VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 117

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Soth Birthday
5
1279
Echo der Zeitungen
1280
„Röda Rummet“
Cour. 226) gibt, zu Recht Geltung heischen: „Er
Geboren
1649
1879
Schule
1855
„Meister Oluf“ auf¬
wurde am 21. Januar 1849 in Stockholm geboren.
geführt
Claraschule.
1856
1880
Ein Kind noch, baute Strindberg schon chemische
1861
„Nya Rycket“
Jakobsschule, Lyzeum
(Zei¬
Apparate und grübelte über die Konstruktion des
Tod der Mutter.
1880—1882
1862
tung)
Perpetuum mobile. 1867 machte er sein Abiturienten¬
Ausland
Gymnasiast.
1883
1863
eramen und ging auf die Universität nach Upsala.
1883
Tod des Vaters.
1864
Konfirmiert
Aber die Tribulation seines Geistes ward ebenso
1866
1884
Prozeß
Informiert
1885
Student.
1867
mangelhaft gestillt wie das Geschrei des Magens.
dito
1868
1885
dito
Volksschullehrer
Darum mußte er Geld verdienen, und es gab wenig
1887
1869
dito
Kopenhagen, Theater
Berufe, die er nicht ergriffen hätte. Er war Volks¬
1888
dito
1870
Upsala
schullehrer, Schauspieler, Arzt, Redakteur, Tele¬
-1891
Wieder daheim 1889-
„In Rom“ „Bluts¬
graphen=Assistent, Maler, Prediger, Hauslehrer,
freund“
1892
1870
Berlin
Staatsbibliothekar, und ich weiß nicht, was noch
1893
„Der Friedlose“.
1871
Heirat Nr. 2
alles. Er hat das Leben in seinen Höhen und
1894
1872
Literat
Paris
1895
„Meister Oluf“
dito
Niederungen geschaut und gelebt. Er war bald
1896
„Dagens Nyheter“
dito
Hammer und bald Amboß; bald Speiche und bald
1897
(schwed. Zeitung)
1873
dito
Rad; bald der Jäger, bald das Wild; Faust und
1898
dito
Königl. Bibliothek
Mephisto, Pol und Gegenpol. Er lebte heftiger,
1899
1874—1876
Furusund, Stockholm
rascher und intensiver als die meisten Zeitgenossen.
1899
1877
Heirat Nr. 1
„Gustav Wasa“.
Sein Geist war immer im Sattel. Er war immer in
1901
Heirat Nr. 3
„Frau Fjärdingen und
Gärung. Man sah, wie es in seinem Kopfe kochte
Geschieden Nr. 3. 1904
Swartbäcken“ .. 1878
und siedete; hörte, wie es in seinem Innern klagte
Über Hermann Eßweins „August Strindberg im
und tönte; wie sein Gemüt brauste und brandete;
Lichte seines Lebens und seiner Werke“ (Georg Mül¬
wie er bald herüber, bald hinüber geworfen wurde:
ler, München) schreibt Fritz Droop (Hamb. Fremden¬
wie er scheinbar von Ertrem zu Ertrem rannte.
blatt 105###
Gestern war er noch freundschaftsgläubig und ein
Menschensucher, heute ein Timon und am nächsten
Tage ein frommer Einsiedler. Er hatte die Kon¬
Arthur Schnitzler
zentration und die Einsamkeit de. Genies und die
Die vielen Würdigungen, die zum fünfzigsten Ge¬
Schmiegsamkeit und die Elastizität des Talents.
burtstag des wiener Dichters erschienen sind, stimmen
Dagegen trifft es wohl nur eine Phase des Wandely
alle in dem einen zusammen; sie zeigen, daß Arthur
baren, wenn der Vorwärts (112) schreibt: „Der
Schnitzler mit der Bewunderung auch deren besserer
Sozialismus darf Strindberg voll für sich in An¬
Teil, die Liebe, zugeflogen ist. Denn das und nichts
spruch nehmen, nicht nur mit einzelnen Werken und
anderes will es wohl besagen, wenn Ludwig Bauer
Epochen seines wandlungsreichen Daseins. Er hat
(Zeit, Wien 3461) schreibt: „Derart geht es ja allen
das am Ende seiner literarischen Laufbahn so deutlich
mit ihm; was sie auch gegen ihn zu sagen hätten,
ausgesprochen, wie er es an ihrem Anfange nieder¬
wie von selbst wird der Tadel zum Lob. Nicht als
geschrieben hat. Wir haben im besonderen bei der
ob er nicht reich genug wäre, um alle Einreden gegen
ausführlichen Besprechung seiner Selbstbiographie
seinen Besitz stolz zu überdauern; aber wir spüren,
„Der Sohn der Magd' darauf hingewiesen, daß
daß bei ihm, wie bei allen gewachsenen Wesen, seine
hier zum erstenmal die Entwicklungsgeschichte einer
Fehler nur die Schatten seiner Tugenden sind. Wohl,
Seele mit Bewußtsein unter die Einwirkungen des
man könnte sagen, in seiner Welt treiben sich müßig¬
Klassengegensatzes gestellt worden ist. Es ist nicht
gängerische Selbstsüchtige herum, Kalte und Ver¬
einmal nötig, an die kommunistischen .Utopien in
zärtelte, die sich selbst allzu wichtig nehmen. Aber
der Wirklichkeit zu erinnern, die künstlerisch übrigens
sind jene Geschöpfe nicht die reinste Ausbildung eines
nicht die Höhe strindbergscher Kraft und Anschaulich¬
neuen Typ, der sich gebildet hat und den er zuerst
keit erreichen.“
künstlerisch eingefangen hat? Mag sein, daß ihr
An weiteren Strindbergstudien seien verzeichnet:
geistiger Bezirk allzu gepflegt und künstlich ist wie
Raoul Auernheimer (N. Fr. Presse, Wien, 17143);
ein schmaler Cottagegarten mit weißen Wegen, doch
Klaus Hennings (Meißner Tagebl. 113 u. a. O.);
wie dürften wir vergessen, wie weit man von dort
Paul Frank (Tagbl., Prag, 133); Ernst Schur
hinabsieht auf den Dunst der großen Stadt und wie
(Rhein.=Westf. Ztg. 586); Paui Zschorlich (Casseler
entrückt und verfeinert man hier lebt, wie hier aus
Tagebl. 228 u. a. O.); J. E. Poritzky (Hamb. Nachr.
Liebeleien und raschen Aventiuren der Sinne tief¬
226); Paul Landau (Hamb. Fremdenbl. 114 u. a.
sinnige Symbole werden, wie schwebend, voraus¬
O.); Theodor Kappstein (Elbinger N. Nachr. 114
setzungsreich und beziehungsvoll die Geistigkeit jener
u. a. O.); Helmuth Soltau (N. Hamb. Ztg. 227
kleinen Gesellschaft ist? Es ist sehr naheliegend zu
u. a. O.); Hermann Sinsheimer (N. Bad. Landesztg.
bemerken, daß er seine Gestalten wiederholt — aber
225); Hermann Hesse (N. Tagebl., Stuttgart, 120);
diese scheinbare künstlerische Armut beweist eben seinen
Max Foges (N. Wiener Journal 6666); Stefan
hohen Reichtum, mit der er sie immer wieder zu ver¬
Großmann (Arb.=Ztg., Wien, 132); Anselm Ruest
tiefen und zu erweitern versteht. Je kleiner der
(Deutsches Tagbl., Wien, 123); Oskar Levertin
Spiegel, desto bewunderungswürdiger die Kunst, in
(Propyläen, Beil. d. Münch. Ztg. 32); Hermann
— Darum, weil
ihm unsere ganze Seele zu zeigen.“
Eßwein (Hannov. Courier 29891 u. a. O.); Stanko
man ihn liebgewonnen, läßt man sich gern von
Terry (Union, Prag, 135); Berl. N. Nachr. (246);
Hermine Hauel (Münch. N. Nachr. 246) Persönliches
Fremdenbl., Wien (132); Ill. Wiener Ertrabl.
erzählen: „Ein echter Wiener ist Schnitzler auch in
(132); N. Fr. Presse, Wien (17143); Zeit, Wien
seiner Begabung für Musik. Er hat als Junggeselle
(3461); Berl. Tagebl. (246); Tagespost, Graz
viele Jahre auf derselben Etage mit seiner Mutter
(133); Elbinger Ztg. (114); Dresd. N. Nachr. (121);
eine behagliche Garconwohnung innegehabt und jeden
N. Zür. Ztg. (135); Mannh. Tagebl. (133); Hamb.
Tag mit der von ihm verehrten alten Dame vier¬
Corresp. (246); Bohemia, Prag (134); „Wie Strind¬
händig musiziert. In Konzerten ist er ein oft ge¬
berg Schriftsteller wurde" (N. Wiener Journal
sehener Gast, und als er Anfang der Vierziger
6667). Einen Abriß aus seiner Biographie hat
heiratete, da führte er eine Frau heim, die eine schöne
August Strindberg selbst in den folgenden Daten
Stimme hat. So singt und klingt es in dem hütschen
gegeben:
Ai
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