VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 126

50th Birthdag box 39/1
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ihrer Majestät der Kaiserin und Eurer Durchlaucht Präsidium
stehenden Arbeiten des Kongresses mit besonderem Inter¬
se und meinen besten Wünschen. Mögen sie reiche
Früchte zeitigen zum Segen der Menschheit.
gez. Wilhelm I. R.“
Der Präsident der Internationalen Union für Säuglingsschutz,
Professor Dr. Dietrich und Gemahlin hatten die Mittlieder der
RKongreßleitung, die Haupidelegierten der Regierung und die Mit¬
glieder des permanenten Bureaus der Internationalen Union gestern

behren, wäre Einmütigkeit wichtig, ihre Bedeutung öffentlich und
festlich zu bekunden.
Freilich: Nicht mit Artikeln bloß und den obligaten Huldigungs¬
dressen, sondern in würdiger, lebendiger Art! Festlich müßte es be¬
gangen werden, wenn solche Künstler ihre Lebensmitte erreichen. Ich
denke mir das so: Im November nächsten Jahres müßte jedes deut¬
sche Theater in Deutschland ein Stück von Gerhart Hauptmann, im
Mai eines von Arthur Schnitzler an ihrem Geburtstag spielen. Bei¬
nahe tausend Theater haben wir in Deutschland und Oesterreich, und
Der Gedanke hat für mich etwas aufreizend Schönes, daß zur gleichen
Stunde in Ost und West, in Süd und Nord des heiligen Deutschen
Meiches der Traum von Dichtern, die noch mitten unter uns weilen,
zu Gestalten würde, daß fünfmalhunderttausend Menschen und mehr
an diesem einen Theaterabend seiner Stimme lauschten, sich von seiner
Kunst bezwingen ließen, daß gewissermaßen an diesem
[Tage das ganze Deutsche Reich Publikum und in An¬
dacht wäre. Ist es wirklich unmöglich? In Berlin allein könnten fünf
oder zehn Theater verschiedene Werke spielen — denn all diese haben
kein so Vielfältiges geschaffen —,und manch deutsche Bühne könnte bei
so schönem Anlaß ernste, künstlerische Verpflichtungen abzahlen, indem
sie eines der schwerer zugänglichen Werke zur Aufführung brächte,
die bisher den Hörern fremd waren und in einer solchen Stunde der
Ehrfurcht reiner begriffen werden könnten. „Florian Geyer“ dieses
über alle Maßen herrliche Stück, „Michael Kramer“ andererseits dem
„Einsamen Weg“, ja selbst dem vielgeschmähten „Ruf des Lebens“
könnte dies z einer Stunde der Auferstehung werden, denn an
solchem festlichen Tage würde dem Publikum sich gerne selbst an Er¬
lesenstes hingeben. Und einem Richard Dehmel, der ja vorläufig im
Dramatischen nicht genug geschaffen har, könnte eine gleichzeitige
Rezitation in allen deutschen Städten geben, was er wie kein zweiter
verdient, was er ehrlich und ohne unlauteren Eifer erstrebt hat:
Breiteste Volkstümlichkeit. An diesen Dichterfesttagen würde erst das
deutsche Volk mit einem gewissen Staunen den ganzen Umfang ihrer
großen Talente fühlen, würde beglückt und zugleich beschämt er¬
kennen, wieviel an Liebe es gleichgültig seinen Besten bislang vor¬
enthalten hatte.
Daß auch ein Materielles aus einer solchen Ehrung ganz Deutsch¬
lands sich selbstverständlich ergibt, macht sie doppelt wün¬
schenswert. Ein solcher Tag allgemeiner Aufführung bedeutet zu¬
gleich — selbst wenn die Verleger nicht, was ja zu hoffen ist, auf
ihren Anteil verzichten würden — eine Nationalgabe von fünfzig¬
tausend, mit den Wiederholungen von vielleicht hunderttausend Mark.
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Schutz mehr verleihen. Auh dann nicht, wenn man es in das Gebiet der Nordar
der Phantasie verweist, Armeen auf dem Rücken dieser Vögel durch
und saß zum
die Luft fliegen zu lassen. Zu einem Kampf der Luftschiffe und Flug= Vordringen
maschinen gegeneinander ist es, soviel ich sah, nicht gekommen; ihre
der Linie fü
Leistung in der Erkundung werden wir später erfahren. Das Ge¬
bereitet.
rücht über ein Unglück, das im Laufe des Vormittags eine der
Entwickelun
Maschinen betrosten hiben sollte, erwies sich, wie bereits gemeldet,
Feldmarsche
glücklicherweise als arg übertrieben. Der bei Wolfshagen im Gleit¬
gewinn zur
fluge niedergegangene Albatroszweidecker wies schließlich doch nur
des Gefeihte
division Ge
Division ei
Eine Gabe aber, an der nicht die klebrige Marke des Geschenkes hängt,
diese Zeit n
nicht das Stigma des Klingelbeutels, sondern eine Gabe, die ver¬
division bec
dient und nicht erbettelt ist. Denkt an Wagner, an Grillparzer, an
Hebbel und Lilieneron, wie sehr eine solche Einmütigkeit ihnen zum
zum Teil zu
fünfzigsten Geburtstage gedient hätte! Sie hätte uns ein paar
dringen de
schmähliche Briefe erspart, Schandmale der ganzen deutschen
Armeekorps#
Nation.
zurück. An
Dies ist ein Vorschlag, mit Absicht viel früher, fast ein ganzes
Woldegk in
Jahr früher gemacht, um reichlich Zeit zu geben, ihn zu verwirk¬
3. Gardein
lichen. Deutschland ist ja das Land der Organisationen! Unsere
Prenzlau un
Bühnen, unsere Bühnenleiter, unsere Schauspieler, unsere Dichter
armee ist g
haben alle Zeitschriften, ihre Rechte zu schützen, ihre Solidarität zu
bei Friedla
erhöhen. Könnten die nicht einmal auch statt bloß dem Geschäftlichen
korps bei 9
einem Moralischen dienen, und durch Aufruf und Einigung so eine
Nordarmee
gemeinsame Ehrung für den schaffen, der doch all ihren Werken erst
Für die
den lebendigen Atem schenkt! Oft wird geklagt, daß es den deutschen
zu erwarten
Dichtern an Interesse fehle für die lebendigen Verhältnisse des Reiches,
für Politik und die Probleme der Volkswirtschaft. Ich glaube, sie
sind nur verschreckt, weil sie fühlen, daß es ihnen an Autorität fehlt.
Gebt ihnen das, was Ibsen und Björnson in Norwegen hatten, Bictor
Tourif
Hugo in Frankreich, gebt ihnen in Deutschland diese allgemeine
schartet
Achtung, diese breite Volkstümlichkeit, erzwingt ihnen die Ehrfurcht
telegraphien
gebt dies den Hauptmann, Dehmel, Schnitzler (die jetzt die nächsten
erlitt eine
sind) als Gaben zu ihrem fünfzigsten Geburtstag und ich glaube, sie
nach Heilig
werden jetzt erst der Liebe ihrer Nation gewiß, sie tätig erwidern.
= Erb
□ Theaterchronik. Das Neue Schauspielhaus er¬
Gestern abe
öffnet am Freitag seine Winterspielzeit mit einer Neueinstudierung
von Grillparzers „Des Meires und der Liebe Wellen
Theater
in welcher, wie bereits gemeldet, Erika v. Wagner ihr hiesiges
ladenen Pu#
Engagement als Hero antreten wird. Die übrige Besetzung des
seiner intin
Werkes gestaltet sich wie folgt: Leander: Heinz Salfner, Oberpriester:
nicht sehr
Ludwig Hartau, Naukleros: Willy Löhr, Janthe: Edith Krohn, Tem¬
von Zuhör
pelhüter: Emil Lind, Vater: Viktor Hartberg, Mutter: Rosa Valetti.
Spitzen der
Die Inszenierung leitet Dr. Dahlberg.
des Theate
Die Eröffnungsvorstellung des Theaters in der
Krug“ und
Königgrätzer Straße ist mit Rücksicht darauf, daß der 1. Ok¬
Rostand in
tober auf einen Sonntag fällt, für Sonnabend, den 30. Sep¬
Beide Werl
tember, festgesetzt. Es gelangt zur Erstaufführung „Spielereien einer
Kaiserin“ von Max Dauthendey, mit Tilla Durieux in der
0 Der
weiblichen Hauptrolle.
ner Kor
Im Theater des Westens begeht „Die geschiedene
der Hofthe
Frau“ heute, Dienstag, das Jubiläum der 300. Aufführung.