VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 143

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Hherzlich zum Ausdruck. Und es sind keine bloßen förmlichen
und pflichtschuldigen Jubiläumsveranstaltungen, sondern er¬
wünschte und williommene Anlässe, um dem Dichter dafür
zu danken, was das Publikum in diesen 20 Jahren von
khm empfangen hat. Den Beethoven=Saal füllten gestern
abends lauter begeisterte Leser und Verehrer des Dichters.
Die Musik= und Theaterzeitschrift „Der Merker“ veranstaltete
hier eine Schnitzler=Feier, die durch eine Conférence des
Schriftstellers Felix Salien eingeleitet wurde. Er begann
mit Jugendreminisgenzen aus der Zeit, da Schnitzler und
r
Wungwien noch jung gewesen, und schilderte in drastischer
Fam das geringe Verständuis, die Abneigung, mit der die
Damalige ältere Generation der literarischen Jugend gegen¬
überstand. Es gab damals, wie der Consérencier versicherte,
nut zwei ästhetische Lager: in dem einen wurden die
„Romane von Georg Ebers gelesen, in dem anderen Ibsen.
Die Werke der Moderne wurden mit einem falschen morali¬
schen und prüden Maßstab gemessen, und darunter hatten
auch die ersten Bücher Schnitzlers, namentlich sein „Anatol“,
zu leiden. Nur einer setzte sich sofort für ihn ein, und das
war Friedrich Uhl. Hier wäre wohl auch Ludwig Speidel zu
nennen gewesen, der ja als einer der Ersten auf die Be¬
deutung Schnitzlers hingewiesen hat. Der Vortragende suchte
sodann zu zeigen, wodurch sich der Dichter nach und nach
sein Publikum erobert hat, und zwar, wie er meinte, in
perster Linie durch die damals ganz neue Wiener Note, durch
die Schaffung der Gestalt des Wiener Mädchens, das bis
dahin in den Wiener Romanen, Novellen und Stücken über¬
was freilich nur dann
haupt=nicht vorgekommen war
richtg wäre, wenn man die Mädchengestalten Saars, Stifters,
„Grillparzers nicht als Wiener Mädchengestalten gelten
läßt. ... Das Geheimnis von Schnitzlers großer und
intensiver Wirkung liegt aber auch in seiner gütigen edlen
Menschlichkeit, in seiner philosophisch=dichterischen Art, das
Erlebnis des einzelnen mit der Allgemeinheit zu verknüpfen,
in eine geheimnisvolle Beziehung zum Schicksal zu bringen
und derart das Leben tiefer, merkwürdiger, dunkler und
#beitnoch heller zu gestalten. Die Conference, die in einen
herzlchen Wunsch für Schnitzlers weiteres Schaffen ausklang,
fand Inieresse und Beifall. Hierauf kam Schnitzler selbst zum
Wort, und zwar durch den Mund dreier Wiener Bühnen¬
=künstler. Frau Galafrés las „Die dreifache Warnung",
dieses gedankentiefe und formschöne Stück aus dem neuen
Novellenband „Masken und Wunder", sehr verständnisvoll
und mit einer fast dramatischen Wirkung. Darauf folgte eine
Novelle des jungen Schnitzler, „Der Ehrentag“ diese Tragi¬
komödie des kleinen Schauspielers, die von Fräulein Lily
Marberg in ihrer liebenswürdigen, etwas kühlen Art ge¬
lesen wurde. Zum Schlusse erschien Hosschauspieler Korff.
Die auf dem Programm angekündigte Novelle „Der Tod
des Junggesellen“ mußte mit Rücksicht auf die sehr späte
Stunde wegfallen. Dafür las Herr Korff die lustige Groteske
„Exzentrik“ mit glänzender witziger Nuancierung und
Charakteristik und mit überaus heiterer Wirkung, die
befriedigend ab,chloß.
und
freundlich
den Abend
— Auch die Universitätsjugend hat Artur Schnitzler ge¬
feiert. Der Alademische Verband für Literatur
und Musik beging heute diese Feier im Fesisaale des
Oesterreichischen Ingemeur= und Architektenvereines durch eine
von dem Mitglied des Volkstheaters Herrn Ferdinand
Onno abgehaltene Vorlesung aus dem Renaissancedrama
„Der Schleier der Beatrice". Man erinnert sich wohl noch der
kritischen Proteste, welche die Ablehnung dieses großgedachten,
in klassischen, shalespearischen Formen einherschreitenden
Werles durch das Burgtheater vor einigen Jahren hervorrief.
Unbefangenerweise muß eingeräumt werden, daß ungewöhn¬
liche Komplikationen, nicht bloß der äußeren Inszenierung,
sondern auch des dramatischen Gefüges, der Darstellung dieses
nicht von Handlung zu Handlung, sondern von einer psycho¬
logischen Finesse zur nächsten, noch subtileren, aufwärts¬
wachsenden Trauerspiels im Wege stehen. Um so reiner ge¬
nießt man, dem Vorleser, nicht dem Darsteller gegenüber, die
Schönheiten tiefer, dichterischer Kontemplation, die uns
aus jeder Szene entgegenleuchten. Die Renaissance blüht in
diesen glühend zarlsinnigen Versen auf, man sieht die be¬
lagerte Stadt, „umloht von roten Fackeln der Gefahr“ in der
bacchantisches Leben und Tod den wilden Reigen schlingen.
Und man merkt in dieser üppigen Renaissancegewandung
überall die heimatliche Schnitzlersche Färbung: der Dichter
Philippo, der mit Menschen wie mit Puppen spielt, ist dem
Schnitzlerschen Typus seit dem „Anatol“ bis zum „Puppen¬
spieler“ verwandt, und Beatrice, die halb Mädchenspiele, halb
frauenhafte Wünsche im Herzen trägt, ist gewiß ein Wiener
Kind. Der Vorleser wußte all diese reizvoll=geistreichen Figuren
mit Anmut und Wärme zu umgeben. Am nächsten liegt
seiner leidenschaftlich tlackernden, noch immer an Kainz' Vor¬
bild geschulten Art wohl der Dichter Philippo, dieser
Schnitzlersche Lebensdeuter mit seiner harmonisch=unruhigen
Weisheit. Aber auch die übrigen, in zarte Linien gefaßten
Gestalten, Beatrice, der Herzog, traten in Onnos verständnis¬)
voller, inniger Wiedergabe in weicher Moduliexung hervor.]
Das zahlreiche Publikun nahm; das Werk uus (die Leis##
des Interpreten mit #uch che Beisillchen.