VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 17

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BRIEF. VON KARL SCHÖNHERR.
Heine Mutter hat mich schon als kleinen fünfjährigen Racker nie dazuge¬
bracht, zu Onkels Geburtstag mit einem Blumensträußchen in der Hand
ein schönes Verslein aufzusagen; da halfen weder Zuckerln, noch
214 Drohungen, ich tat es einfach nicht. Und ich hatte doch den Onkel so
gern. Gerade so bin ich auch heute. Ich schätze Schnitzler sehr, aber ich
gratuliere nicht „zum Geburtstag.“
DAS MARCHEN. VON HEINRICH TEWELES.
Is sind jetzt zwanzig Jahre, daß ich die Bekanntschaft Schnitzlers
machte. Ich war damals Dramaturg des Königlichen Deutschen
Landestheaters und bekam im Einlauf ein Stück in die Hand,
2 das auf noch schlechterem Papier gedruckt war, als sonst von
den Theaterverlegern spendiert zu werden pflegt. Ich begann das Stück,
dessen Autor einen mir unbekannten Namen trug, zu lesen und war bald
gefesselt. Die leichtlebigen oder sinnierenden wiener jungen Leute, die
kleinbürgerliche Häuslichkeit mit dem starken Einschlag von Theaterparfüm,
die Mischung von tiefgehender Leidenschaft und oberflächlichem Getändel,
endlich aber das Problem selbst nahmen mich gefangen.
„Woher nehmen wir das Recht, jedes Weib für rechtlos zu erklären,
das die Kühnheit hatte, zu lieben, bevor wir erschienen? .... Es ist Zeit,
daß wir es aus der Welt schaffen, dieses Märchen von den Gefallenen“.
Dieser Revolutionär Fedor Denner scheitert an der Gesellschaft, die er
revolutionieren will, aber seine These erhebt sich siegreich aus dem Zu¬
sammenbruch der beiden Liebenden.
Der junge Dramaturg eilt freudig erregt in das Zimmer des Dichters
und sagt: „Da ist ein Stück von einem außerordentlichen Talent, das
müssen wir geben.“ Angelo Neumann frägt. „Wer ist das?“. Ich antworte:
„Arthur Schnitzler!“ Angelo Neumann: „Arthur Schnitzler? Das ist ja der Sohn
meines guten Freundes Professor Schnitzler in Wien. Telegraphieren Sie sofort,
daß ich das Stück annehme.“ Befriedigt über den inhaltreichen Tag gebe ich das
Stück zum Rollenausschreiben und lasse, nachdem die bestellten Bücher gekommen,
eines davon an den Intendanten gehen. Intendant war damals der Landes¬
ausschußbeisitzer Dr. Ludwig Schlesinger, ein ausgezeichneter Charakter, ein echt
freisinniger i ann, ein kluger Kopf, in seinem politischen Amte der Finanz¬
minister des Landes, aber in seiner bürgerlichen Stellung Direktor des
Mädchen-Lyzeums. Und das nützt nichts, man kann tausendmal sogar ein
Anarchist sein, man kann sich von der ganzen menschlichen Gesellschaft
losreißen, aber man kann nicht vergessen, daß man Direktor des Mädchen¬
Lyzeums ist, wenn man gleichzeitig die Theaterzensur handhabt. Und so
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