VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 113


Ausschhles aus:
Braunauer Deutsche Nachsiche
vom:
7 & bis Sransan, Uöhnen
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Der Dichkerjahrgang 1862.
Eine ganze Anzahl bedeutender Schriftsteller vollendet im laufenden Jahre ihr fünfzigstes Lebens¬
jahr. Wir bringen in unserem beistehenden Tableau die Porträts dieser Dichter, die sämtlich einen bekann¬
ten Namen haben. Artur Schnitzler, welcher seinen 50. Geburtstag am 15. Mai beging, ist geborener
Wiener, studierte ursprünglich Meoizin und wanore sich erst später der Literatur zu. Er zeigte sich hier bald
als geistreicher Beobachter und feiner Beherrscher der Form, und fand besonders mit seinen Werken „Anatol“,
„Liebelei“ und „Freiwild“ und mehreren bekannten Einaktern großen Beifall. Auch als Romanschriftsteller
ist Schnitzler hervorgetreten. — Otto Ernst, eigentlich Otto Ernst Schmidt, ist der Sohn eines Hamburger
Zigarrenarbeiters, war 1883 Lehrer in seiner Vaterstadt, debütierte 1888 mit Gedichten, die den Schillerpreis
erhielten und wandte sich dann dem Essay zu, worin er bald seine Meisterschaft bekundete. Später trat Ernst
mit dramatischen Werken, größeren Romandichtungen sowie kleineren, teils ernsten, teils launigen Geschichten,
Satiren und Plaudereien hervor, die alle einen glücklichen, feinen Humor im Verein mit geschmackvoller Be¬

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Johannes Schlaf,
Oho Ernst.
Artur Schnitzler,
§ 21. Juni
s 15. Mai
# #. Mai.
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Maur. Maeferlink,
Ludwig fulda,
Berh. Haupfmann,
& 15.November.
* 25. August.
* 15. Juli.
Der Dichter-Jahroano 1!
Namhafts Schriftsteller die 1812IhrSPl.. r vollanden.
handlung der Sprache zeigen. — Johannes Schlaf wurde in Querfurt geboren, begann als Student
Aufsätze und Novellen zu schreiben und widmete sich Ende der 80er Jahre gänzlich der Literatur. Neben seinen
zahlreichen großen Werken, die er anfänglich gemeinsam mit Arno Holz schrieb, hat Schlaf in zahlreichen Essays
religiöse und künstlerische Themen behandelt und sich durch literarische Studien über Taine, Nietzsche usw.
einen Namen gemacht. — Ludwig Fulda ist ein Sohn der alten Mainstadt Frankfurt und lebt seit 1888
in Berlin. Der feinsinnige Poet, der in seinen vielen Dramen die Sprache so meisterhaft zu behandeln weiß,
erhielt für sein Lustspiel „Die Kameraden“ 1895 den Wiener Bauernfeld=Preis. Auch in Novellen, Gedich¬
ten, witzigen Aphorismen und Epigrammen sowie durch zahlreiche mustergültige Uebersetzungen hat Fulda sich
als Interpret ersten Ranges gezeigt und stets seine vollendete Meisterschaft in der Behandlung des Verses ge¬
zeigt. — Maurice Maeterlink. Der Dichter der „Monna Vanna“, ist in Gent geboren, lebt aber
ständig in Paris. Zu seinen Dramen, die zahlreiche, von zarter Stimmungsmalerei erfüllte Bühnenbilder
zeigen, begründet Maeterlink vielfach stilistisch meisterhaft seine Kunst= und Weltanschauung. Seine Werke
weisen oftmals eine Mischung von Mystizismus und Symbolismus auf, die bei der literarischen Welt, Auf¬
sehen, Spott und Begeisterung zugleich erregte. — Gerhart Hauptmann ist in Salzbrunn (Schles.) al
Sohn eines Hotelbesitzers geboren, studierte erst die Bildhauerei und wandte sich dann dem literarischen Schaf¬
fen zu. Kein anderer Dichter der modernen, deutschen Literatur war mit der Meinung so beschäftigt und hat
so widerspruchsvolle Beurteilungen erfahren, als der Schöpfer der „Weber“, des „Fuhrmann Henschel" und
vieler anderer Werke. Wie kein anderer Literat der Jetztzeit hat Hauptmann bis heute mit seinen Schöpfungen.“
die Mitwelt in Spannung gehalten und sich mit gleichem Erfolge in Märchen, Komödie, Satire, Lustspjet“
Drama und Historie betätigt