VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 99

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Reterat des Verbandsturnwarts Herrn Turniehrer
Eise Kromolowski-Kattowitz, Ersatzdelegierte.
Erich Burin, Berlin: „Turnen und Sport.“
Zabrze: Dr. med. Pinczower-Kattowitz, Dele¬
Neuwahlen. Ort: Marinchaus, Ruhmessaal.
gierter.
Von 4 Uhr ab: Sportmeeting auf dem Spiel- und
Groß-Strehlitz: Willr Nothmann-Groß-Strehlitz,
Delegierter.
Sportplatz des „Bar Kochba“ in Schulzendorf.
wenn ihm auch eines fehlt, der Ernst der Liebe,
die seine Novellen und Erzählungen malen. Und
doch hat Schnitzler ein Drama geschrieben, das stark
die nur die Erde auch einem so modern sensitiven
Mann wie Bang geben kann —, wurde durch
ist in seinem Wesen, anders ist als das Wesen ringsum.
„Wien“ in das ursprünglich reine Wien seiner Sinne
„Der Ruf des Lebens“ entstand aus der Ein¬
samkeit, welche dem Dichter seine Sphäre schuf.
ein anderes Wien aufgezwungen, und er zwang sich,
Es geriet bizarr, gewagt, aber voll der gewaltig¬
ein Wien des Sinnes in seinem Geiste zu schaffen.
drängenden Sehnsüchte der Befreiung zu einem an¬
Vielmehr im Geiste des Marktes. Eine Verfehlung.
deren, das anders ist als alles umher. Das Stück
Schnitzler suchte Zusammenhänge aufzudecken. Er
wurde sanft abgelehnt.
kann es nicht. So mißlang sein Drama „Der junge
Aehnlich entstand wohl „Der Weg ins Freie“.
Medardus“. Er ging von einer Lüge aus. Sie heißt
Der „graziöse Sänger Wiens“ hätte dieses Werk
„Alt-Wien“ und ist wohl keine Notlüge, derer, die
in Wien um jeden Preis eingewurzelt sein wollen,
nie geschrieben, wenn er nicht fühlte, wie einsam
er inmitten des rauschenden Getriebes dastehe, ohne
damit sie nicht fühlen, wie entwurzelt sie selbst
Volk für seine Kunst, nur mit einer Masse von Epi¬
sind. (Sogar der Begriff „Wien, die Musikstadt“ ist
sodenmenschen zweitester Ordnung, die selbst ihr
eine dreiste Fälschung der Tatsachen aus dem Schick¬
Episodenleben nicht voll leben und sich darum in
sal ler großen Musiker, ja sogar der kleineren wie
Marschner, welche das Unglück hatten, zeitlebens oder
ihm nie befreien können, solange sie so sind, wie
die Gestalten, — nein,Figuren des Romans. Und
eine Zeitlang in Wien zu weilen.) Und diese Lüge
inmitten steht in einsamer Zerrissenheit Heinrich Ber¬
schuf ein armseliges Geschöpf eines Künstlers, der
mann, der da weiß, „daß mittelmäßige Künstler und
ein Nichts beleben will und ihm einen großen Sinn
besonders Literaten nie eine reine Seele haben
zu geben versucht ohne Unmittelbarkeit. Und dann
können. Könner und Literaten, das ist das Höchste
Historie ist nicht Schnitzlers Sache, Nur die
in der Sphäre des „Volkes“ unseres Dichters und
Episode, die Augenblickssituation erfaßt seine
jenseits, im Freien, ist die Welt für das einfache,
Kunst. Für das Geschehen fehlt ihm der Sinn
gute, reine Erleben des Christen Georg oder für
der Zusammenhänge. Das Erfühlen des Momentes
die Anfänge eines Golowski zum Ende zu .. Dieser
in seiner ganzen Fülle ist seine Meisterschaft, weil
Roman ist der Versuch einer Absage, allerdings
sie aus seinen reinen Sinnen kommt. So ist im
zart und weich, aus der weichen, vielleicht ver¬
„Medardus“ jener Augenblick, wo das geplante
weichlichten Hand des Künstlers, der das Unglück
Attentat auf Napoleon die Erwartung des Kaisers
hat, ein Wien zu besitzen, keine Gemeinschaft, auch
weckt, bis zum Schlusse dieser Szene in seiner
keine Wenigen, sondern eine Gesellschaft, Viele.
ganzen Stimmung ein Erlebnis reinster Kunst.
Der Roman hatte Erfolg. Man schüttelte
Schnitzler ist deshalb, weil er den vollen
mehrfach die Köpfe und sagte: „Jetzt ist „unser“
Seelenwert des Augenblicks erfühlen kann, kein Dra¬
Er ist
Schnitzler „unser“ Romancier geworden!“
matiker. Seine Kunst hat nicht das Bindende, das
es nicht geworden. Wird es nie werden. Dieser
die Momente an das Maß des Geschehens, die Zeit
Roman ist als Kunstwerk mißlungen; er überzeugt
angleicht. Sie hat dafür die Vollheit und Ganze
nicht, weil er überzeugen will. Doch er zeugt
des Momentes. Deshalb sind Schnitzlers Dramen
nur ein plastischer Ausdruck jener Sinnengegenwart, ] von der wahrhaft tragischen Reinheit einer Dichter¬
Scnsp. — Jan „Stafenenlaufe vorführen,
einzelne Jugendturner den Gewelrsp
führen werden, eine neuartige Uebung, die
nicht so halsbrecherisch ist, wie sie dem
weihten erscheinen mag. Ferner werden d
abteilungen ds Berliner Bar Kochba ei
seele, die def seichte, schmutzige Sand¬
gerinnsels um sie nicht trüben kann, Er“#
auch von. dem Fluch des Schaffenden, der
Zeit entstand und aus dem Stamme, de
wurzelte ihre; Helfer sind. Sich von ihr
sagen kann der Dichter nicht, er, dem der
Schaffens nicht im Ringen um den Sinn
wird, sondern für immer gegehen wal
Schauen der Sinne. Dieses Glück des 8
verknüpft sich in diesem Falle mit dem Un
die wahren Zusammenhänge jenseits de
suchen und in den stillen Stunden zuse
Wunder zu erleben, das der Zeitlichkeit
vom Gesicht breißt und mit dem Glanz
das Lehen klärt und — verklärt
ihm das Wunder;
nein, so darf¬
sagen, denn Schnitzler ist Arzt viell
ihm die Kraft. Sie ist vorhanden in de
Blut in Schnitzler wogt., Daß es reine
gibt, wie Seimitzler es ist, das ist der. Bd
diese Kraft lebendig ist, gebunden nur an
gen. Diesmal ist die Beziehung „Wien“,
das den Dichter groß machte und doch
Episode Wien Schnitzler ist fünfzig
Glückwunschumjubelt. Dieser Glückwun
nicht laut wie die Menge, er spricht’bloß
Stimme des Blutes. Sie spricht ein Gle
die Vergänglichen. Für die reinen Schafft
und die anssie glauben — eine Geschichte
Wunder; zu Bethlehem oder sonst im Rau
es oft.
Und geschicht im Wandel
Wunder des reinen Werdens
Und in ihm lebt
Glaube ist sein Teil
keine Menge, eine Einheit
ien, Mai 1012.
Siegfried St