VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 116

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Londen, Maulia, Mailand, Minheapolis,
Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peterse
burg, Toronté.
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Ausschnitt aus: Leipzig
vom:15 JUN ISiZ
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„Wiener Briefe
III.
(II siehe Nr. 69.)
Arthur Echnitzlers fünfzigster Geburtstag. — Die Schulbücher=|c
verlagsfirma F. Tempsky in Wien. — Die Schmutzliteratur ins
demk. k. Tabaktrafiken. — Prozeß Carl Wilhelm Stern. — Das
Jubiläum des Wiener Volksbildungs=Vereins.
Die Dichter, die man die jungene nennt, kommen nun
auch zu Jahren und feiern Jubiläen. Das laufende Jahr
bringt den fünfzigsten Geburtstag Gerhart Hauptmanns, der
für das Deutsche Reich, und Arthur Schnintens, der
für Österreich=Ungarn repräsentalid ist. Am 15. Mai feierte
Wien den fünfzigsten Geburtstag seines Lieblingspocten in
jener Weise, in der man einem lebendig wirkenden Dichter ge¬
recht wird, nicht durch Glückwunschadressen und Deputationen,
die den in Brioni Weilenden nicht angetroffen hätten, sondern
durch öffentliche Vorlesungen einiger Novellen und Szenen,
namentlich aber durch Aufführungen seiner beliebtesten Dramen
auf drei Bühnen: im Hofburgtheater wurde Der junge Me¬
darduss und „Das weite Lands, im Volkstheater „Die Liebe¬
leie und „Der grüne Kakadus, und im Josefstädtertheater
„Das Vermächtniss aufgeführt. Kaum eine Zeitung gab es,
die sich in diesen Tagen nicht bemüht hätte, in ausführlichen
Artikeln Schnitzlers literarisches Charakterbild festzustellen
und seiner Bedeutung gerecht zu werden. — Arthur Schnitzler
studierte, välerlichem Wunsche nachgebend, Medizin — gleich
seinem nicht minder berühmten, wenn auch wesentlich anders
gearteten Dichterkollegen Schönherr — und übte nach erlangter
Doktorwürde eine Zeitlang die ärztliche Praxis aus, bis er,#
einer inneren Forderung folgend, sich ganz der Dichtkunst zu¬
wandte. Die Bücherkataloge kennen ihn auch als medizinischens
Schriftsteller: 1889 ist verzeichnet: Schnitzler, Dr. Arthur,
Assistent, über functionelle Aphonie und deren Behandlung
durch Hypnose und Suggestion (wobei zu erwähnen ist, daß
das Thema Hypnose auch den Dichter Schnitzler in einem Akten
seines Anatolzyklus beschäftigte); ferner im Jahre 1895:
Schnitzler, 1r. Julius, Klinischer Atlas der Laryngologie, her¬
ausgegeben unter Mitwirkung von Dr. M. Hajek und Dr. A.
Schnitzler. Dieses A. bedeutet Arthur.
Buchhäuslerisch soll noch bemerkt werden, daß Schnitzlers
umfangreichstes Drama =Der junge Medarduss sich teilweise
in einem Buchladen abspielt. Der Held des Stückes, Medardus
Klähr, ist ein Wiener Buchhändlerssohn, der das Geschäft
seines während der ersten französischen Belagerung von
Wien gestorbenen Vaters verläßt, um als wehrhafter junger
Mann seiner patriotischen Pflicht zu entsprechen. Franziska
Klähr, die Buchhändlerswittwe, ihr Sohn Medardus, Etzelt,
der Geschäftsführer der Buchhandlung — sie alle legen Mut,
geraden Sinn Entschlossenheit, Aufopferungsfähigkeit an den
Tag, und liefern somit dem historischen Drama die sym¬
pathischsten Tiguren.