VII, Verschiedenes 2, 50ster Geburtstag, Seite 196

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1. Soth Birthday
ein äußerlichen finden. Dazu ist es natürlich notwendig, möglichst kar in
en Grenzlinien
sich zu sehen, in seine verborgensten Winkel hinein¬
Diesen Dichter,
zuleuchten. Den Mut zu seiner eigenen Natur zu haben.
voll das Ver¬
Sich nicht beirren zu lassen. Ja, das müßte das tägliche
pfindet, der so
Gebet jedes anständigen Menschen sein: Unbeirrtheit.“
Seins in sich
en mit Feier¬
Einsamkeit und Unbeirrtheit, diese Wesenspunkte
buch nicht prä¬
seines Schaffens, hat Schnitzler wie zwei Fanale aufge¬
getragene Ab¬
richtet. Durch sie ist die Einzigartigkeit seiner Kontur ge¬
schlüsse irgend
worden. Diese Durchtränktheit von Stil, der jedes Er¬
Zeitempfinden
lebnis, jede Gestalt, jeden Gedanken und jedes Wort zu
Abschluß der
einem unverkennbaren Eigenzeichen prägt. Eine native
le. Er weiß
Abgeschlossenheit hat des Dichters aristokratisches Emp¬
Ineinander¬
finden zu einer erworbenen bewußt ausgestaltet und um¬
hrendem Ver¬
friedet. So nur entging er der Gefahr, von welcher er
ben zu sagen.
wie kein zweiter bedroht war. Der Gefahr, durch den
prägnanten Einsatz des Beginnes zur Etikette seines Selbst
l, Leben und
Er kennt
8.
zu werden; an dem schöpferischen Wurf des „Anatole“
und des „Süßen Mädel“=Typus („Liebelei"), an dem
schrillen Sinnen=Neuklang des „Reigen“, künstlerisch zu
der sich den
verbluten. Ihn rettete nur seine zweifache Unbeirrtheit.
rückt, das tui
Die nach innen gerichtete, welche vor keiner Eitelkeit
an
diesem
zurückwich, keiner Lockung erlag; die, im suchenden Irrtum,
An diesem
den reinen Ausdruck aller echten und wahren Entwicklung
iltnis end¬
erkannte. Und die Abwehr der Außenwelt gegenüber.
r Schnitzlers
Einer Außenwelt, die wieder in zwei Lager zerfiel. Als
m Schnitzler¬
Schnitzlers Themen dunkler wurden, tiefer geschürft und
Weg künden,
sie, über den Einzelfall hinauswachsend, für die psycho¬
noch nicht
logischen Zusammenhänge menschlicher Geschicke die formende
kdlicher Reich¬
Klangbildung suchten, als Schnitzler sozusagen von dem
Sänger aller
einfachen Bau einer Kammermusik zur symphonischen
llen, der über
Steigerung seiner Lebensdarstellung gelangte, da ver¬
im Weltall
langten die einen ungeduldig seine Jugendwerke da capo.
ühlt, seine
Während die anderen skeptisch, mißtrauisch, verärgert dem
hriften prä¬
Dichter, der, wie zu Beginn, auch jetzt von Liebe erzählte
an solchen
und vom Sterben (nur, daß er nun so unendlich mehr
ichters nach
vom Leben und vom Tode wußte), zurufen: Es nützt
seiner Da¬
dir nichts. Du meinst, nur was anderes zu sagen. Aber
Schnitzla
wir glauben dir doch nur den Anatol. In der Art wie
suthen), daß
Schnitzler zuzuhören pflegt, mag er dies aufgenommen
m unter¬
haben. Mit dem höflich und sanft lauschend geneigten
thin Flausen
Kopf und den weitabschweifenden Blicken, die an den
göst. Es
Menschen vorbei oder durch sie hindurchschauen. Und der
Weg zu Chorus glitt an der Eigensinnigkeit des Bewußtseins
——
umfassende gesetzmäßige D
ab. Es kommt doch nur für jeden darauf an, seinen
Mach sehen wir dieses
inneren Weg zu finden.
stischen Aera konzentriert.
Gibt es aber — so möchte man fragen — gerade
wenn wir an die in Schnitzlers Werken verlebendigte
Ist nun nicht Arti
Weltanschauung knüpfen, im Menschen die entscheidende
Bildner, der Erwecker un
Willensfreiheit, die sich selbst Gebot sein kann? Ist der
welchem er Menschenschicks
Weg ins Freie, den der Dichter mit seiner Seele so innig
eben diesen vorher niemals
suchte, sein gewählter Weg gewesen oder ist er selbst nicht
Begegnen wir nicht gleich
ein Produkt von Zufällen, ein Werkzeug von Kräften,
Entwicklungsganges der
deren unerkennbarer Sinn das dumpfe Angstgefühl erzeugt,
Mach'schen Ich=Lehre, die
welches sich über sein Erleben breitet? Wer die Frage
Bewußteseins gipfelt? In
so faßt, der spürt bald, daß Schnitzlers Sicherheit
dessen Einheit geleugnet
und Befreiung, daß die Weisung seiner Bahn eben in der
einzelnen Elementarvorg#
Erkenntnis des eigenen Getriebenseins lag. Er hat sich
dieses vielgestaltige Ich n
seiner Zeit ergeben, und seine Zeit lohnte ihm dies,
in unlösliche Abhängigke
indem sie sich ihm ergab. Ganz intuitiv, wie es bei den
die Erkenntnis, welche Sc
Verarbeitern der geistig=ethischen Werte einer Epoche zu
forschten Ich gewann,
künstlerischen Synthesen immer der Fall ist, wird
welches immer stärker seit
Arthur Schnitzler zum Dramatiker auch in seinen Novellen
Entlarven und Bloßlegen
und Romanen jener wissenschaftlichen Vorgänge, die den
Wals anderes als das D
Untergrund zum Menschenbau der Zukunft bilden.
nissen, die ein furchtlos
Gerade die Wiener wissenschaftliche Schule ist es,
Selbst blickender Dichtern
in der die moderne Psychologie zur fruchtbarsten Ent¬
sprache werden für die V
wicklung gelangte. Sie hat zuerst den engen Zusammen¬
Lebenden.. Angstvolle Ma
hang zwischen physischen und psychologischen Vorgängen
neuen Seelen. Mit unendli
festgestellt. Sie hat in die Erforschung der rätselhaften
mögen nehmen sie plötzlich
Bedingungen, welche für einen psychischen Vorgang immer
Fäden wahr, die ihr Ich
einen Nervenprozeß voraussetzen, Methode und Klarheit
Abhängigkeit von Energi
gebracht. Sie hat dadurch zu wunderbar mitleidsvollen
Willen, Vorsatz, Erleben
Begriffsrevisionen geführt. Und, obwohl sie durch das
drängt.
System der experimentellen Forschung sich auf den boden¬
sicheren Fundament der Naturwissenschaften entwickelte,
Gerade Wien also
so vergaß sie trotzdem nicht an weitere, höhere, fernere,
solche Zusammenhänge be
ideale Verbindlichkeiten. Sie blieb im engen Zusammen¬
intellektuellen Verzweigung
hang mit der Philosophie. Sie gab dieser eine neue
das Intensive ihrer Dasein
Orientierung, neue Impulse, ja neue Grundlagen.
schen Gestaltungen, daran
haben. Sie sind allgemein
Die Lehre der Willens=Phänomene, die Suche nach
doch Menschen, die vor al
einer Neubegründung der Sittengesetze und die sich auf¬
Vielart des Oesterreichertur
drängenden Probleme der Willensfreiheit sind so der
spricht immer von der P
Philosophie durch die psychologische Wissenschaft geworden.
jenem Aesthetentum, das
Und wieder ist es Wien, wo für die wissenschaftliche Er¬
einen dekorativ sülisierten
kenntnis, daß zwischen physischen und psychischen Phänomenen
die Grenzen aufzuheben sind, ein Philosoph die große mutige, duftig=sinnliche K
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