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1. Soth Birthday
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in den Werken dieses Dichters schwingt, in Grazie gehüllt.
umfassende gesetzmäßige Denkformel gegeben hat. In Ernst
en darauf an, seinen
Gewiß spürt man das gräzisierende Maß gesuchter Pro¬
Mach sehen wir dieses Geistesbewußtsein einer moni¬
portionen. Unsere Stadt verdankt ihr den Adel ihrer alten
stischen Aera konzentriert.
an fragen — gerade
und ihrer neuen Kunst. Mehr noch aber denn als Aesthet,
Werken verlebendigte
der diese Atmosphäre sinnlicher Erregbarkeit genießt, steht
Ist nun nicht Artur Schnitzler der künstlerische
chen die entscheidende
Artur Schnitzler als dramatischer Bildner der Menschenart
Bildner, der Erwecker und Schöpfer eines Daseins, in
t sein kann? Ist der
unserer Stadt nahe. Er hat ihrem Wesen die Schicksale,
welchem er Menschenschicksale laut werden läßt, die aus
tseiner Seele so innig
die Konflikte, die Seelenfärbung seiner Helden ent¬
eben diesen vorher niemals noch gültigen Formenerwachsen?
oder ist er selbst nicht
nommen. Er hat sein Werk aus dem Herzen Wiens ge¬
Begegnen wir nicht gleich an der ersten Gabelung seines
Perkzeug von Kräften,
schnitten. Das Wien der Schöpferischen, welches noch mehr
Entwicklungsganges der unbewußten Anwendung der
pfe Angstgefühl erzeugt,
der Hämischen besitzt. Das Wien der sinnlichsten Lebens¬
Mach'schen Ich=Lehre, die in der Zergliederung des Ich¬
bejahung und der cynischesten Vernichtungen. Das Wien
tet? Wer die Frage
Bewußteseins gipfelt? In der Aufösung des Ich=Begriffes,
Schnitzlers Sicherheit
der weichesten Liebeslaute und der brutalsten Egoismen.
dessen Einheit geleugnet und nur als ein Komplex von
ner Bahn eben in der
Das Wien, welches ebenso unermüdlich Genies erzeugt,
einzelnen Elementarvorgängen dargestellt wird? Die
als es Genies vernichtet. Dieses haltlose, katzengemütliche,
eins lag. Er hat sich
dieses vielgestaltige Ich mit den Vorgänger. im Weltall
Zeit lohnte ihm dies,
impulsive und träge, dieses sehnsüchtig verlangende und
in unlösliche Abhängigkeitsbeziehungen bringt? Was ist
frech abweisende Wien. Es mußte die Heimstatt sein, in
ktuitiv, wie es bei den
die Erkenntnis, welche Schnitzler von seinem objektiv durch¬
Werte einer Epoche zu
der die Menschen mit all den dunklen Begierden, mit den
forschten Ich gewann, anderes, als jenes Welkgefühl,
wird
schwankenden Willensenergien, mit ihren heißen Trieben
der Fall ist,
welches immer stärker sein Schaffen durchflutet; jenes
luch in seinen Novellen
und dem skeptischen Unglauben an ihr Selbst werden
Entlarven und Bloßlegen tiesster menschlicher Beziehungen.
konnten, welche dem „Ruf des Lebens“ erlagen, die den
en Vorgänge, die den
Was anderes als das Deuten von heimlichen Geständ¬
„Einsamen Weg“ sich bereitet hatten und die im „Weiten
Zukunft bilden.
nissen, die ein furchtlos in die Abgründe des eigenen
Land“ von Dichters Gnaden so verzeihend entsühnt werden.
ftliche Schule ist es,
Selbst blickender Dichter wagt, und die ihm zur Schlüssel¬
Vis dieses Menschentum im „Medardus“ zum Charakter¬
ur fruchtbarsten Ent¬
sprache werden fün die Verschlossenheiten der mit ihm
zeichen der Historie geprägt wurde, um in der „Hirtenflöte“,
en engen Zusammen¬
Lebenden.. Angstvolle Menschen, das sind sie vorerst, diese
endlich über jedes Volkliche und Zeitliche hinweg zu einem
hologischen Vorgängen
neuen Seelen. Mit unendlich geschärftem Apperzeptionsver¬
Gesang der Seelennot aller Erlebenden sich zu erheben.
ung der rätselhaften
mögen nehmen sie plötzlich zarteste, aber unerbittlich feste
So arbeiten an der Besiegung des Menschen von heute
ischen Vorgang immer
Fäden wahr, die ihr Ich in Abhängigkeit bringen. In
durch einen wahreren Menschen — Dichter — jeder nach
Methode und Klarheit
Abhängigkeit von Energien, deren Strömen irgendwie
„seinem inneren Weg“. Bernard Shaw, indem er seinen
nderbar mitleidsvollen
Willen, Vorsatz, Erleben in die Zickzaclinie des Zufalles
Geschöpfen die Maske der Pose, der inneren und der
bwohl sie durch das
drängt.
äußeren, schonungslos herunterreißt. Gerhardt Hauptmann,
ng sich auf den boden¬
indem er mit der quellenden Inbrunst eines Christus durch
senschaften entwickelte,
Gerade Wien also war der Boden, auf welchem
Mitleid ein Neuland der Seelen schafft; Herbert Eulenburg,
tere, höhere, fernere,
solche Zusammenhänge des Zeitbewußtseins in allen ihren
indem er seine Helden einen furchtbaren, animalisch¬
im engen Zusammen¬
intellektuellen Verzweigungen üppig gedeihen konmen. Und
dampfenden, erschöpfenden Kampf mit ihren Trieben, mit
ab dieser eine neue
das Intensive ihrer Daseinsechtheit liegt in den Schnitzler¬
der Wildheit ihres Blutes, mit allen Schrecken attavistischer
e Grundlagen.
schen Gestaltungen, daran, daß sie ein doppeltes Leben
Dumpfheit bestehen läßt. Artur Schnitzler aber dadurch, daß
haben. Sie sind allgemein gültige Menschen, und wieder
omene, die Suche nach
er Klarheit verbreitet über unsere Ohnmacht den Ungeklärt¬
doch Menschen, die vor allem und im besonderen in der
etze und die sich auf¬
heiten gegenüber. Daß er Zwischenspiele von Leib und
Vielart des Oesterreichertums suggestiv schimmern. Man
freiheit sind so der
Seele, daß er die Mächte des Unterbewußtseins mit ver¬
spricht immer von der Wesensgleichheit Schnitzlers mit
Wissenschaft geworden.
seinerten Sinnestastern erfühlt und Dinge ins Leben ge¬
jenem Aesthetentum, das Wiens Kunstproduktion stets
ie wissenschaftliche Er¬
rufen hat, welche bisher bei „den Müttern“ ruhten. Die
einen dekorativ sülisierten Zug verlieh. Gewiß ist der an¬
psychischen Phänomenen
B.Z.
Philosoph die große mutige, duftig=sinnliche Klang heiterer Gebundenheit, der! Demut des Verstehens lehrt Schnitzlers Werk.
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1. Soth Birthday
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in den Werken dieses Dichters schwingt, in Grazie gehüllt.
umfassende gesetzmäßige Denkformel gegeben hat. In Ernst
en darauf an, seinen
Gewiß spürt man das gräzisierende Maß gesuchter Pro¬
Mach sehen wir dieses Geistesbewußtsein einer moni¬
portionen. Unsere Stadt verdankt ihr den Adel ihrer alten
stischen Aera konzentriert.
an fragen — gerade
und ihrer neuen Kunst. Mehr noch aber denn als Aesthet,
Werken verlebendigte
der diese Atmosphäre sinnlicher Erregbarkeit genießt, steht
Ist nun nicht Artur Schnitzler der künstlerische
chen die entscheidende
Artur Schnitzler als dramatischer Bildner der Menschenart
Bildner, der Erwecker und Schöpfer eines Daseins, in
t sein kann? Ist der
unserer Stadt nahe. Er hat ihrem Wesen die Schicksale,
welchem er Menschenschicksale laut werden läßt, die aus
tseiner Seele so innig
die Konflikte, die Seelenfärbung seiner Helden ent¬
eben diesen vorher niemals noch gültigen Formenerwachsen?
oder ist er selbst nicht
nommen. Er hat sein Werk aus dem Herzen Wiens ge¬
Begegnen wir nicht gleich an der ersten Gabelung seines
Perkzeug von Kräften,
schnitten. Das Wien der Schöpferischen, welches noch mehr
Entwicklungsganges der unbewußten Anwendung der
pfe Angstgefühl erzeugt,
der Hämischen besitzt. Das Wien der sinnlichsten Lebens¬
Mach'schen Ich=Lehre, die in der Zergliederung des Ich¬
bejahung und der cynischesten Vernichtungen. Das Wien
tet? Wer die Frage
Bewußteseins gipfelt? In der Aufösung des Ich=Begriffes,
Schnitzlers Sicherheit
der weichesten Liebeslaute und der brutalsten Egoismen.
dessen Einheit geleugnet und nur als ein Komplex von
ner Bahn eben in der
Das Wien, welches ebenso unermüdlich Genies erzeugt,
einzelnen Elementarvorgängen dargestellt wird? Die
als es Genies vernichtet. Dieses haltlose, katzengemütliche,
eins lag. Er hat sich
dieses vielgestaltige Ich mit den Vorgänger. im Weltall
Zeit lohnte ihm dies,
impulsive und träge, dieses sehnsüchtig verlangende und
in unlösliche Abhängigkeitsbeziehungen bringt? Was ist
frech abweisende Wien. Es mußte die Heimstatt sein, in
ktuitiv, wie es bei den
die Erkenntnis, welche Schnitzler von seinem objektiv durch¬
Werte einer Epoche zu
der die Menschen mit all den dunklen Begierden, mit den
forschten Ich gewann, anderes, als jenes Welkgefühl,
wird
schwankenden Willensenergien, mit ihren heißen Trieben
der Fall ist,
welches immer stärker sein Schaffen durchflutet; jenes
luch in seinen Novellen
und dem skeptischen Unglauben an ihr Selbst werden
Entlarven und Bloßlegen tiesster menschlicher Beziehungen.
konnten, welche dem „Ruf des Lebens“ erlagen, die den
en Vorgänge, die den
Was anderes als das Deuten von heimlichen Geständ¬
„Einsamen Weg“ sich bereitet hatten und die im „Weiten
Zukunft bilden.
nissen, die ein furchtlos in die Abgründe des eigenen
Land“ von Dichters Gnaden so verzeihend entsühnt werden.
ftliche Schule ist es,
Selbst blickender Dichter wagt, und die ihm zur Schlüssel¬
Vis dieses Menschentum im „Medardus“ zum Charakter¬
ur fruchtbarsten Ent¬
sprache werden fün die Verschlossenheiten der mit ihm
zeichen der Historie geprägt wurde, um in der „Hirtenflöte“,
en engen Zusammen¬
Lebenden.. Angstvolle Menschen, das sind sie vorerst, diese
endlich über jedes Volkliche und Zeitliche hinweg zu einem
hologischen Vorgängen
neuen Seelen. Mit unendlich geschärftem Apperzeptionsver¬
Gesang der Seelennot aller Erlebenden sich zu erheben.
ung der rätselhaften
mögen nehmen sie plötzlich zarteste, aber unerbittlich feste
So arbeiten an der Besiegung des Menschen von heute
ischen Vorgang immer
Fäden wahr, die ihr Ich in Abhängigkeit bringen. In
durch einen wahreren Menschen — Dichter — jeder nach
Methode und Klarheit
Abhängigkeit von Energien, deren Strömen irgendwie
„seinem inneren Weg“. Bernard Shaw, indem er seinen
nderbar mitleidsvollen
Willen, Vorsatz, Erleben in die Zickzaclinie des Zufalles
Geschöpfen die Maske der Pose, der inneren und der
bwohl sie durch das
drängt.
äußeren, schonungslos herunterreißt. Gerhardt Hauptmann,
ng sich auf den boden¬
indem er mit der quellenden Inbrunst eines Christus durch
senschaften entwickelte,
Gerade Wien also war der Boden, auf welchem
Mitleid ein Neuland der Seelen schafft; Herbert Eulenburg,
tere, höhere, fernere,
solche Zusammenhänge des Zeitbewußtseins in allen ihren
indem er seine Helden einen furchtbaren, animalisch¬
im engen Zusammen¬
intellektuellen Verzweigungen üppig gedeihen konmen. Und
dampfenden, erschöpfenden Kampf mit ihren Trieben, mit
ab dieser eine neue
das Intensive ihrer Daseinsechtheit liegt in den Schnitzler¬
der Wildheit ihres Blutes, mit allen Schrecken attavistischer
e Grundlagen.
schen Gestaltungen, daran, daß sie ein doppeltes Leben
Dumpfheit bestehen läßt. Artur Schnitzler aber dadurch, daß
haben. Sie sind allgemein gültige Menschen, und wieder
omene, die Suche nach
er Klarheit verbreitet über unsere Ohnmacht den Ungeklärt¬
doch Menschen, die vor allem und im besonderen in der
etze und die sich auf¬
heiten gegenüber. Daß er Zwischenspiele von Leib und
Vielart des Oesterreichertums suggestiv schimmern. Man
freiheit sind so der
Seele, daß er die Mächte des Unterbewußtseins mit ver¬
spricht immer von der Wesensgleichheit Schnitzlers mit
Wissenschaft geworden.
seinerten Sinnestastern erfühlt und Dinge ins Leben ge¬
jenem Aesthetentum, das Wiens Kunstproduktion stets
ie wissenschaftliche Er¬
rufen hat, welche bisher bei „den Müttern“ ruhten. Die
einen dekorativ sülisierten Zug verlieh. Gewiß ist der an¬
psychischen Phänomenen
B.Z.
Philosoph die große mutige, duftig=sinnliche Klang heiterer Gebundenheit, der! Demut des Verstehens lehrt Schnitzlers Werk.
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