VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 164

SothBithdan
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Telephon 12.801.
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L. Oeterr. hobördl. konz. Unternohmen für Zeltunge-Aueschultte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertrelungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christlania, Genf, Kopen¬
hagen, Lendon, Madrid, Mailand, Minneapolla, New-Vork,
Paris, Rom, Ban Francisco, Stockholm, St. Petersburg.

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Aussehnltt ans: Prager Tadbiar“
15 6 1972
Fem:
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Theater und Kunst.
„Der einsame Weg“.
Als vorletzte Gabe hat der Schnitzler-Zuklus
eine Erstaufführung gebracht; diePremieke eines
Werkes freilich, das jedem Freund des Dichters als
einer seiner charakteristischen Schöpfungen seit
Jahren vertraut ist. Charakteristisch ist das Stück in
doppeltem Sinne; es zeigt die Größe des Dichters
und seine Grenzen. Seine lebenskundige Weisheit
erglänzt hier in vornehm gedämpftem Licht, im
Dialog reiht sich Perle an Perle. Die berühmten
Worte über den Tod und über die Liebe, die man vor
Monatsfrist in allen Schnitzler gewidmeten Studien
zum Ueberdruß oft zitiert finden konnte, stammen
aus diesem Drama; ein Mann spricht sie, der in
seiner Adligkeit wiederum die Eigenschaften Schnitz¬
lerscher Helden förmlich konzentriert, bis zur Ueber¬
treibung gesteigert aufweist. Ein Mann, der sich so
sehr vor dem Pathos fürchtet, daß er das Wort
Freundschaft nicht leiden mag und keine Freunde hat
sondern nur Leute die ihm die Stichworte brin¬
gen. Herr von Sala hat die dilettierenden Nei¬
gungen, mit denen Schnitzler später den Freiherrn
von Wergenthin ausstattete, er hat dessen Vornehm¬
heit, seine äußere Ungebundenheit, seinen Reichtum.
Aber er hat nicht Wergenthins Fähigkeit zur Hin¬
gabe; und wenn er sagt, Lieben heiße für jemand
anderen auf der Welt sein, so verschweigt er, daß er
selbst ein beträchtlich schwächeres Gefühl nicht aufzu¬
bringen vermag oder es aufzubringen verschmäht.
Das Große an ihm ist die unerbittliche Selbstkennt¬
nis; sie leiht ihm den Mut zur Grausamkeit gegen
die Geliebte, sie gibt ihm die marmorne Kühle; aber
sie verleiht ihm auch, erst unvermerkt dann mit
steigender Deutlichkeit den Anstrich des Poseurs, der
gewaltsam die Haltung wahren will, in Liebe
und Tod.
Der einsame Weg, den Herr von Sala be¬
schreitet, ist der Weg zum Tode. Vor ihm hat ihn
die Frau des Professors Wegrath betreten, und auch
für sie war er einsam. Denn als sich die Schleier der
Krankheit und des nahen Sterbens über sie senken,
da weicht ihre Tochter Johanna in Grauen von
ihrem Lager. Und ihr einstiger Geliebter, Julian
Fichtner, dessen Sohn den Namen Wegraths führt,
erfährt von ihrem Tode erst, nachdem sie gestorben
ist. Er, der begabte Maler, den sein Talent unstät
umhertrieb, will sich in Felix Wegrath einen Ge¬
nossen des einsamen Alters erziehen und enthüllt
ihm das Geheimnis; ohne Pathos, mit verstehender
Wehmut, wie sie Schnitzlersche Menschen bei solchen
Anlässen zeigen, nimmt Julix das Geständnis auf.
Seine Schwester Johann. hat inzwischen die Sehn¬
sucht nach einem Erlebnis in Salas Arme getrieben,
der nicht ahnt, daß ihm die Todeskrankheit am
Herzen nagt. Johanna treibt die doppelte Erkennt¬
nis, daß sie Sala liebe und daß der Geliebte sterben
müsse, zum Selbstmord. Felix kann sich die Rache
am Verführer der Schwester sparen. Kühl schickt sich
Sala an, der unerbittlichen Natur zuvorzukommen.
Einsame Menschen sind es, die so den einsamen
Weg gehen. In anderen drängt und stürmt die Sehn¬
sucht nach Leben und Liebe. Die Schauspielerin
Irene Herms, die der Bühne entsagt hat und jetzt
frei auf dem Lande lebt, macht es als Zweiund¬
vierzigjährige ihrem einstigen Geliebten Julian
Fichtner zum Vorwurf, daß sie kein Kind von ihm