box 39/1
Soth Birthday
oder Verzeihen, dazu kennt der alte Vorstadt=stausend Bücher und Theaterabende vollgestopft! man von dort hinabsieht auf den Dunst der
musikus das Menschliche viel zu. gut, und wie waren von der Sehnsucht nach dem Verführer, großen Stadt, und wie entrückt und verfeinert
er zu seiner Tochter spricht, da ist Erbarmen von dem Gewinsel um den Ehering, von man hier lebt, wie hier aus Liebeleien und
ang
Tiraden über Schande und Ehrlosigkeit, von raschen Aventiuren der Sinne tiefsinnige Sym¬
und Verstehen drinnen nd die Angst, sie könne
tränender weiblicher Ergebenheit, von lauter bole werden, wie schwebend, voraussetzungsreich
das Leben versäumen, das Leben, das ja alles
August #
Dingen, die für uns nicht mehr sind. Die und beziehungsvoll die Geistigkeit jener kleinen
ist, was wir besitzen. Und er ist im Innersten
nachmittags
Gesellschaft ist? Es ist sehr nabeliegend zu be¬
Schnitzlerischen Frauen und Männer sie
bekümmert, daß er früher seine Schwester so
merken, daß er seine Gestalten wiederholt —
kassieren die Treue nicht wie eine Vertrags¬
treu vor der Verführung behütete, und vor dem
aber diese scheinbare künstlerische Armut beweist
schuld ein sie verstehen, sie erraten. Ja, es ließe
„Sinnenrausche“ der „Gefahr“, dem „Laster“
Nun ist a
eben seinen hohen Reichtum, mit der er sie
sich erweisen, daß es noch niemals einen Dichter
— dem Leben. Er hat ihr ihre Schicksale ent¬
ragenden n
immer wieder zu vertiefen und zu erweitern
gegeben hat, bei dem so viel erraten wird wie
wendet, um papierenen Worten zu genügen,
Generation
versteht. Je kleiner der Spiegel, desto bewun¬
bei ihm. Alle seine Menschen haben eine beinahe
und deshalb ist Dionysias Gatte jetzt auch klüger
expansivste,
derungswürdiger die Kunst, in ihm unsere
beängstigende Klugheit, sie wissen immer das
und treibt die Frau hinaus, daß sie allen
Romantik se
ganze Seele zu zeigen.
Unausgesprochene, und das gibt seinem Dialog
menschlich d
Rufen ihres Blutes und ihrer Bestimmung
Weiberhasser
Unsere Seele — deshalb lieben wir alle ihn,
seine wundervolle hie und da schon ermüdende
folge. Was freilich auch seine Verantwortung
Klischee bezeh
Weitsicht. Vielleicht wäre man manchmal sogar
die Alten wie die Jungen, deshalb gewinnt
hat, wie wir sehen... Es fällt ja unserem
Frauenseele
sein Ruhm aus jedem neuen Menschenjahrgang
dankbar für ein bißchen Zurückgebliebenheit.
Dichter nie ein, die Wahrheit geben zu wollen,
der Ersten,
auch neue Säfte und Triebe. Unser ist sein
für Beschränktheit, die aufschreit und jammert,
dazu ist er zu klug, zu sehr ein Mann von heute
Erfüllung se
Abscheu vor dem wilden Bumbum der donnern¬
für ein weniger sanftes kühles Begreifen, das
und morgen, aber er belästigt uns nie mit dem
eine Ehe gel
den Phrasen, unser jene Mischung aus Komödie
vor jeder ungebrochenen, herzhaften Gefühls¬
Gestrigen. Schon viele verlassenen und verrate¬
ist auch von
und Tragödie, die alle Ereignisse so beweglich
dunnnheit nicht ironisch zurückschauderte. Doch
nen Mädchen haben vor uns in der moralischen
Ein Ahasve
und schillernd und gleitend werden läßt, unser
da besinnt man sich, wo früher unsere Gesell¬
Anstalt gejammert, und es war immer bloß
Wanderer d
die sanfte Verhaltenheit, die in ein leises Wort
schaftskomödie stand, bei welchen läppischen
eine sentimentalische Ergötzung für die Hinter¬
fühles, das
und einen begreifenden Blick die erschütternd¬
Problemen, wie die Menschen aussahen, mit
treppe, die ja sehr oft über Marmorstufen führt.
schlug und
sten Erlebnisse preßt, unser die Zweifel in die
deren Schicksalen sie uns behelligte, und sofort
in ihm war.
Das süße Mädel in der „Liebelei“ jedoch packt
dummen, robusten Tatsachen, unser das Pochen
schämt man sich seiner Undankbarkeit.
ihm je gela
uns sofort, denn sie klagt ja nicht so sehr über
an die dunklen Pforten des Möglichen, unser
Dichtung vor
Derart geht es ja allen mit ihm; was sie auch
den Tod ihres Liebsten, als daß er für eine
Denn dies
die edle Liebe zum Schicksalsspiel mit Men¬
andere starb; sein Tod beweist ihr, daß er nie
gegen ihn zu sagen hätten, wie von selbst wird
seine — vern
schen, jene zugleich erhabenste und gefährlichste
erkannte, was sie ihm war, zwei sehr verschiedene
der Tadel zum Lob. Nicht als ob er nicht reich
bracht hat:
Form des Besitzes. Gegen ihn streiten, das hieße
Schmerzen sind hier unlöslich zusammen¬
genug wäre, um alle Einreden gegen seinen
nicht mitein
die Wallungen unseres eigenen Blutes leugnen.
geknüpft, im Pathos liegt ein herzzerreißend
Besitz stolz zu überdauern; aber wir spüren,
Wort von ##
Daß er unser repräsentativer Mann in Europa
komisches Mißverständnis, und diese Viel¬
daß bei ihm, wie bei allen gewachsenen Wesen,
dichterisch da
ward — nicht seine Kunst, so hoch und so fein
seine Fehler nur die Schatten seiner Tugenden
fältigkeit und Verwicklung, dies Ineinander¬
eine Klamm
sie ist, erklärt dies; wir haben andere, die
sind. Wohl, man könnte sagen, in seiner Welt
fließen von Gefühlen, das ist eben das Fühlen
vom Mann
neben ihm stehen. Aber keiner von jenen ande¬
treiben sich müßiggängerische Selbstsüchtige
von heute.
„Liebeshaß“
ren ist so sehr mit unserer Art des Fühlens
herum, Kalte und Verzärtelte, die sich selbst
Wort, und
Wir sind nicht mehr einfach, und auch die
verwachsen, keiner sprach unser Selbst so deut¬
allzu wichtig nehmen. Aber sind jene Geschöpfe
Exaltationen
Menge ahnt schon, daß sie viele große Worte
lich— gerade, indem er uns erraten, nachdenken
nicht die reinste Ausbildung eines neuen Typ,
und Niederz#
und Dinge nur mehr als abgestorbene Larven
und schweigen ließ. Darin steckt wohl die ver¬
gen von der
der sich gebildet hat und den er zuerst künst¬
mit sich schleppt. Keiner hat nun das alte melo¬
borgenste Macht des Verborgenen, und deshalb
hat. Am Ma
lerisch eingefangen hat? Mag sein, daß ihr
dramatische „Ha!“ so weit hinter sich gelassen
grüßen wir alle heute in herzlicher/(Dankbar¬
Weibe der 9
geistiger Bezirk allzu gepflegt und künstlich ist
wie Schnitzler. Seine jungen Mädchen sind ein
keit den verehrten und geliebten Pybpenspieler.
zeichen, das
freies Geschlecht, sie ängstigen sich nicht um den wie ein schmaler Cottagegarten mit weißen
Lcdwig Bauer. önissen voran
Trauschein. Und man erinnert sich, wie viele Wegen, doch wie dürften wir vergessen, wie weit
Soth Birthday
oder Verzeihen, dazu kennt der alte Vorstadt=stausend Bücher und Theaterabende vollgestopft! man von dort hinabsieht auf den Dunst der
musikus das Menschliche viel zu. gut, und wie waren von der Sehnsucht nach dem Verführer, großen Stadt, und wie entrückt und verfeinert
er zu seiner Tochter spricht, da ist Erbarmen von dem Gewinsel um den Ehering, von man hier lebt, wie hier aus Liebeleien und
ang
Tiraden über Schande und Ehrlosigkeit, von raschen Aventiuren der Sinne tiefsinnige Sym¬
und Verstehen drinnen nd die Angst, sie könne
tränender weiblicher Ergebenheit, von lauter bole werden, wie schwebend, voraussetzungsreich
das Leben versäumen, das Leben, das ja alles
August #
Dingen, die für uns nicht mehr sind. Die und beziehungsvoll die Geistigkeit jener kleinen
ist, was wir besitzen. Und er ist im Innersten
nachmittags
Gesellschaft ist? Es ist sehr nabeliegend zu be¬
Schnitzlerischen Frauen und Männer sie
bekümmert, daß er früher seine Schwester so
merken, daß er seine Gestalten wiederholt —
kassieren die Treue nicht wie eine Vertrags¬
treu vor der Verführung behütete, und vor dem
aber diese scheinbare künstlerische Armut beweist
schuld ein sie verstehen, sie erraten. Ja, es ließe
„Sinnenrausche“ der „Gefahr“, dem „Laster“
Nun ist a
eben seinen hohen Reichtum, mit der er sie
sich erweisen, daß es noch niemals einen Dichter
— dem Leben. Er hat ihr ihre Schicksale ent¬
ragenden n
immer wieder zu vertiefen und zu erweitern
gegeben hat, bei dem so viel erraten wird wie
wendet, um papierenen Worten zu genügen,
Generation
versteht. Je kleiner der Spiegel, desto bewun¬
bei ihm. Alle seine Menschen haben eine beinahe
und deshalb ist Dionysias Gatte jetzt auch klüger
expansivste,
derungswürdiger die Kunst, in ihm unsere
beängstigende Klugheit, sie wissen immer das
und treibt die Frau hinaus, daß sie allen
Romantik se
ganze Seele zu zeigen.
Unausgesprochene, und das gibt seinem Dialog
menschlich d
Rufen ihres Blutes und ihrer Bestimmung
Weiberhasser
Unsere Seele — deshalb lieben wir alle ihn,
seine wundervolle hie und da schon ermüdende
folge. Was freilich auch seine Verantwortung
Klischee bezeh
Weitsicht. Vielleicht wäre man manchmal sogar
die Alten wie die Jungen, deshalb gewinnt
hat, wie wir sehen... Es fällt ja unserem
Frauenseele
sein Ruhm aus jedem neuen Menschenjahrgang
dankbar für ein bißchen Zurückgebliebenheit.
Dichter nie ein, die Wahrheit geben zu wollen,
der Ersten,
auch neue Säfte und Triebe. Unser ist sein
für Beschränktheit, die aufschreit und jammert,
dazu ist er zu klug, zu sehr ein Mann von heute
Erfüllung se
Abscheu vor dem wilden Bumbum der donnern¬
für ein weniger sanftes kühles Begreifen, das
und morgen, aber er belästigt uns nie mit dem
eine Ehe gel
den Phrasen, unser jene Mischung aus Komödie
vor jeder ungebrochenen, herzhaften Gefühls¬
Gestrigen. Schon viele verlassenen und verrate¬
ist auch von
und Tragödie, die alle Ereignisse so beweglich
dunnnheit nicht ironisch zurückschauderte. Doch
nen Mädchen haben vor uns in der moralischen
Ein Ahasve
und schillernd und gleitend werden läßt, unser
da besinnt man sich, wo früher unsere Gesell¬
Anstalt gejammert, und es war immer bloß
Wanderer d
die sanfte Verhaltenheit, die in ein leises Wort
schaftskomödie stand, bei welchen läppischen
eine sentimentalische Ergötzung für die Hinter¬
fühles, das
und einen begreifenden Blick die erschütternd¬
Problemen, wie die Menschen aussahen, mit
treppe, die ja sehr oft über Marmorstufen führt.
schlug und
sten Erlebnisse preßt, unser die Zweifel in die
deren Schicksalen sie uns behelligte, und sofort
in ihm war.
Das süße Mädel in der „Liebelei“ jedoch packt
dummen, robusten Tatsachen, unser das Pochen
schämt man sich seiner Undankbarkeit.
ihm je gela
uns sofort, denn sie klagt ja nicht so sehr über
an die dunklen Pforten des Möglichen, unser
Dichtung vor
Derart geht es ja allen mit ihm; was sie auch
den Tod ihres Liebsten, als daß er für eine
Denn dies
die edle Liebe zum Schicksalsspiel mit Men¬
andere starb; sein Tod beweist ihr, daß er nie
gegen ihn zu sagen hätten, wie von selbst wird
seine — vern
schen, jene zugleich erhabenste und gefährlichste
erkannte, was sie ihm war, zwei sehr verschiedene
der Tadel zum Lob. Nicht als ob er nicht reich
bracht hat:
Form des Besitzes. Gegen ihn streiten, das hieße
Schmerzen sind hier unlöslich zusammen¬
genug wäre, um alle Einreden gegen seinen
nicht mitein
die Wallungen unseres eigenen Blutes leugnen.
geknüpft, im Pathos liegt ein herzzerreißend
Besitz stolz zu überdauern; aber wir spüren,
Wort von ##
Daß er unser repräsentativer Mann in Europa
komisches Mißverständnis, und diese Viel¬
daß bei ihm, wie bei allen gewachsenen Wesen,
dichterisch da
ward — nicht seine Kunst, so hoch und so fein
seine Fehler nur die Schatten seiner Tugenden
fältigkeit und Verwicklung, dies Ineinander¬
eine Klamm
sie ist, erklärt dies; wir haben andere, die
sind. Wohl, man könnte sagen, in seiner Welt
fließen von Gefühlen, das ist eben das Fühlen
vom Mann
neben ihm stehen. Aber keiner von jenen ande¬
treiben sich müßiggängerische Selbstsüchtige
von heute.
„Liebeshaß“
ren ist so sehr mit unserer Art des Fühlens
herum, Kalte und Verzärtelte, die sich selbst
Wort, und
Wir sind nicht mehr einfach, und auch die
verwachsen, keiner sprach unser Selbst so deut¬
allzu wichtig nehmen. Aber sind jene Geschöpfe
Exaltationen
Menge ahnt schon, daß sie viele große Worte
lich— gerade, indem er uns erraten, nachdenken
nicht die reinste Ausbildung eines neuen Typ,
und Niederz#
und Dinge nur mehr als abgestorbene Larven
und schweigen ließ. Darin steckt wohl die ver¬
gen von der
der sich gebildet hat und den er zuerst künst¬
mit sich schleppt. Keiner hat nun das alte melo¬
borgenste Macht des Verborgenen, und deshalb
hat. Am Ma
lerisch eingefangen hat? Mag sein, daß ihr
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grüßen wir alle heute in herzlicher/(Dankbar¬
Weibe der 9
geistiger Bezirk allzu gepflegt und künstlich ist
wie Schnitzler. Seine jungen Mädchen sind ein
keit den verehrten und geliebten Pybpenspieler.
zeichen, das
freies Geschlecht, sie ängstigen sich nicht um den wie ein schmaler Cottagegarten mit weißen
Lcdwig Bauer. önissen voran
Trauschein. Und man erinnert sich, wie viele Wegen, doch wie dürften wir vergessen, wie weit