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Soth Birthday
Ausschnitt aug
25. Müsesadzileng, Steilmn
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ausnehmen muß): und das Motto „Frisch gestrichen!“ gibt im
Sinne eines kategorischen Imperativs mehr in den Räumen der
Berliner Bilder.
Kunstabteilung des Berliner Polizeipräsidiums den Ton an, als in
Inhibierte Kunst.
anderen Sälen und Zimmern, welche in Deutschland ähnlicher
Bestimmung dienen. Gerade die Speisekarte der letzten Berliner
□Wie viele andere Theater Deutschlands rüstete sich jüngst
Kunstbütteleien ist ja ebenso umfangreich, wie mit schwer verdau¬
auch die Bühne einer süddeutschen Großstadt, ihren Arthur Schnitz¬
lichen und nach leicht übersehbaren Prinzipien zusammengestellten
ler zu feiern. Man spendete ihm als Geburtstagsgirlande die Auf¬
Gerichten gefüllt. Man hat dem „Zweckverband Groß=Berlin“,
führung einiger seiner Einakter und stellte in die Mitte des
von den Litfaßsäulen der Hauptstadt herab, sein Agitationsplakat
Abends jenes Spiel vom „Grünen Kakadu“, in welchem der Blut¬
gepfändet, durch dessen figürliche Darstellung — ein abgezehrtes
strom der Revolution bis hart an die Ufer einer karnevalistischen
neben einem wohlgenährten Berliner Kinde — die unerbittliche
Farce fließt, in der Schnitzler aus Scherz und Ernst eine bunt
Wahrheitssagerin Käthe Kollwitz der großen Menge die dieser
schillernde Stimmung webt und die Kanonade der Tragik urplötz¬
bisher verborgene Tatsache mitzuteilen versuchte, daß im Zentrum
lich in eine ironisch=kichernde Situation hereindröhnt. An diesem
des drei Millionen=Nestes hunderttausende von Kindern luft= und
Geburtstagsfeste stellte sich in jener Stadt als Gratulant freilich
lichtdurstig, körperlich und seelisch verkümmert, neben einer Mino¬
auch der Zensor ein. Aber er kam nicht um zu geben, fondern
rität in dieser Beziehung besser gestellten, großbürgerlichen Nach¬
um zu nehmen: allerhand Wortbrosamen, die ihm auf dem Tische
wuchses dahinwelken. Man hat in Neu=Kölln, das vor kurzem
herflüssig
des Reichen (des Geist=Reichen) Wuth##
noch Rixdorf hieß, dem Volkschor der „Freien Volksbühne“ Kar¬
schienen, und die er nun seiner Sammlung verbotener Gegenstände
freitagsaufführungen der Oratorien „Der heilige Franziskus“
einverleibte. So wurde in jener süddeutschen Großstadt der
und „Die heilige Elisabeth“ verwehrt, trotzdem der Verfasser des
„grüne Kakadu“ (verstümmelt, zahlreicher Federn beraubt, aus
letztgenannten, ehrwürdigen Chorwerkes der Abbé Franz Liszt ist
vielen Wunden blutend) ein „roter" Kakadu. Der Zensor be¬
und in der brunstvollen Weihe und Langweiligkeit dieser Legende
förderte zum fünszigsten Geburtstage Arthur Schnitzlers sich selbst
„gewiß keine der Weltanschauungen Frank Wedekindts oder Philipp
zum Dichterkompegnon des gefeierten Pocten: denn er stilisierte
Scheidemanns zu entdecken sein dürfte. Man hat endlich, wieder
eine Stelle des Dramentextes, an welcher von den „Adligen und
durch ein Zensorverbot, des verstorbenen Emil Rosenows vier¬
den Herren vom Hofe“ gesprochen wird, die in der Taverne zum
aktiges Drama: „Die im Schatten leben“ gleichfalls der „Freien
„Grünen Kakadu“ das Gruseln zu lernen lieben, wesentlich un¬
Volksbühne“ aus den Händen gerissen: dieses Werk, das unerbitt¬
verfänglicher, indem er statt „Adlige und Herren vom Hofe“ —
lich ist, wie das Leben; ohne jedes demagogische Tartarin=Pathos
„vornehme Leute“ sagen ließ. Das Fanfarenwort, eine der ma߬
und seine Schicksalsfügungen nur dem harten „Muß“ der gang und
gebendsten Textpointen der ganzen Groteske: „Niemals kann der
gäben Lebensnotwendigkeiten unterstellend; und das in diesem
Ruf nach Freiheit schöner klingen, als an der Leiche eines Her¬
Stil (der übrigens auch der Käthe Kollwitz=Stil ist), das moralische
zogs“ wurde ganz erstickt: an dieser Stelle bekam Arthur Schnitz¬
und 'materielle Vergehen einer Hüttenarbeiterfamilie aus dem
ler zur Feier seines Geburtstages einen Knebel in den Mund.
Dortmunder Gebiet al fresko malt. Man sieht also: Berlin in
Ebenso schien es dem Zensor nicht dem Hofton entsprechend, das
der Kunstwelt voran! Aber die Zensurbureaus ganz Deutsch¬
Ding beim rechten Namen nennen und von einem „erstochenen“
lands, allein jene Kakaduepisode beweist es, gehen mit der guten
Herzog reden zu lassen: Der Herzog wurde „getötet“, nicht :i donc
Berliner Kameradin in gleichem Schritt und Tritt. Es ist die
„erstochen“. Und, zuletzt, aber nicht am Letzten: jenes Zukunfts¬
Parole ausgegeben (eine jener Parolen, die man weniger hören,
idyll, von dem der Held Schnitzlers, der unselige Schauspieler
als fühlen kann), sich bei allen den Mannern, die plötzlich in der
Henri, Canio's Zwillingsbruder schwärmt, wenn er zu seiner
Politik, in der Ethik, in allen Sälen der Kultur offenkundig zur
Geliebten Nedda=Leocadie sagt: Wir wollen von einem Kinde
Herrschaft des freien Wortes schwören, dadurch zu revanchieren,
träumen“, wurde dieses noch nicht einmal geborenen Kindes eben¬
daß man sie bei ihrer empfindlichsten Stelle, nämlich an den Weich¬
falls beraubt. Das Kinderkriegen bleibt, wenn nicht der Ehering
teilen ihres Kunstempfindens packt. Sollten nicht da der „Goethe¬
die Sache sanktioniert, selbst im Traume unsittlich und hat nicht
bund“, der „Verband deutscher Bühnenschriftsteller" und andere
stattzufinden. Um alle Eventualitäten zu vermeiden, gebietet der
namhafte Literatur=Korps einige scharf geschliffene Pfeile auf jene
Zensor illegitimen Liebesleuten von vornherein: „Jehn Se aus¬
Schützen zurückspringen lassen? Ich meine doch!
einander"!..
Aber ich kann noch besseres Beweismaterial für die Schilde¬
Ich erzähle diese neueste und verbürgte Notiz aus Zensur¬
rung der gegenwärtigen Beziehung zwischen Zensur und Kunst bei¬
Schilda so ausführlich, um die reichshauptstädtische Zensurbehörde
bringen. Ganz in der Nähe Berlins wird von politisch unbeschol¬
von dem ihr neuerdings wieder mit Leidenschaft gemachten Vor¬
tenster, märkisch=brandenburgischer Seite ein Freilichtspiel
wurf der Schnüffelei in politischen und Kunstdingen ein wenig
vorbereitet, dessen Zweck es ist, zur Feier des vor ca. 500 Jahren
zu entlasten, und um zu zeigen, daß auch die wilden Zensoren
vollzogenen Einzug der Hohenzollern in die Mark, zu zeigen, wie
draußen im Reich keine besseren Künstler sind, als unsere Jagow,
die gepanzerte Faust Friedrichs, des Burggrafen zu Nürnberg die
Glasenapp und Klotz. Gewiß springt der Berliner Zensurrotstift
Herrschaft der Raubritter, der Krachte und der Itzenplitz in
noch schneller aus der Hülse, als der anderer deutscher Kunst¬
staatsanwälte (wenn ich nicht gerade den des Münchener Kollegen 1 Scherben schlug. Man sieht, das ist nicht gerade oriainell: — die Ir
Muster Willibald Alexis 1
seit geraumer Zeit im pre
fechtbar patriotisch. Doch d
gierungspräsidenten sieht
und Schmutz, wo die Stan
Und so ist auch hier ein „A
rung des Dramas verhinde
an den Pranger der Ge
märkischen Adelsgeschlechten
heute existieren, — der H
ein Nachkomme — und sich
erlauchten Ahnherren chokie
ihren Wesenszügen von so
von unüberbietbarer Kom
unternehmer, die ihre Kos#
haben wollen, ist es ja kind
zu nehmen. Man mache
einem Fabelvorgang, etwa
Man verwandele die adeli
der Hohenzollern beugen
nachzuweisende, aber doch
Raubritter. Man taufe dies
Pachnicke, Scheidemann, L#
daß das „accipio“ des Re
dasein, und daß er, der Prä
„Ihr da macht fort: das S
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ausnehmen muß): und das Motto „Frisch gestrichen!“ gibt im
Sinne eines kategorischen Imperativs mehr in den Räumen der
Berliner Bilder.
Kunstabteilung des Berliner Polizeipräsidiums den Ton an, als in
Inhibierte Kunst.
anderen Sälen und Zimmern, welche in Deutschland ähnlicher
Bestimmung dienen. Gerade die Speisekarte der letzten Berliner
□Wie viele andere Theater Deutschlands rüstete sich jüngst
Kunstbütteleien ist ja ebenso umfangreich, wie mit schwer verdau¬
auch die Bühne einer süddeutschen Großstadt, ihren Arthur Schnitz¬
lichen und nach leicht übersehbaren Prinzipien zusammengestellten
ler zu feiern. Man spendete ihm als Geburtstagsgirlande die Auf¬
Gerichten gefüllt. Man hat dem „Zweckverband Groß=Berlin“,
führung einiger seiner Einakter und stellte in die Mitte des
von den Litfaßsäulen der Hauptstadt herab, sein Agitationsplakat
Abends jenes Spiel vom „Grünen Kakadu“, in welchem der Blut¬
gepfändet, durch dessen figürliche Darstellung — ein abgezehrtes
strom der Revolution bis hart an die Ufer einer karnevalistischen
neben einem wohlgenährten Berliner Kinde — die unerbittliche
Farce fließt, in der Schnitzler aus Scherz und Ernst eine bunt
Wahrheitssagerin Käthe Kollwitz der großen Menge die dieser
schillernde Stimmung webt und die Kanonade der Tragik urplötz¬
bisher verborgene Tatsache mitzuteilen versuchte, daß im Zentrum
lich in eine ironisch=kichernde Situation hereindröhnt. An diesem
des drei Millionen=Nestes hunderttausende von Kindern luft= und
Geburtstagsfeste stellte sich in jener Stadt als Gratulant freilich
lichtdurstig, körperlich und seelisch verkümmert, neben einer Mino¬
auch der Zensor ein. Aber er kam nicht um zu geben, fondern
rität in dieser Beziehung besser gestellten, großbürgerlichen Nach¬
um zu nehmen: allerhand Wortbrosamen, die ihm auf dem Tische
wuchses dahinwelken. Man hat in Neu=Kölln, das vor kurzem
herflüssig
des Reichen (des Geist=Reichen) Wuth##
noch Rixdorf hieß, dem Volkschor der „Freien Volksbühne“ Kar¬
schienen, und die er nun seiner Sammlung verbotener Gegenstände
freitagsaufführungen der Oratorien „Der heilige Franziskus“
einverleibte. So wurde in jener süddeutschen Großstadt der
und „Die heilige Elisabeth“ verwehrt, trotzdem der Verfasser des
„grüne Kakadu“ (verstümmelt, zahlreicher Federn beraubt, aus
letztgenannten, ehrwürdigen Chorwerkes der Abbé Franz Liszt ist
vielen Wunden blutend) ein „roter" Kakadu. Der Zensor be¬
und in der brunstvollen Weihe und Langweiligkeit dieser Legende
förderte zum fünszigsten Geburtstage Arthur Schnitzlers sich selbst
„gewiß keine der Weltanschauungen Frank Wedekindts oder Philipp
zum Dichterkompegnon des gefeierten Pocten: denn er stilisierte
Scheidemanns zu entdecken sein dürfte. Man hat endlich, wieder
eine Stelle des Dramentextes, an welcher von den „Adligen und
durch ein Zensorverbot, des verstorbenen Emil Rosenows vier¬
den Herren vom Hofe“ gesprochen wird, die in der Taverne zum
aktiges Drama: „Die im Schatten leben“ gleichfalls der „Freien
„Grünen Kakadu“ das Gruseln zu lernen lieben, wesentlich un¬
Volksbühne“ aus den Händen gerissen: dieses Werk, das unerbitt¬
verfänglicher, indem er statt „Adlige und Herren vom Hofe“ —
lich ist, wie das Leben; ohne jedes demagogische Tartarin=Pathos
„vornehme Leute“ sagen ließ. Das Fanfarenwort, eine der ma߬
und seine Schicksalsfügungen nur dem harten „Muß“ der gang und
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gäben Lebensnotwendigkeiten unterstellend; und das in diesem
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Stil (der übrigens auch der Käthe Kollwitz=Stil ist), das moralische
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und 'materielle Vergehen einer Hüttenarbeiterfamilie aus dem
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Ich erzähle diese neueste und verbürgte Notiz aus Zensur¬
rung der gegenwärtigen Beziehung zwischen Zensur und Kunst bei¬
Schilda so ausführlich, um die reichshauptstädtische Zensurbehörde
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von dem ihr neuerdings wieder mit Leidenschaft gemachten Vor¬
tenster, märkisch=brandenburgischer Seite ein Freilichtspiel
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vorbereitet, dessen Zweck es ist, zur Feier des vor ca. 500 Jahren
zu entlasten, und um zu zeigen, daß auch die wilden Zensoren
vollzogenen Einzug der Hohenzollern in die Mark, zu zeigen, wie
draußen im Reich keine besseren Künstler sind, als unsere Jagow,
die gepanzerte Faust Friedrichs, des Burggrafen zu Nürnberg die
Glasenapp und Klotz. Gewiß springt der Berliner Zensurrotstift
Herrschaft der Raubritter, der Krachte und der Itzenplitz in
noch schneller aus der Hülse, als der anderer deutscher Kunst¬
staatsanwälte (wenn ich nicht gerade den des Münchener Kollegen 1 Scherben schlug. Man sieht, das ist nicht gerade oriainell: — die Ir
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gierungspräsidenten sieht
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