VII, Verschiedenes 2, 50ster und 55ster Geburtstag, Seite 123

box 39/2
h
Soth and 5511, Birthday
zu lenken glaubte. erfährt es in dem Augenblick, indem seine Buches. Traf sie sein Auge, so wußte sie sein scharfer Blick
ler.
Traumwelt niederbricht. Mit fast theoretischem Witz hatfauch zu umfassen, und hinter dem leichten Schleier einer
stag, 15. Mai.
gütigen Ironie leben sie sich aus. (Ich verweise auf die pracht¬
Schnitzler das Zusammenfließen von Ernst und Spiel, Wirk¬
vollen Wiener Bürgertypen im Drama „Der junge Me¬
Kienzl=Berlin.
lichkeit und Traum in der Groteske „Zum großen
Wurstel“ behandelt. Dasselbe Thema fand den frappan¬
sdardus“.) Aber Fleisch und Blut von Schnitzlers Seele
ifzigsten Geburtstag
sind die feinbenervten melancholischen Naturen, die Frage
testen Ausdruck in dem grandiösen Einakter „Der grüne
das Buch erscheinen
ohne Antwort, die Untreuen, die die Treue suchen, die vom
Kakadn“, der am 14. Juli 1789, dem Tag der Bastillen¬
t. Damit brachte er
erstürmung, in der wüsten Kneipe Prosperes spielt, wo sich Tod Geküßten, die das Leben allein lieben. Sein eigenstes
as seiner würdig ist.
Sanskulotten, Komödianten und ahnungslose, neugierige Sein und Wesen hat Schnitzler in dem Roman eines reflekto¬
be zu der Menschen
Aristokraten bunt vermischen. Die hochgeborenen Gäste rischen Innenlebens gegeben, der „Der Wegins Freie“
ich selbst zur Freude.
applaudieren noch dem amüsanten Theaterspiel, als der eifer=heißt — wohl gerade darum so heißt, weil es für solche Men¬
kalitätsgefühl. Wir
Der Zwiespalt von
süchtige Schauspieler den leibhaftigen Herzog wirklich er=schen einen solchen Weg nicht gibt. ..
er beschenkt sich, in¬
Heim= und Fremdsein, den der Dichter aus seinem eigenen
stochen hat und vor den Türen die Revolution ausgebrochen
Schicksal übernahm, wird in dieser Dichtung zu einem mensch¬
ist. Aber der blutige Täter selbst gab sich nicht Rechenschaft,
„Mask
en und
heitlichen Schicksal, und das Rassenproblem dient nur als
als die rote Woge der Leidenschaft ihn aus dem Spiel in die
ung, weil
eine sechs
Symbol.
grause Wirklichkeit trug. Und wieder in der „Hirten¬
Schnitzle
en Dich=
nab zu dem leisen,fflöte“, einer wundervollen Novelle des letzten Buches, geht
Auch „Der Weg ins Freie“ hat das unsichtbare Mottos
Dionysia, die ein holdes, kensches Weib war, wie im Traum
„Alles fließt“. Auch hier stirbt an sich selbst eine Liebe, der
das mächtiger ist,
durch die außerordentlichen Ruchlosigkeiten ihres Lebens¬
der Lenz Ewigkeit gelogen hat. Dieses traurige Sterben,
ine und bewußten
Was hat sie verwandelt? Nein, eine Wandlung war es nicht!
diese Unfähigkeit des treuesten Willens, sein Glück festzu¬
e Leben, das mit
Aber der selbstquälerische Gatte, sinnbildlich zum ewig un¬
halten, ist ein Leitmotiv fast aller Dramen und Erzählungen
rendes Spiel treibt,
befriedigten astronomischen Forscher gemacht, hatte sie mit
Schnitzlers. Und meist ist die natürliche Selbstsucht des
meinen. Schnitzlers
dem Frevelmut seines Skeptizismus ihren eigenen, noch
Mannes furchtbar. In die leichtlebige Sphäre des Lese¬
tisch=frivolen Szenen
schlummernden Trieben übergeben die er wachrief, indem er
knaben „Anatol“ fallen nur erst matte Schatten. In
bikuräers, hatte Hof¬
sein argloses Weib verpflichtete, rücksichts= und reuelos jede
„Liebelei“ jedoch, Schnitzlers populärstem Schauspiel, ist
in der Tiefe erlauschtem Wunsche nachzugehen. Befreit von
dieser Schatten schwarz wie der Tod, ist er des Todes
allen Hemmungen, treibt nun das Leben mit Dionysia ein
Schatten. Der junge Fritz mag nur um Weniges reifer sein.
wildes, brausendes, vernichtendes Spiel.
raurig,
als Anatol, doch kann er als er für eine andere Frau, für,
„Sicherheit ist nirgends. Da wir nicht Herren unserer
eine Dame der großen Welt, sterben gehen muß, in letzter
estern,
selbst sind, entgleiten wir uns, wie uns das Leben der Be¬
Lebensstunde begreifen, daß das Glück bei dem kindlichen Ge¬

sitz der Seele, die Liebe entgleiten.“
Arthur Schnitzler, als schöpf ihm beschieden gewesen wäre, bei dem „süßen Mädel“.
Wiener ein feinstes Zuchtwahlprodukt überreifer, herbstlicher
das seiner flüchtigen Laune ein Herz voll Liebe und das ganze
Kultur; als deutscher Denker und Schwärmer ein Probiema¬
Leben entgegengebracht hat. In Schnitzlers Dichtungen er¬
tiker, der, wenn es Rätsel zu lösen gibt, sein mildes Gemüt,lischt die Liebe, oder sie wird von des Mannes Flucht er¬
Ein¬
nachdenklichen
sein eigenes Mitleid nicht schonen kann; als Jude mit mordet. (Nur einmal, in dem großzügigen Renaissarce¬
einem unendlichen Heimweh, mit dem melancholischen Drama „Der Schleier der Beatrice“ verblutet das
d Wachen,
Zweifel begabt, der selbst die Stunde des Taumels und Ge¬
Herz des Mannes an der Untreue der Geliebten; doch, was
nirgends.
hts von uns.
nusses trübt; dieser aus kostbaren Elementen zu einer Eigen=Beatrice in die wilden Abenteuer treibt, ist nicht eigentlich
ist klug.“
heit ohne Gleichen erwachsene Dichter hat selten in seinen
innere Unbeständigkeit, ist die Peitsche der Todesgefahr und
penspieler“, derSchöpfungen die robusten, gesund=animalischen Menschen ge¬!
die Brunst nach dem Leben. Die Gestalten der geopferten
is mit festen Händenlsucht. Doch wohl in einzelnen Einaktern des „Reigen"=]Christine (nebenbei ein wunderlibes Menschengedicht aus