VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 106

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Menschen der guten Gesellschaft gegenüberstellt. Neben ihr
urts= und ein
zeichnet Lessen scharf den Hauptgegenspieler, den Moral¬
fatzke, der nicht ruht noch rastet, bis er die unglückliche
ddestag.
illegitime Witwe aus dem Elternhaus des jäh verstorbenen
olks= und Josefstädter Thea¬
Geliebten, wo sie eine Zuflucht gefunden zu haben hoffte,
Novellenbuch „Masken und
wieder hinausgebissen hat, und Maran gibt dem pfeudo¬
Kapps. — Die Nestroy=Feier
liberalen, selbstgefälligen Schwätzer Professor Losatti deut¬
die von Karl Kraus.)
liche Umrisse. Es ist üblich, „Märchen", „Freiwild“ und
n v. Wymetal.
„Vermächtnis“ als mißratene „Tendenzdramen“ einer
übergangszeit Schnitzlers von oben herab zu behandeln.
rtur Schnitzlers, der
Ich bin nicht dieser sehr verbreiteten Meinung, sondern
n den Wiener Theatern
halte das „Vermächtnis“ nicht nur für eines der gelun¬
man es erwartet hätte,
gensten Dramen des Dichters, sondern überhaupt für ein
es dieser representative
deutsches Schauspiel, das ob seiner reinen Menschlichkeit
ürn Österreichs verdient
dauern wird . . . Die Hofoper hat sich die Gelegenheit zu
sich damit begnügt, ein
einem ganz originellen Schnitzler=Abend entgehen lassen.
pielplan ganz oder halb
Daß der gewiegte Geschäftsmann Gregor nicht auf die
usetzen. So spielte das
Idee kam, dem Ehrentag Schnitzlers und dem liebevollen
jasweite Land“, des
Anteil Wiens an diesem Tag — es dürfte wenige aner¬
und zugleich eines der
kannte österreichische Poeten geben, die so wenig Feinde
nden Burgtheaterjahres,
und Neider haben, wie Schnitzler! — Rechnung zu tregen,
b man einige Tage vor
wundert einen eigentlich, Gregor hätte für eine Schnizler¬
vom „Jungen Me¬
Feier zwei just den Abend füllende Musikwerke nach Texten
eider von ihrem anfäng¬
unseres Dichters zur Verfügung gehabt: Ernst v. Dohna¬
gebüßt hat und beweist,
nyis Pantomime „Der Schleierder Pierrette" und
r von ihm unterschätzte
Oskar Strausens „Tapferen Kassian“. „Der Schleier
en die erforderliche Auf¬
der Pierrette“ ist seinerzeit nur der unglückseligen Zu¬
rgtheater hätte es übri¬
sammenspannung mit einem Gastspiel Carusos zum Opfer
ben dürfen, die Auffüh¬
gefallen. Seither ruht die wertvolle Ausstattung ungenutzt
nicht zum Bühnenleben
im Magazin. Daß die Pantomime lebensfähig ist, hat
er aus dem Jahre 1900
vor kurzem eine zu wohltätigem Zweck veranstaltete ein¬
[„Der Schleier der
malige Aufführung in der Urania gezeigt, die Dohnanyi
de Vers= und Kostüm¬
selbst mit lebendigem Feuer dirigierte. Das Tonkünstler¬
heater; sie war dort auch
orchester folgte ihm auf den leifesten Wink. Auf der Bühne
ufführung angenommen,
agierte Elsa Galafres die Pierrette, Ferdinand Onno
den Vierrot, beide im Schauspielerischen prägnanter, im
te, hätte für den jetzigen
Tänzerischen schwächer als die Darsteller der Hofoper.
diese alte Schuld abzu¬
Die völlige Nichteignung der winzigen, aller technischen
es aber nicht! Obwohl
Behelfe entbehrenden Bühne der Urania für so prunkvoll
die er bei den Proben
gedachte Bilder, wie das des Hochzeitsfestes im Altwiener¬
hmmelt hat, gewiß das
Hause, erweckte eine fast brennende Sehnsucht, das eigen¬
ddie überfülle der Vers¬
artige Opus noch einmal in der großen Oper zu genjeßen.“
Tragödie nicht mehr den
Den „Tapferen Kassian“ aber hat die Hofoper (ihr Or¬
engt und auch von dem
chester, ihr Dirigent Schalk, ihr Oberregisseur Wymetal,
Enommen werden würde.
dann Hofbauer, Maikl und Fräulein Francillo=Kaufmann)
hnitzler heute erfreut, ist
vor wenigen Wochen für zwei Concordia=Matineen fixt
anderen älteren Werke
und fertig einstudiert. Gregor tat zweifellos recht daran,
aufführung harte Kämpfe
einem Oskar Straus daraufhin gleichwohl nicht sofort die
„Freiwild“, „Der ein¬
Pforten der Hofoper zu öffnen. Aber bei einer Schnitzler¬
Lebens“, allesamt durch
Feier hätte man ihm das nicht nur verziehen, sondern so¬
ehabilitiert wurden; bloß
gar gedankt, er hätte dem Dichter, den zwei Komponisten,
rt noch seines Erweckers,
der Presse und dem Publikum Freude bereitet und sich
den ietzt eine schöne Ge¬
wahrscheinlich noch dazu ein gutes Geschäft verschafft ...
Auch durch Leseabende ist Schnitzler — nicht eben sonder¬
ter, die sich Schnitzlers
lich glücklich — gefeiert worden; einen veranstaltete die auf¬
kter und das Josefstädter
strebende Zeitschrift „Der Merker“ unter Mitwirkung
s, als des Dichters Novi¬
Saltens, Korffs sowie der Damen Galafres und Marberg,
Burgtheater erschienen,
einen zweiten gab der Akademische Verband für
ren: die „Liebelei“
Literatur und Musik seinen Mitgliedern und Freun¬
[Das Vermächtnis“.
den, denen Onno den „Schleier der Beatrice“ vorlas. Beim
heater zwei vollkommene
ersteren Abend war die Auswahl der vorgetragenen No¬
räulein Waldow als
vellen — warum wurde nicht die wirksame Skizze „Die
als Vater Weiring, der
Toten schweigen“ gelesen? — unglücklich, an letzterem Abend
it Sonnenthal nicht zu
jedoch zeigte sich wieder einmal, wie schwer und gefährlich
Fräulein Ehren, die
es für einen Schauspieler ist, auch wenn ihm Intelligenz
nerzlich vermißten Vor¬
und Begabung eignen, ein fünfaktiges, personenreiches
nicht messen, noch nicht
Drama plastisch vorzutragen.
e Wiener Liebesgeschichte
ach seiner gegenwärtigen
Die schönste Schnitzlerfeier hat — um einen Blick aus
ionsgroteske „Der grüne
Wiens Mauern hinauszuwerfen — der Verlag S.
besonderen Vorbereitung
Fischer veranstaltet, indem er den Verehrern des Poeten
i nicht mehr recht ent¬
zu dessen fünfzigstem Geburtstag ein neues Novellenbuch
„Vermächtnis“ hat Frau
„Masken und Wunder", auf den Lesetisch legte.
en von Frau Schratt
Neues für die treuesten und aufmerksamsten Leser Schnitz¬
diese rührende Gestalt
lers enthält freilich dieser Band nicht: die romantische
ergreifenden Echtheit, mit
Phantasie „Die Hirtenslöte“ hat man im Septemberheft
Volke den in salbungs¬
der „Neuen Rundschau", die Liebes. und Todesgeschichte
Konventionen erstickten] „Der Mörder“ in der „Neuen Freien Presse“ die mystische
Träumerei „Das Tagebuch der Redegonda“ im Oktoberheft
der „Süddeutschen Monatshefte“ und die Skizze „Die
dreifache Warnung“ im „Jubiläumsbuch“ S. Fischers ge¬
lesen; auch die kleine Bosheit „Der Tod des Junggesellen“
und die Novelette „Der tote Gabriel“ glaubt man schon
gelesen zu haben. In fünf von den sechs Novellen steht
am Schlusse der Tod, und auch in der sechsten, der „Hirten¬
flöte“ ist das Ende ein Entfliehen, ein Schweigen, ein
Versinken, das dem Tode gleichzuochten ist. Es zeigt sich,
daß das Problem des Sterbens und die Perspektioe des
Todes, die Schnitzlern stets beschäftigten, mit den zuneh¬
menden Jahren immer stärker sein Schaffen mitbestimmen
Dabei werden ihm Stil und Sprache immer reiner, leuch¬
tender, durchsichtiger, schlackenloser ... Als Festgabe und
gut gemeint war wohl das Buch „Artur Schnitzler“ von
Dr. Julius Kapp (erschienen im Xenien=Verlag
zu Leipzig, 1912). Es ist aber als erste größere Mono¬
graphie über den Dichter — außer Essays sind bisher nur
zwei Broschüren, eine von H. Landsberg, die andere
von A. Salkind, über den Dichter veröffentlicht wor¬
den — herzlich schlecht ausgefallen; eine Sammlung lang¬
weiliger Feuilletons mit umständlichen Inhaltsangaben und
ohne tiefer eindringende formale Analyse. Ganz willkürlich
lobt Kapp das eine, tadelt er das andere Werk Schnitzlers,
ohne das geistige Band voll zu erfassen, das alle umschlingt;
greulich ist, was er auf den acht Seiten der Einleitung über
das „Literarische Jung=Österreich“ zusammenschwätzt (er
hält Beethoven für einen geborenen Österreicher und wie¬
derholt die längst widerlegte Fabel, der Komponist der
„Eroica“ sei „dem Hungertode nahe“ gewesen!); und in der
Behandlung der deutschen Sprache bekommt er einen
Fünfer! (Er verbindet den Komparativ mit „wie“ statt mit
„als“, er stellt in einen „weder=noch"=Sotz ein falsches
„nicht“ hinein, und was der Fehler mehr sind, die beson¬
ders komisch bei einem Urteiler wirken, der sich über Stil
und Sprache eines Schnitzler zu Gericht zu sitzen vermißt.)
Es ist schade, daß sich kei rufenerer zur Abfassung der
längst fälligen Schnitzlerographie gefunden hat; mit
soderem Geschwätze kann dem Künstler nicht gedient, eher
nich geschadet sein.
Ziemlech koprovisiert mutete auch die Feier an, mit