben ruft die
plumpen, schweren Worten von Betrug und
der ganze Schnitzler angesammelt ist, seine
Befreite. Nun wirbeln alle Abenteuer traum¬
Schuld überlegen sind und ihre Strafe in sich
verfeinerte Geistigkeit, seine Lust am hohen
haft bunt an ihr vorüber; den Reigen eröffnet
selbst tragen. Sie haben die letzten Verfeinerun¬
Spiel mit Leben, Tod, Schicksalen. Es ist
der Hirtenknabe, dessen Flöte sie zerbricht und
gen der Empfindung, sie leben in Verstehen und
immer das Ende, das ihn interessiert, auch bei
darauf ihn selbst. Dann wird sie die Geliebte
Freiheit, alles Schwerfällige und Gestrige ist
der Liebe. Das Werdende ist ihm nie so wichtig
eines großen Industrie-Condottiere und geht
von ihnen abgestreift. Sogar von jenen, die
wie das Gewesene; das hört ja nie auf und
von ihm weg zu den Elenden, deren Aufruhr
nicht in einer zu solcher Abgeklärtheit gehöri¬
führt zu neuen Bindungen im Gemüte. Mit
sie teilt, zieht mit einem jungen Offizier in
gen Villa wohnen können. Das sind dann bei
kleineren Angelegenheiten, mit den Schnödig¬
die Schlacht, ist Heldin und Buhlerin, stürzt sich
Schnitzler doch wenigstens immer Künstler, und
keiten der Arbeit gibt er sich nie ab; die Sorgen
in Erbarmen und Wollust, schöpft jeden Glanz
dadurch nobilitiert, wie etwa der Vater
der Berufe, die Kümmernisse der Stunde
und jede Schande aus — und war doch nur
Weiring in der „Liebelei“
dringen nicht zu ihm.
ein braves, stilles Frauchen, das ebensowohl
Man denke sich nur, wie in einer braven,
Deshalb ist es so kennzeichnend, daß fast alle
ruhige Tage hätte verleben können. Wo ist
wackeren Komödie der anderen so ein Vater
seine Menschen ohne ein Handwerk sind, und
die Wahrheit ihres Lebens? Steckt alles in
einer „Gefallenen“ sich präsentiert hätte. Er
haben sie selbst eines, so berührt es sie kaum,
uns, und ist die Welt so beschaffen, daß wir
hätte ihr geflucht, ihr vielleicht dann verziehen.
färbt auf ihr Wesen nicht ab; denn es bleibt
fen bloß nicht zu unseren eigenen Erlebnissen kom¬
Hier aber ist gar nicht die Rede von Fluch
men? Wir haben ja keinen Svieler mit Schick= ihr eigentliches und einziaes Metier: zu leben.