VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 177

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deutschen Bühne vernommen.“ Auch hier war die weiche, poetisch durch¬
schimmernde Atmosphäre Wiens; auch hier wieder war Jugend und Liebe.
Aber da war noch mehr. Voll Echtheit, Farbe, Duft und Leben war hier
eine kleine Welt geschaffen, in der wir uns wieder fanden, wie man —
irgendwo in der Ferne weilend — in einem kleinen Lied seine Heimat
wiederfindet. Diese Welt ließ sich überall hintragen und, auf welchem
Schaugerüst immer ihre Kulisse aufgerichtet, ihr Horizont abgesteckt wurde,
da war dann immer Wien. Der merkwürdig linde Zauber, der diese Stadt
umfließt, war hier einmal von einer malerischen Kraft festgehalten, die
holde, wiegende Melodie dieser Stadt von einem musikalischen Sinn einge¬
fangen, ihre spielerische Nachdenklichkeit aufgeschlossen, von einem Geist,
dem jedes Denken sich zum Spiele formte.
In diesem Stück war aber auch der ganze Arthur Schnitzler schon
enthalten. Der mondaine Glanz seiner Menschen, ihre kultivierte Empfind¬
lichkeit, ihr Hang, grüblerisch zu werden, ihre ewig wache Bewußtheit, ihr
spöttisches Mißtrauen gegen große Worte und gegen sich selbst, ihre welt¬
männische Ironie dem eigenen Fühlen gegenüber, ihre anmutig ängstliche,
ein wenig demonstrative Flucht vor dem Pathos. Junge Männer aus einer
reichen, aufgehellten Sphäre der Gesellschaft, in jeder Kompliziertheit geübt,
voll Sehnsucht nach Lyrik und zugleich voll Argwohn gegen das Lyrische.
Aus den prunkhaften Straßen und Häusern, darin sie leben, gehen sie hinaus
in die stillen Gassen und ärmlichen Stuben der Vorstadt. Genießen hier die
Einfachheit der tiefer Wohnenden als eine Schönheit des Daseins. Zwei
Gesellschaftsschichten, die durch unmeßbare Weiten von einander getrennt
sind, berühren sich, begegnen einander am Frühlingstag der Jugend und der
Liebe. Genießen ihre Fremdheit, entdecken ihr Verwandtsein. Sie heben
Distanzen auf, die trügerisch gewesen, haben ein Gefühl der Nähe und
Verbundenheit, das vielleicht ebenso trügerisch ist, entzücken sich aneinander
und haben sich gegenseitig unversehens so vieie Wunden zugefügt, daß sie
eins vom andern blutiges Leid im Herzen tragen.
Eine ganz einfache Liebesgeschichte. Der elegante junge Mann, der ein
Vorstadtmädchen gern hat. Das frische junge Ding ist ihm eine Erquickung,
nun, da ein kurzer, etwas schwüler Roman mit einer eleganten Frau eben
zu Ende geht. Die andächtige, bewundernde Liebe, die sich ihm da draußen
in der Vorstadt bedingungsios ergibt, rührt seine Seele seltsam auf. Vielleicht
wird auch er sich verlieben, vielleicht wird das kleine Abenteuer ein großes
Abenteuer werden. Aber jener Roman, der fast schon zu Ende ist, stößt ihn,
gleichsam auf der letzten Seite des letzten Kapitels, ins Verderben. Der
Ehemann jener Frau fordert, verspätet und beinahe post festum, Genugtuung,
und schießt ihn tot. Am Abend vor dem Duell, am Abend vor seinem
frühen Sterben, geht der junge Mann zu dem Vorstadtmädchen hinaus,
sitzt bei ihr in ihrem lieben kleinen Zimmer, mit einem wunderbar süßen
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