VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 46

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nSrtdar
# Rheinisch=Westsalischen Zeitung, der
wicklung der Sozialdemokratie darstellt, wie er ge¬
Gruppe in ihren politischen Anschaut

Georg v. Skal
wissermaßen den Gesamtinstinkt der Partei ver¬
steht, erfährt man, daß es hauptsächlich
n das Bewußtsein geweckt, daß
körpert, so ist Bassermann zur Zeit der feste
treter Westfalens auf dem
Verfassung auslegen und dar¬
Anker der nationalliberalen Partei, und auch in
waren, die die Gründung der Sondero
neue Gesetze mit ihr im Ein¬
ihm vereinigt sich Geschichte und Hoffnung des
Der Kaiser und die Elsaß=Lothringer
betreiben.
sehr an den Buchstaben halten
Nationalliberalismus. Und wenn er in etwas
Kurz vor dem nationalliberalen B
* Der Kaiser weilt seit gestern im Elsaß, um
wicklung keine Rechnung tra¬
übertriebener Bescheidenheit und ohne genügende
am Samstag, hielt die freikonsc
g ist durchaus revolutio¬
wie in jedem Jahre, der Hohkönigsburg einen
Berücksichtigung parteigeschichtlicher Tatsachen be¬
und Reichspartei eine Sitzung
hauptete, die Politik der Parteien werde nicht von
n selbst das wohl kaum zum
Besuch abzustatten. Diesen Anlaß benützt der
samtvorstandes ab. Aus den Berichte
Abgeordneten und Generalsekretären gemacht, son¬
Pariser „Matin“, um sich ein Märchen über die
Er erkennt die tiefgehende
dern von den Delegiertentagen, und wenn er in
konservativen Presse ist zu entnehmen
Massen und macht sie sich zu¬
Stellung des Kaisers zu den Elsaß-Lothringern
Konsequenz dieser Darstellung eine Bassermann¬
Führer der Partei im preußischen Ab
en erzählt, daß alle seine Geg¬
aus Straßburg melden zu lessen. Am Montag
Politik in der nationalliberalen Partei ablehnte,
hause Freiherr v. Zedlitz und N
behallung der vorhandenen po¬
vormittag hat der Kaiser bei Staatssekretär
so möchten wir demgegenüber sagen: wir wünsch¬
der den Hauptvortrag hielt, darin
ngen wirken, Reaktionäre,
Zorn v. Bulach in Straßburg das Frühstück
ten, daß die Bassermann=Politik in der national¬
essante Aeußerungen über die ander
8 und Feinde des Volkes seien.
eingenommen. Dabei soll sich, wie der Matin
liberalen Partei auch fernerhin dominieren möge
machte. Die Nationalliberalen tadelte
Land besteht aber nicht in der
„aus bester Quelle“ erfahren haben will, die Un¬
und bie Haltung derselben maßgebend beinflusse.
sich nach seiner Ansicht zu weit „nach
sevelts, der unzweifelhaft wie¬
terhaltung auch auf die zahlreichen Zwischenfälle
Bassermann hat es mit Deutlichkeit hervor¬
wickelten, dagegen lobte er das Centru
gehoben, und wir unterschreiben dies auch von un¬
b werden würde, wenn er noch
im ellaßelothringischen Landtag seit Einführung
sind die Centrumsführer starke und
serer Seite: zwischen der nationallibera¬
denten gewählt werden sollte,
der Verfassung bezogen hahen. Dies habe den
Gegner der Sozialdemokratie.“ Von
len Partei und der fortschrittlichen
hren, die er ausstreut.
Kaiser zu folgenden Bemerkungen veranlaßt:
Volkspartei bestehen Gegensätze, die ver¬
lervativen sagte er:
amerikanische Volk gewiß nur
Wenn das so weiter fortgeht, schlage ich die
wischen oder leugnen zu wollen durchaus verfehlt
in
Was die Konservativen anlangt so
ganze Verfassung von Elsaß=Lothringen
knn es endlich aufhört, die 125
sein würde. Aber gleichzeitig hat Bassermann auch
Scherben. Bis jetzt kennen sie mich nur von
#tig, daß, nachdem durch die Vorgäng
ung als ein Heiligtum zu be¬
die Berührungspunkte beider Parteien!
meiner guten Seite, man kann mich aber auch
bei Todesstrafe nicht gerührt!
Profeß ist die Nonne für die Wel
Begleitmusik. Schnitzler ist heiterer geworden,
wollen, aber, er bewunderte und beneidete alle
Man sagt, manche jugendliche adelige
erstnen eee
weil ja reife Menschen meist froher sind als junge,
starken schönen Menschen. die nicht von des Ge¬
Italiens ersten Familien wäre in di
voll unerfüllter Sehnsucht und voll Konflikte.
undernd las und besonders
dankens Blässe angekränkelt, nicht die tausend
nicht ganz freiwillig gegangen. Aber
strichen hatte, nahm er mir den
Herr seiner Kunst, kennt er auch ihre Grenzen.
Stimmungen und Zweifel des Schaffenden kennen.
darüber nicht zu erfahren.
In heiliger Scher fern jedem Dilettantismus
nd und blätterte in ihm. Da
Mittelgroß, eher zur Fülle neigend, mit einem
end und fortan plauderten wir
und dem Schein, schafft er nicht überhastete, wohl¬
Gesehen hat diese Nonnen noch nic
etwas weichen Gesicht, gütigen Augen und nach¬
durchbildete, abgerundet reife Werke. Und lächelnd
In, wie es ihm und mir beliebte.
staatliche Kommissarius, der jedes Ic
denklich liebenswürdigem Lächeln leicht feminin,
kann er an seinem fünfzigsten Geburtstag wie¬
chnitzler ist eine Aerztedynastie.
Kloster erscheint, erhält vor der inne
ist Schnitzler durch und durch Wiener und in
ie bekannte Kapazität, der ältere
derholen, was er vor zehn Jahren gesagt: „Ich
tür durch die tiefverschleierte Ober
seinen Lebensgewohnheiten der etwas verwöhnte
berühmtesten Chirurgen Wiens,
fühle meine beste Zeit vor mir!“
Buch gezeigt, in dem geschrieben ste
Mann aus gutem Haus. Nur in Wien fühlt er
ster vermählte sich mit einem
Kloster alles in Ordnung sei. Der K#
sich dauernd heimisch, wenn erjauch gern in Berlin
r Schnitzler wählte die medi¬
weilt, wo er vielfache interessante Beziehungen
unterzeichnet, daß er davon Kenntni#
Das Kloster
doch ist er wohl immer mehr
hat und in dem anregenden Kreise seines Ver¬
habe, salutiert und geht.
und das viele Traurige, Hä߬
Eine florentinische Skizze
legers „Fischer“ verkehrt. Oesterreicher und
Außer dem staatlichen Kommissari#
afte, das er kennen lernte, hat
Jude, von jener seinen, alten Kultur wie man sie
ein alter Contadino etwas Näheres
sagte, der Einblick in meusch¬
Von Alexander Dillmann
unter Oesterreichs Juden zuweilen findet, ist er
ihm viel Lebensfreude geraubt
Kloster. Contadino heißt im Floren
vielleicht gerade seiner Abstammung wegen dop¬
* Die letzte Sonne liegt auf den Hügeln von
bei allen Leuten etwas Krankes
Pachtbauer, durch den die Grundbesi
pelt empfindsam und zurückhältend mit Unrecht
Fiesole. Eine ungeheure Ruhe ist in dieser Land¬
hat gewiß sein Arztberuf seinen
nes Stück Land in Halbpacht bewirtsch
wurde ihm seine Exklusivität manchmal für Hoch¬
schaft, über die sich der Himmel in zartem Blau
fen geschärft. An seine Künstler¬
Mezzadria, die Halbpacht, ist ein al
mut ausgelegt.
hat er schon vor dem Erfolg die
spannt. Zwischen den Säulen unserer Loggia, im
Pachtsystem, nach dem Gewinn und ##
Als „Leutnant Gustl“ unliebsames Auf¬
ässigt, nur einige Privatgratis¬
grauen Duft über den Olivengärten, ziehen sich
werden. Es hat sich gut bewährt, und
sehen erregte und im „Freiwild“ das Duell
lt und sich der Dichtkunst hinge¬
die feingeschwungenen Bogen des fernen Apennin.
der Offiziere getadelt wurde, da hat man dem
florentinischen Grundbesitzer, auch
Durch das lichte Grün dieser Landschaft wan¬
Dichter, der nur ein Problem künstlerisch ohne
ruso, der ganz in der Nähe seine Vill
täglichen, angestrengten, schrift¬
deln in feierlichem Zug, gleich einer Schar beten¬
Tendenz gestalten wollte mit Unrecht vorgewor¬
sich einen Contadino, mit dem sie dur
it bildet er sich weiter, liest viel
der Mönche, dunkle Zypressen. Sie sammeln sich
fen, er sei antimilitärisch gesinnt. Dieses Urteil
tore, eine Art Aufsichts= und Vertrat
wieder an Goethe, Leller und
hat ihn gekränkt weil er stets eine starke Sym¬
gerade mir gegenüber auf dem Hügel um einen
abrechnen.
n des Stils. Mit Vorliebe be¬
pathie für die frische, unmittelbare Art des Sol¬
grauen alten Bau, zu dem sich Weingärten hin¬
in der Jahrhundertwende histo¬
Auch das Kloster hat für seinen klei
datenstandes gehegt und mit Vorliebe des eigenen
aufziehen. Ein Kloster. Eigentlich ist der Bau
rtiefte sich in die Zeit der italie¬
und Weingarten einen Contadino.
Militärjahres gedachte. Die teils dummen Ur¬
ein Schachtelwerk einzelner Baue mit Zinnen und
ice als er den „Schleier der
Proviantlieferungen in die große H
teile über seinen vielumstrittenen „Reigen“, die
und plante an einem großen ge¬
Basteien, wie eine Feste, die Generationen —
erotischen Skizzen, waren ihm auch unlieb — nur
mel, die in die eiserne Tür eingeba
ie vielleicht unbewußt, schon an
gleich als wäre sie ihnen immer noch nicht sicher
dem Drängen seiner Freunde war er gefolgt, als
der alte Bauer ist schweigsam und
Medardus“ der im Jahre
genug — stets wieder verändert aufgerichtet
er das in kleiner numerierter Zahl erschienene
gern vom Kloster; schon deswegen,
heater, das die „Beatrice“ abge¬
haben. Eine Feste gegen das Leben. Sie liegt
Bändchen, der Oeffentlichkeit übergab; ich be¬
dann immer mit der Schürze aufzieh
Alte. Er wollte nicht nur als der
einsam, mit erstorbenen, toten Zügen, auf ihrem
sitze noch ein solches Widmungsexemplar dieser
solchen Gelegenheiten nach der Ord#
e und des Süßen Mädels gelten,
Skizzen, die gewiß nicht freier sind. als eine große
Hügel. Die hohen Mauern sind ohne Fenster. Die
hre alt, sagte er: „Ich fühle meine
legen muß. Selbst der Contadino
Zahl gern gelesener, französischer Arbeiten dieser
wenigen Löcher, die man sieht, sind vergittert und
ir. ich wage mich jetzt auf weites,
das Kloster hinein. Er übergibt vor
verhängt. Man sagt, da drinnen wohnen Nonnen
Art.
Vet!“
Der in der französischen
Klostertür seine Rechnungen über
Ein echter Wiener ist Schnitzler auch in seiner
mit grauen Kutten und Kapuzen, einem Strick als
flende Einakter „Der grüne
Verkäufe und empfängt am näch
Begabung für Musik. Er hat als Junggeselle
Gürtel und tief verschleierten Gesichtern. Ihr
rt zu seinen Lieblingsschöpfungen,
schriftlich seine Weisungen. Gesp
viele Jahre auf derselben Etage mit seiner Mut¬
fall, in drei Tagen beinahe ohne
Gelübde ist ewiges Schweigen und ewiges Sich¬
ter eine behagliche Garconwohnung innegehabt
nichts.
det — wie schade, daß er so selten
verbergen vor den Blicken der Welt. Noch nie hat,
und jeden Tag mit der von ihm verehrten. alten
In dieses Kloster wird kein Arzt
pielplan erscheint!
lebendig oder tot, eine Nonne das Kloster ver¬
Dame vierhändig musiziert. In Konzerten ist er
höriger einer Nonne eingelassen. (
e kein Künstler kein Sehnsüch¬
lassen. Denn die Nonnen begraben selbst ihre
ein oft gesehener Gast und als er Anfang der
gter, wenn er nicht das ersehnte,
Gott gefällt. Der Franziskanermö
Leichen in dem kleinen Friedhof der inmitten
Vierziger heiratete da führte er eine Frau heim,
tt, und so sprach er oft davon, daß
Beichte vor der inneren Klostertür.
die eine schöne Stimme hat. So singt und klingt
ihrer Zellen liegen soll. Man erfährt es aber nie,
Eleganter, schneidiger Herrnreiter
vergitterte und dreimal verschleierte
es in dem hübschen Hein., das er draußen im
wenn jemand in diesem Kloster stirbt. Auch die
viel Muskelkraft und wenig Denk¬
ausgeschnitten, durch die die Sterben
gartengrünen Cottageviertel, fern vom Großstadt¬
as Leben unbesangen genießt, und
gctriebe, bewohnt und seine Kinder, ein kleiner Angehörigen erfahren es nicht. Denn schon mit
uen Gunst holder lächelt, als dem
würde ex nicht ernstlich tauschen Junge und ein Mädchen, zwitschern die fröhliche dem Eintritt in das Kloster und der Ablegung der hierhergetragen, ihre letzten Sünden
Wanean
Me#este