VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 179

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und einander verwandt. Die Menschen, die hoch oben stehen, und die
Menschen, die tief unten wohnen. Der Soldat und das Dienstmädchen, das
Dienstmädchen und der junge Herr, der junge Herr und die elegante Frau,
die elegante Frau und ihr eleganter Mann, der elegante Mann und das
Vorstadtmädchen, das Vorstadtmädchen und der Dichter, der Dichter und die
große Schauspielerin, die große Schauspielerin und der adelige Offizier, der
adelige Offizier und die Straßendirne, die Straßendirne und der Soldat. Wie
sind sie alle einander verknüpft. Zusammenhänge. Schnitzler gibt sie tragisch,
wie in dem großen Zeitbild, in welchem der unsichtbar vorüberwandelnde
Bezwinger Europas in die Schicksale eines geringen, in seiner Seele zerstörten
jungen Menschens in Wien für eine Stunde innig und verhängnisvoll ver¬
strickt ist. Die „mörderischen“ Hände der Prinzessin von Valois erreichen
ihn nicht, denn die Prinzessin von Valois wird vom Dolch des jungen
Medardus hingestreckt. Jener Dolch aber war für die Brust des Eroberers
geschliffen. Doch er fuhr, von einer jähen Regung der Eifersucht getrieben,
in das Herz des fürstlichen Mädchens. Zusammenhänge. In dem Drama
„Der Ruf des Lebens“ reitet ein Regiment dem sicheren Schlachtentod
entgegen, um die Schmach der Feigheit zu tilgen, die es einst auf sich
geladen, als es in sinnloser Angst vor dem Feind die Flucht ergriff. Der¬
jenige aber, der das Rätsel jener Flucht erklären könnte, weil er die Panik
allein verschuldet hat, ist am Leben, will am Leben bleiben, frohlockt, daß
er, wenn auch mit müden alten Augen, die Sonne noch sehen darf, während
unten an seinem Fenster so viel blühende Jugend vorbeireitet, in die ewige
Nacht. Sie alle sterben um seineswillen, und so alt er ist, er wird sie alle
noch überdauern. In derselben Stunde aber wird er von seiner Tochter
ermordet. Denn sie will frei sein, will sich einem der jungen, todgeweihten
Krieger noch diesen Abend schenken, will sich ihm darbieten, daß er ein
letztes Glück des Lebens genieße, ehe er dem Untergang entgegengeht.
Von der Leiche des Vaters eilt sie fort, findet im Zimmer des Geliebten
die Leiche einer Frau, die des Geliebten Liebste gewesen. Die Gattin seines
Obersten. Der hat sie hier ertappt und niedergeschossen. Ihr eigenes
Schicksal hat das junge Mädchen zu einem jungen Mann getragen, den sie so
sehr liebt, daß sie um seinetwilien den Vater vergiftet. Den jungen Mann
sieht sie in ein anderes, fremdes Schicksal verwirrt, dies andere Schicksal einer
fremden Frau wieder in ein anderes. Der Oberst, der sich betrogen wußte,
der alle Offiziere seines Regiments verdächtigt hat und jeden einzelnen,
hat jene Flucht von damals seinem Regiment als Schmachlegende ange¬
dichtet, hat den Todesritt als ein patriotisches Sühneopfer inszeniert, nur
um alle seine Nebenbuhler einer großartigen Rache zu opfern. Er selbst
glaubt aber weder an die Sühne noch an die Schmach. Die Kraft seiner
Legende aber hat den alten Mann wieder entzündet, hat ihn verführt, sich
als den Schuldigen triumphierend zu betrachten. Zusammenhänge.
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