VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 124

Soth Birthdag box 39/1
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den Dichtern
behren, wäre Einmütigkeit wichtig, ihre Bedeutung öffentlich und
rst entgegen¬
festlich zu bekunden.
oder dann,
Freilich: Nicht mit Artikeln bloß und den obligaten Huldigungs¬
absterbende
adressen, sondern in würdiger, lebendiger Art! Festlich müßte es be¬
Geburtstag
gangen werden, wenn solche Künstler ihre Lebensmitte erreichen. Ich
denke mir das so: Im November nächsten Jahres müßte jedes deut¬
Alle die Hul¬
sche Theater in Deutschland ein Stück von Gerhart Hauptmann, im
zu spät und
Mai eines von Arthur Schnitzler an ihrem Geburtstag spielen. Bei¬
tlich spontan
nahe tausend Theater haben wir in Deutschland und Oesterreich, und
inneren Zu¬
der Gedanke hat für mich etwas aufreizend Schönes, daß zur gleichen
aul Heyse! —
Stunde in Ost und West, in Süd und Nord des heiligen Deutschen
se Huldigun¬
Reiches der Traum von Dichtern, die noch mitten unter uns weilen,
schinerie, ein
zu Gestalten würde, daß fünfmalhunderttausend Menschen und mehr
Ein Siebzig¬
an diesem einen Theaterabend seiner Stimme lauschten, sich von seiner
Tage blüht:
Kunst bezwingen ließen, daß gewissermaßen an diesem
Milde, und
Tage das ganze Deutsche Reich Publikum und in An¬
einen eigenen
dacht wäre. Ist es wirklich unmöglich? In Berlin allein könnten fünf
ie Karl dem
oder zehn Theater verschiedene Werke spielen — denn all diese haben
r von Saint
ein so Vielfältiges geschaffen —,und manch deutsche Bühne könnte bei
so schönem Anlaß ernste, künstlerische Verpflichtungen abzahlen, indem
ernen, seine
sie eines der schwerer zugänglichen Werke zur Aufführung brächte,
. Fünfzig
die bisher den Hörern fremd waren und in einer solchen Stunde der
bei Nietzsche,
Ehrfurcht reiner begriffen werden könnten. „Florian Geyer“, dieses
Deutschland
über alle Maßen herrliche Stück, „Michael Kramer“, andererseits dem
hter auf der
„Einsamen Weg“ ja selbst dem vielgeschmähten „Ruf des Lebens“
Generation
könnte dies zu einer Stunde der Auferstehung werden, denn an
leudig, seinen
solchem festlichen Tage würde dem Publikum sich gerne selbst an Er¬
nag und mit
lesenstes hingeben. Und einem Richard Dehmel, der ja vorläufig im
historischen
Dramatischen nicht genug geschaffen hat, könnte eine gleichzeitige
Rezitation in allen deutschen Städten geben, was er wie kein zweiter
verdient, was er ehrlich und ohne unlauteren Eifer erstrebt hat:
Generation
Breiteste Volkstümlichkeit. An diesen Dichterfesttagen würde erst das
geßliches ge¬
deutsche Volk mit einem gewissen Staunen den ganzen Umfang ihrer
lte. Voran
großen Talente fühlen, würde beglückt und zugleich beschämt er¬
dRichard
kennen, wieviel an Liebe es gleichgültig seinen Besten bislang vor¬
bald später
enthalten hatte.
ation, deren
ch unbewußt
Daß auch ein Materielles aus einer solchen Ehrung ganz Deutsch¬
ll diese noch
lands sich selbstverständlich ergibt, macht sie doppelt wün¬
den Muskeln
schenswert. Ein solcher Tag allgemeiner Aufführung bedeutet zu¬
t restlos an¬
gleich — selbst wenn die Verleger nicht, was ja zu hoffen ist, auf
upfen haben
ihren Anteil verzichten würden — eine Nationalgabe von fünfzig¬
sichtlich ent= tausend, mit den Wiederholungen von vielleicht hunderttausend Mark.
Eine Gabe aber, an der nicht die klebrige Marke des Geschenkes hängt,
nicht das Stigma des Klingelbeutels, sondern eine Gabe, die ver¬
dient und nicht erbettelt ist. Denkt an Wagner, an Grillparzer, an
Hebbel und Lilieneron, wie sehr eine solche Einmütigkeit ihnen zum
fünfzigsten Geburtstage gedient hätte! Sie hätte uns ein paar
schmähliche Briefe erspart, Schandmale der ganzen deutschen
Nation.
Dies ist ein Vorschlag, mit Absicht viel früher, fast ein ganzes!
Jahr früher gemacht, um reichlich Zeit zu geben, ihn zu verwirk¬
lichen. Deutschland ist ja das Land der Organisationen! Unsere
Bühnen, unsere Bühnenleiter, unsere Schauspieler, unsere Dichter
haben alle Zeitschriften, ihre Rechte zu schützen, ihre Solidarität zu
erhöhen. Könnten die nicht einmal auch statt bloß dem Geschäftlichen
einem Moralischen dienen, und durch Aufruf und Einigung so eine
gemeinsame Ehrung für den schaffen, der doch all ihren Werken erst
den lebendigen Atem schenkt? Oft wird geklagt, daß es den deutschen
Dichtern an Interesse fehle für die lebendigen Verhältnisse des Reiches,
für Politik und die Probleme der Volkswirtschaft. Ich glaube, sie
sind nur verschreckt, weil sie fühlen, daß es ihnen an Autorität fehlt.
Geht ihnen das, was Ibsen und Björnson in Norwegen hatten, Victor
Hugo in Frankreich, gebt ihnen in Deutschland diese allgemeine
Achtung, diese breite Volkstümlichkeit, erzwingt ihnen die Ehrfurcht
gebt dies den Hauptmann, Dehmel, Schnitzler (die jetzt die nächsten
sind) als Gaben zu ihrem fünfzigsten Geburtstag und ich glaube, sie
werden jetzt erst der Liebe ihrer Nation gewiß, sie tätig erwidern.
Un Theetescheei