VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 77

5oth and 55th Birthdag box 39/2
Gelte 10.
junge Medardus“ und „Das weite Land“ hatten im
Burgtheater durchschlagenden Erfolg und zeigen ihn auf
der Höhe seines Könnens. In voller Schaffenskraft
stehend, ist von ihm noch manche reife Edelfrucht seines
Talentes zu erwarten, die dann ein abschließendes Urteil
gestatten wird.
Interessantes Bialt, Aien
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Arihur Schu##e feiert

am 15. Mai seinen 50. Geburtstag.
Als geborener Wiener hat er das
Wiener Leben in den sprühendsten
Farben, die seine Palette je aufwies,
gemalt. Ein Wiener, der das moderne
Wien erfaßt und mit starker Gestal¬
tungskraft wiedergab und doch im
Auslande mehr 'gelesen und gefeiert
wird, als im heimischen Wien. Es
mag die Wahrheit sein, die das durch
die ewige Schmeichelei verwöhnte
Wienertum bei Schnitzler findet
und sich in seiner ungeschminkten
Darstellung nicht erkennen will. Viel¬
leicht hat auch die starke Erotik, die
aus vielen seiner Werte spricht,
„Freiwild“ „Schleier der Veatrice“
„Reigen“, ihm die unbedingte Auer¬
lennung seines Schaffens versagt.
Die Stärke seines Könnens liegt in
der wunderbar feinen Gesprächsfüh¬
rung, im Dialog, in der plastischen
Glätte seiner Verssprache. Seine
Schwäche in der oft gewaltsamen
Führung der Handlung, die nicht
aus den Charaktern der Gestalten
organisch sich bildet, sondern ihnen
wie ein ornamentiertes Kostüm um¬
getan wird. Ein böser Berliner
Kritiker hat einmal das blutige
Wort geprägt: „Schnitzler käme aus
Liebelei und Sterbelei nicht heraus“.
Dieses Urteil, mehr witzig als richtig,
erscheint nicht ganz ungerechtfertigt.
Als Mediziner mit dem Tode ver¬
trant, erscheint dieser oft als Deus
ex machma und wirkt die Lösung des Konfliktes durch
Arthur Schnitzler.
ihn manchmal peinlich. Dies mag bis jetzt die volle
Zu seinem 50. Geburtstage.
Würdigung dieses bedeutendsten Dichters der Gegen¬
Nach einer photographischen Aufnahme aus dem Alelier d'Ora.
wart verhindert haben. Seine letzten Werke aber, „Der
—HL